Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Patient Null

Titel: Patient Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Maberry
Vom Netzwerk:
Maschinengewehrsalven hören.

52
    DMS-Lagerhalle, Baltimore Dienstag, 30. Juni / 22:21 Uhr
     
    Ich rannte den Flur entlang zur Tür, durch die Hu gekommen war. Gus Dietrich kam in Boxershorts und Unterhemd aus seinem Zimmer gestürmt. Er sah mich und öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Aber ich stieß Dr. Hu beiseite, so dass dieser gegen Dietrich flog und gemeinsam mit ihm zu Boden ging. Ohne auf die beiden zu achten, rannte ich weiter, wobei ich aufpasste, mich nicht allzu weit von der schützenden Wand zu entfernen. Sie würde mir Rückendeckung geben, falls etwas Unerwartetes passieren sollte.
    Mein Zimmer lag recht nahe am Verladungsdock mit seinen Wohnwagen und Trailern, so dass ich es als Erster erreichte. Dort rannten verängstigte technische Assistenten und anderes Personal kopflos hin und her. Ich brüllte ihnen zu, mir aus dem Weg zu gehen.
    »Rücken ist gedeckt!«, hörte ich Bunnys Stimme und merkte erst jetzt, dass er mir folgte. Kurz darauf hörte ich Top Sims’ Stimme, der sich ebenfalls zum Einsatz meldete.
    Ich wandte mich an die anderen. »Alle raus hier! Jetzt! Die Türen schließen und endlich den Scheißalarm ausstellen!«
    Sie folgten meinen Anweisungen, während meine Männer und ich uns an den Wohnwagen vorbeischlichen. Als wir zu dem Wohnwagen von Raum zwölf kamen, stockte mir bei dem Anblick, der sich uns bot, der Atem: Ein Maschinengewehr lag rauchend auf dem Boden. Unmengen leerer Patronenhülsen waren im ganzen Zimmer verteilt. Ich konnte einen der vier Wachmänner sehen – oder zumindest das, was von ihm übrig geblieben war. Mit dem Rücken lag er über dem Wall Sandsäcke, der vor dem Maschinengewehr aufgebaut war. Die Hälfte seines Halses fehlte. Der Boden war mit Blutlachen bedeckt. Blutspritzer
hatten sich meterweit in alle Richtungen verteilt. Was immer hier geschehen war – es war brutal und schnell vorbei gewesen.
    Wir näherten uns dem Wohnwagen so leise wie möglich. Bunny schnappte sich eine der herumliegenden MP5.
    »Dieser Tag scheint kein Ende zu nehmen«, murmelte er und überprüfte das Magazin. »Leer.« Er untersuchte die Leiche des Wachmanns und fand in seiner Hose ein volles Magazin.
    »Sechs Uhr!«, flüsterte ich und spürte, wie Bunny hinter mir näher herangeschlichen kam. Top, der sich in der Zwischenzeit eine Pistole ergattert hatte, sicherte die Seiten ab. Endlich verstummte der Alarm. Auf einmal war es unheimlich still.
    »Erst die Zielperson genau ins Auge nehmen«, sagte ich leise. »Wir wissen nicht, wer infiziert und wer verschont geblieben ist. Anzahl der Gegner auch nicht bekannt.«
    Wir hielten dicht zusammengedrängt inne und sperrten die Ohren auf. Kurz darauf vernahmen wir aus zwei Richtungen schlurfende Schritte: in Raum zwölf und dahinter.
    »Ich gehe rein«, flüsterte ich. »Ihr beide schaut hinten nach.«
    »Da ist etwas total schräg«, meinte Bunny.
    »Was du nicht sagst, Klugscheißer«, knurrte Top. »Los geht’s.«
    Sie verschwanden links um die Ecke des Wohnwagens, während ich vorsichtig auf die erste Stufe trat. Die Tür zu Raum zwölf stand weit offen, und ich konnte Gestalten erkennen, die sich bewegten. Eine Waffe lag auf dem Boden – eine Glock Neun -, die aber leer war. Angespannt nahm ich die nächste Stufe, obwohl mich der Polizist in mir zur Ruhe mahnte und nach allen Seiten hin die Gegend kontrollierte. An der Tür gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass sie aufgebrochen worden war. Obwohl ich keine Zeit
hatte, mir darüber den Kopf zu zerbrechen, bereitete mir diese Tatsache doch ein leichtes Unbehagen.
    Ich holte tief Luft und betrat den Wohnwagen. Für einen Moment glaubte ich, in ein Leichenhaus gestolpert zu sein: Zwei Ärzte in Arztkitteln lagen auf dem Boden, die Arme und Beine gebrochen und seltsam verrenkt; dahinter befanden sich drei Leichen in Patientenkitteln. Sie bildeten einen blutig roten Haufen, umgeben von einer riesigen Blutlache. Der Gefangene aus der Fleischfabrik lag auf dem OP-Tisch, der normalerweise hinter einer Abschirmung verborgen stand. Jetzt waren die Sichtblenden heruntergerissen, und man konnte ihn gut sehen. Wie dem Wachmann war auch ihm die Kehle zusammen mit dem halben Hals herausgebissen worden. Die Ärzte, die ihm das Leben retten wollten, hatten ebenfalls dran glauben müssen. Der Geruch von Kordit lag in der Luft, überlagert vom Kupfergeruch frischen Bluts. Jeder der Toten hatte mehrere Kopfschüsse erhalten.
    In der hinteren Ecke des Wohnwagens konnte ich noch jemanden

Weitere Kostenlose Bücher