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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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sich nicht um, und Gault zwang sich dazu, den roten Punkt zwischen ihren Schulterblättern zu fixieren. Sei ein gottverdammter Mann, ermahnte er sich.
    Amirah.
    Und dann redete sie mit ihm.
    »Sebastian«, sagte sie.
    Sie drehte sich langsam zu ihm um. Ihr Kopf war nach vorne geneigt und blickte auf den roten Laserpunkt auf ihrer Brust direkt über ihrem Herzen. Dann sah sie in seine Richtung.
    Gault spürte, wie eine eiskalte Hand in seine Brust fuhr und sein Herz zu einem Klumpen Eis gefror. Amirahs Augen waren aufgerissen und glasig. Sie fieberte. Mit einer Hand zog sie den schwarzen Schleier ihrer Burka von ihrem Gesicht, um den Blick auf ihren lächelnden Mund freizugeben. Ihre makellose olivfarbene Haut wies einen blassen, kränklichen Teint auf, und ihre vollen Lippen waren mit frischem Blut verschmiert.
    »Sebastian«, sagte sie erneut, als sie ihre Zähne entblößte und ihr Lächeln dem bösartigen Knurren animalischen Hungers wich.
    »Amirah.« Gault schreckte entsetzt zurück. »Was hast du getan?«
    Sie trat auf den Schlitz in der Wand zu. Selbst durch die schmale Öffnung konnte Gault sie riechen. Der grässliche Gestank verwesenden Fleisches stieg in seine Nase wie ein schweres Parfüm, das direkt aus der Hölle zu kommen schien.
    »Seif-al-Din«, flüsterte sie und beugte sich herab, um durch die Öffnung zu blicken.
    »Du … Du bist infiziert!« Seine Hand fing erneut zu zittern an. Vor Schreck ließ er beinahe die Waffe fallen.
Schweiß stand ihm auf der Stirn, und das Blut rauschte in seinen Schläfen. »Was hast du getan?«, wiederholte er angsterfüllt.
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte. »Nein, Sebastian. Ich bin nicht infiziert. Ich bin wiedergeboren . Ich bin jetzt lebendiger als je zuvor.«
    »Aber es wird dich töten!«
    Wieder schüttelte sie den Kopf. »Das Pathogen ist nicht mehr tödlich … Ich habe es perfektioniert. Du hast nur Generation sieben erlebt.« Sie kicherte. »Das hat dir einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Sebastian. Du hast wie eine Frau gekreischt.« Sie wischte sich den Schleim von ihren Lippen. »Mein geliebter Mann El Mudschahid hat Generation zehn inzwischen auf die amerikanische Bevölkerung losgelassen. Sie werden bald alle sterben, Sebastian. Alle. Seif-al-Din ist so schnell.« Sie schnipste mit den Fingern, und Gault kam ins Taumeln.
    »Generation zehn? Du bist verrückt geworden.« »Ich bin unsterblich geworden«, gab sie zurück. »Versteh doch … Uns gelang der Durchbruch, Sebastian. Wir haben so lange und so hart daran gearbeitet, und du dachtest, dass wir uns mit Generation drei zufriedengeben würden. Ha! Generation zehn zeigt sofortige Wirkung. Der Körper wird augenblicklich reanimiert. Keine Verzögerungen, keine Zeit, um die Person in Quarantäne zu bringen. Generation zehn ist die perfekte Plage.«
    »Perfekt?« Das Wort schmeckte wie Gallensaft in seinem Mund.
    Sie ignorierte ihn, so sehr war sie von ihrer eigenen Kreation gefangen genommen. »Aber das ist lange her. Generation elf war eine Enttäuschung … Aber Generation zwölf !« Sie betonte die Zahl voller Genuss und Begeisterung. Gault wurde angst und bange. »Wir haben einen völlig neuen Zweig der Wissenschaft beschritten. Das ganze letzte Jahr habe ich daran gearbeitet, während du mich
hier im Bunker allein gelassen hast. Generation zehn hat schon existiert, ehe du überhaupt von der zweiten Generation erfahren hast.« Sie lachte, als sie Sebastians verletzten und schockierten Gesichtsausdruck sah. »Aber was nützt uns die Plage, wenn wir kein Gegenmittel haben? Doch jetzt … Oh, Sebastian, es ist wie Feuer in meinem Blut! Ich kann spüren, wie es durch mich hindurchschießt!«
    »Du … Du hast es dir selbst injiziert? Du hast dich freiwillig in eines deiner Monster verwandelt?«
    »Sehe ich wie ein Monster aus?«, fragte sie und schob ihre Brüste an den Schlitz. »Bin ich ein Monster, Sebastian?«
    »O Gott …«
    Amirahs Gesicht verwandelte sich schlagartig, als sie die Hände von ihren Brüsten nahm und sich gegen die Wand stemmte. Es schien, als ob sich eine neue Person hinter den Augen zeigen würde, die ihn jetzt durch den Schlitz anfunkelten. »Gott? Wie kannst du es wagen, ihn beim Namen zu nennen? Dein Gott ist Schund, ein wertloser Haufen Dreck.«
    Gault hob die Waffe.
    »Du weißt doch noch nicht einmal, was es heißt, zu Gott zu beten. Du wirst es auch nie wissen, Sebastian, du wirst ihn nie in jedem deiner Gedanken, jedem Atemzug spüren, du wirst nie seine

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