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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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Worte über den Wüstensand wehen sehen. Du tust so, als ob du die Worte des Propheten liest, um El Mudschahid hinters Licht zu führen. Aber die Worte haben nie deine Seele erleuchtet. Glaubst du etwa, dass du mich zur Hure gemacht hast? Glaubst du etwa, dass ich wirklich meinen Mann betrügen würde, mein Volk, meinen Glauben – für dich?« Sie spuckte ihn an, und er wich weiter zurück. Würde ihn bereits die Spucke der zwölften Generation anstecken? Wieder hob er die Pistole und richtete den roten Laser auf ihre Stirn, so dass er einem indischen Kastenzeichen glich.

    »Ich habe dich geliebt«, murmelte er hilflos. Dann hörte er sich die Worte noch einmal sagen und merkte, dass er von der Vergangenheit sprach, nicht von der Gegenwart. Und das brach ihm beinahe das Herz. Vor seinem inneren Auge sah er, wie er den Lauf seiner Waffe von ihr abwandte und die Pistole stattdessen an seine eigene Schläfe führte. In diesem Moment kam es ihm besser vor, sein Dasein jetzt zu beenden, als noch länger mit diesem Schmerz leben zu müssen.
    Doch obwohl seine Hand nicht mehr zitterte, drückte er nicht ab.
    Amirah achtete gar nicht auf ihn. »Bist du endlich dahintergekommen? Das musst du wohl, sonst wärst du nicht hier, Sebastian.« Sie benutzte seinen Namen wie den Hieb einer Peitsche, und es traf ihn jedes Mal tief in seinem Herzen. »Du hast geglaubt, uns gekauft zu haben. Dabei haben wir in Wahrheit nach dir gesucht. Natürlich nicht nach dir persönlich – du bist völlig irrelevant. Nein, wir suchten irgendeinen gottlosen Ungläubigen, der genügend Geld hat, um uns zu finanzieren. Es war alles so einfach!«
    Sie lachte und schüttelte den Kopf. Offensichtlich machte es ihr Spaß, ihn leiden zu sehen. »Es war so einfach, dich zu ködern. Dein Netzwerk aus Spionen hat uns Schritt für Schritt zu dir gebracht. Wir konnten dich so leicht an der Nase herumführen, dich glauben lassen, dass du alles unter Kontrolle hast, obwohl es unser Plan war – meiner und der meines Mannes. Ja … mein Mann ! El Mudschahid ist der größte aller Gotteskämpfer auf dieser Erde. Ein wahrer Soldat des Glaubens, ein Mann, der jede Sekunde seines Lebens nach den Worten des Propheten lebt und handelt.«
    »Aber … Du … Wir …«
    Sie spuckte auf den Boden. »Wir? Wir haben miteinander geschlafen ? War es das, was du sagen wolltest?« Ihre Stimme ließ den Akt selbst auf einmal widerlich erscheinen.
»Ich bin kein Mann, Sebastian. Ich ziehe nicht mit Pistolen und Messer in die Schlacht wie mein Mann und seine Soldaten. Ich bin eine Frau und dazu gezwungen, andere Waffen zu benutzen … Ganz egal, wie ekelhaft und erniedrigend es war, meinen Körper dir gegenüber zu öffnen.«
    »Nein«, widersprach Gault zutiefst verletzt. »Ich weiß, dass du mich geliebt hast. Ich weiß es!«
    Wieder sah er ein Flackern in ihren Augen, und für einen Moment schien es so, als ob die alte, träumerische Amirah zu ihm zurückkommen würde. Gault wusste – dessen war er sich ganz sicher -, dass er Spuren der Liebe in ihren Augen erkannte. Doch schon im nächsten Moment starrten ihn wieder die harten, unnachgiebigen Augen des Monsters in Amirahs Körper an.
    »Jeden Tag werfe ich mich auf die Knie und bitte Allah um Vergebung für das, was ich getan habe – obwohl es sein Wille war und nur um seinetwillen geschah. Du hast mich in den Augen Gottes zu einer Hure gemacht, Sebastian. Mit wie vielen Toden musst du dafür bezahlen?«
    Hinter Amirah war ein merkwürdiges Geräusch zu hören. Die Wissenschaftler und Techniker fingen zu flüstern an. Manche protestierten geschockt, andere waren wutentbrannt. Amirah trat beiseite, so dass Gault sehen konnte, was hinter dem Schlitz vor sich ging.
    »Sie glauben, dass wir ein Gegenmittel besitzen«, erklärte sie sanft, als mehr als zwei Drittel des Personals zu Boden sank. »Sie glauben, dass wir alle sicher sind vor Seif-al-Din .«
    »Was hast du getan?«
    Sie wandte sich wieder zu ihm. »Ich habe meine besten Leute – einige Krieger, einige Wissenschaftler – der zwölften Generation geopfert. Genau wie mich selbst.« Sie hob den Arm und krempelte den Ärmel zurück, um den Einstich einer Spritze zu zeigen. Von dem dunklen Punkt breiteten
sich schwarze Fäden wie ein Spinnennetz über ihren Arm aus.
    »Du hast deine eigenen Leute auf dem Gewissen?«
    »O nein, so kann man das nicht sagen … Der Rest wurde Generation zehn geopfert. Schon bald werde ich die Tore des Bunkers öffnen, und sie werden sich

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