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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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Mudschahid nickte. Offensichtlich gefielen ihm Gaults anerkennende Worte.

    »Bleibst du zum Abendessen?«, fragte Gault. »Ich habe ein paar Hühner mit einfliegen lassen. Und frisches Gemüse.«
    »Nein«, erwiderte El Mudschahid und schüttelte den Kopf, um sein Bedauern kundzutun. »Für mich geht es morgen in den Irak. Einer meiner Lieutenants hat sich ein britisches Halbkettenfahrzeug erkämpft. Ich muss mich um die Verlegung der Antipersonenminen kümmern, bevor wir es so platzieren, dass es entweder die Briten oder die Amerikaner in ihre schmutzigen Hände bekommen. Wir werden es wie immer gut inszenieren … Der vordere Teil des Fahrzeugs soll von einer Landmine in Mitleidenschaft gezogen werden, und ein oder zwei verwundete Briten werden sich noch in der Fahrerkabine befinden. Natürlich werden sie noch leben, aber ich werde sie so herrichten, dass sie keinen Mucks mehr von sich geben können. Diese Methode hat sich schon oft bewährt. Die ungläubigen Hunde sind mehr an ihren Verwundeten als an ihrer Mission interessiert. Übrigens ein Grund, warum selbst der Dümmste erkennen sollte, dass sie Gott nicht in ihren Herzen tragen und unfähig sind, als Werkzeuge Gottes eingesetzt zu werden.«
    Gault zahlte dieser allmächtigen Logik seinen Tribut. Er bewunderte El Mudschahids Intelligenz, der die Vorgehensweise der Alliierten wie seine eigene Westentasche kannte. Die Alliierten zogen es immer vor, Verletzte zu bergen, anstatt ihrem gesunden Menschenverstand zu folgen. Dieses Verhalten machte eine Sabotage für Männer wie El Mudschahid so einfach und Profit für Männer wie Gault so riesig. Schon lange bevor die Toten der Amerikaner zu vierstelligen Zahlen angeschwollen waren, hatten drei von Gaults Tochterunternehmen satte Verträge für Plastik- und Mehrkomponentensprengstoff gegen Mann und Material eingefahren. Mittlerweile trugen die Hälfte der Soldaten polymere Antischrapnell-Hemden und Shorts. Sie hatten
schon einige Leben gerettet, auch wenn es nicht viel ausmachte – außer dass Gault einen für ihn profitableren Preis herausschlagen konnte.
    Unter dem Strich hieß es jedoch: Je mehr Verluste solche Aktionen wie die El Mudschahids mit seinen cleveren Hinterhalten bedeuteten, desto größer wurde die Nachfrage nach Sicherheitsprodukten. Und obwohl Kunststoff, Petrochemikalien und Legierungen nur elf Prozent von Gaults Umsatz ausmachten, hieß es nicht umsonst, dass Kleinvieh auch Mist macht. Genauer gesagt 630 Millionen im Jahr. Es handelte sich also eindeutig um eine Win-Win-Situation.
    »Verstehe, mein Freund«, meinte Gault und ließ seine Stimme überzeugend enttäuscht klingen. »Pass gut auf dich auf, und möge Allah dein Vorhaben segnen.«
    Er beobachtete den Effekt seiner Worte auf sein Gegenüber. El Mudschahid sah gerührt aus. Köstlich, dachte Gault, einfach köstlich.
    Amirah hatte Gault schon vor langer Zeit in der richtigen religiösen Wortwahl ausgebildet, und Gault hatte sich als ein ebenso guter Student wie Schauspieler herausgestellt. Nach seinem zweiten Treffen mit dem Kämpfer – und nachdem Gault bemerkt hatte, wie gründlich seine Sachen untersucht worden waren – kam er zu der Einsicht, dass es sich lohnen könnte, in sein Gepäck die französische Übersetzung des Buchs Kurze Einführung in den Islam: Verstehe den Pfad zu wahrer Erleuchtung zu stecken. Der Autor war Europäer, der es zu einer einflussreichen Stellung in der Meinungsbildung der islamischen Politik gebracht hatte. Gault und Amirah verbrachten viele Stunden mit dem Buch, unterstrichen Schlüsselpassagen, versahen wichtige Seiten mit Eselsohren und achteten darauf, dass das Lesezeichen nie an der gleichen Stelle lag. El Mudschahid hatte das Thema hinsichtlich Gaults angeblicher Konvertierung zum Islam zwar nie angesprochen, aber jedes
Mal, wenn sich die beiden Männer trafen, verhielt er sich offener und wärmer. Während er sich früher eher ablehnend benommen hatte, schien er Gault nun zu seiner großen Familie zu zählen.
    »Ich werde rechtzeitig fertig sein, um mit Phase zwei des Plans zu beginnen«, berichtete der Kämpfer jetzt. »Du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Da bin ich mir sicher. Wenn ich dir nicht vertrauen kann, wem dann?« Sie lächelten einander an. »Die Logistik steht«, fügte Gault hinzu. »Du wirst am zweiten Juli in Amerika sein … allerspätestens am dritten.«
    »Das wird eng.«
    Gault schüttelte den Kopf. »Der Zeitplan lässt auf diese Weise weniger Platz für

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