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Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
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Betrieb und beherbergten nur noch alte Styroporschalen und Plastikfolien. Die andere Tür war verriegelt.
    »Die gehört mir«, sagte Ollie und zog ein professionell wirkendes Dietrich-Set aus seiner Seitentasche. Er kniete sich vor die Tür und machte sich an die Arbeit. Ich hatte selten ein so schönes Set gesehen, und Ollie machte ihm alle Ehre. Zugegebenermaßen nicht gerade die Standardausrüstung eines Soldaten. Ich würde ihn später danach fragen müssen.
    Ich vernahm ein leises Surren in meinem Ohr und hob die Hand, um die anderen um Ruhe zu bitten. Es gab zwar ein elektrostatisches Knistern in der Verbindung, aber ich konnte Grace Courtlands Stimme trotzdem deutlich hören: »Thermischer Scan weist auf multiple Tangos hin.« »Tango« oder »T« war der Code für Terrorist.
    »Anzahl?«
    »In Gruppen. Vielleicht zwanzig, vielleicht vierzig. Schwer zu sagen.«
    »Wiederholen.«
    Sie tat es und bat dann um Bestätigung der erhaltenen Informationen.
    »Echo eins copy.«
    »Alpha vor Ort«, sagte sie. »Cops sind auf Standby.«
    »Copy. Befehl?«
    »Mit Vorsicht fortfahren.«
    »Copy. Echo eins out.«
    Ich winkte die Männer heran. Wir gingen in die Hocke und steckten die Köpfe zusammen. »Den thermischen Scans nach warten zwanzig oder mehr lebendige Kerle auf uns da drin. Über Wiedergänger wissen wir nichts, da ihre
Körpertemperatur zu niedrig ist, um von den Scans erfasst zu werden.«
    Ich beobachtete jeden, wie er auf die Nachricht reagierte. Skip machte ein ängstliches Gesicht, Bunny sah stocksauer drein; Tops Augen wurden zu schmalen Schlitzen, und Ollies Miene war wie versteinert.
    »Fünf Mann rein und fünf Mann wieder raus«, erinnerte ich sie.
    Sie nickten. »He, das hier ist nicht O.K. Corral. Es besteht kein Zweifel, dass jeder da drinnen unser Gegner ist. Vergewissert euch immer, dass ihr tatsächlich einen solchen Gegner vor eurem Lauf habt, ehe ihr abdrückt. Keine Unfälle. Ich will keinen Beschuss durch eigene Truppen.«
    »Alles klar«, flüsterten sie, wenn auch mit wenig Begeisterung.
    »Also, rein mit uns. Lasst uns die Untoten ein bisschen aufmischen.«

41
    Claymont, Delaware Dienstag, 30. Juni / 18:23 Uhr
     
    Ollie hatte die Tür geknackt, und Bunny öffnete sie vorsichtig. Nach jedem Zentimeter überprüfte er den immer breiter werdenden Spalt nach etwaigen Fallen. Es passierte nichts, als er sie schließlich ganz aufmachte. Man konnte nur das ferne Rauschen von Motoren hören.
    Diesmal ging ich voran. Meine durchnässten Schuhe schmatzten leise bei jedem Schritt. Ich war also noch vorsichtiger als sonst und nahm mir die nötige Zeit, um die Stille nicht zu stören. Der Flur war lang und leer, nur von grauen Schatten und dem ständig präsenten Nebel erfüllt. Wir schlichen geduckt einer nach dem anderen an einer Wand entlang, die Augen mal nach vorn und mal nach hinten
gerichtet. Sorgfältig prüften wir jede Tür, an der wir vorbeischlichen. Als der Flur eine Kurve machte, blieb ich stehen, ging in die Hocke und lugte vorsichtig um die Ecke. Ich bedeutete den anderen, mir zu folgen, und wir bogen nach links in den Flur. Dort stießen wir auf eine weitere verschlossene Tür, die Ollie problemlos knackte; es handelte sich allerdings nur um eine harmlose Speisekammer.
    Ich musterte für einen Moment den Inhalt der Kammer, um einen Eindruck davon zu gewinnen, mit wie vielen Terroristen wir es wohl zu tun hatten. Dann bemerkte ich, dass Top das Gleiche tat. Er warf mir einen Blick zu und zog die Augenbrauen hoch. Entweder hatten wir es mit vierzig verdammt gierigen Leuten zu tun oder mit sechzig oder achtzig durchschnittlich hungrigen.
    Wir drehten uns um und schlossen die Tür wieder.
    Der Flur machte erneut einen Knick, und wir folgten ihm weitere zwanzig Meter, bis wir zu zwei großen Klappen aus halbdurchsichtigem Plastik kamen, die sich öffneten, wenn man dagegendrückte. Wir stellten uns seitlich neben der Öffnung auf und lauschten.
    Es dauerte eine Sekunde, ehe wir uns an den Rhythmus der Vibrationen hier gewöhnt hatten und das monotone Brummen des Kompressors und andere Außengeräusche ausfiltern konnten. Dann hörten wir es.
    Ein leises, unmenschliches Stöhnen.
    Es klang so, als ob jemand einen schrecklichen Hunger hatte und sich dieser jemand direkt hinter den Plastiklappen befand.
    Skip warf Top einen nervösen Blick zu, der ihm zuzwinkerte. Vermutlich wollte er locker wirken, was ihm aber nicht so recht gelang. Ich sah meinen Männern in die Augen und wartete, bis

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