Patricia - Der Kuss des Vampirs
entlang, bis sie den Kopf in den Nacken legte und ihm damit unbewusst ihre Kehle darbot. Für die Gefühle, die er in ihr auslöste, fand sie keine Worte mehr. Sie wollte mehr davon, mehr von seinen Berührungen, aber als sie sich in seine Jacke krallte, um ihn näher an sich zu ziehen, schien ihn das zu ernüchtern. Er trat heftig atmend einen Schritt zurück und löste ihre Hände von seinen Jackenaufschlägen, hielt sie jedoch in den seinen, als wäre er unfähig sie nicht doch zu berühren.
»Nicht. Es tut mir Leid… Ich…«
»Mir nicht«, flüsterte sie sehnsüchtig.
»Es ist ein Spiel mit dem Feuer, Patricia«, murmelte er.
»Es wird mich nicht verbrennen«, flüsterte sie zurück.
Er studierte endlos lange ihr Gesicht, fuhr zart mit dem Finger die Linie ihrer Wangen und ihrer Lippen nach, ein fast schmerzhaftes Verlangen in den Augen, das sie erstaunte. Pat sah ihn atemlos und fasziniert an. Das war nicht mehr das zeitlose Gesicht, das sie auch von dem Bild kannte, sondern das eines Mannes, der schon alles gesehen und erlebt hatte. Aber am meisten berührten sie seine Augen. Das helle Glimmen daraus war verschwunden und stattdessen waren sie von einem dunklen Blau, in dem sich seine Pupillen schwarz und unergründlich abzeichneten. Für Sekunden hatte Pat das Gefühl, tiefer in ihn hineinzublicken als jemals zuvor in einen Menschen. Es lag Zorn in seinen Augen, Verwirrung und Schmerz. Dann erlosch auch dieser Ausdruck und eine tiefe Müdigkeit und Bitterkeit machten sich darin bemerkbar, die Pat tief ins Herz trafen.
Fast eine Minute blickte er sie so an, dann ließ er sie los und trat von ihr weg. »Nein, es wird Sie nicht verbrennen. Nicht, wenn ich es verhindern kann«, erwiderte er ernst.
Er wollte gehen, aber Pat hielt ihn am Ärmel zurück. Es war eine Sehnsucht in ihr erwacht, die noch stärker war als der Wunsch, von ihm geküsst und gehalten zu werden. Sie wollte mit ihm sprechen, ihn trösten. »Maximilian?« Es tat ihr weh, ihn unter dieser vertraulichen Anrede zusammenzucken zu sehen. Sekundenlang starrte er sie an, dann machte er sich sanft von ihrem Griff frei und ging.
Churtham war auf dem schnellsten Wege in sein Zimmer gegangen und hatte die Tür hinter sich versperrt, als könnte er damit verhindern, zu Pat zurückzukehren. Er schloss die Augen, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und lehnte sich erschöpft an die Wand. Es war ein Fehler gewesen, sie so nahe kommen zu lassen, sich an sie zu gewöhnen und ein noch größerer, sie abermals und abermals zu berühren. Es hatte ihn amüsiert, sie anfangs heimlich zu beobachten und dann ihre Bekanntschaft zu vertiefen, aber jetzt war es höchste Zeit, sich von ihr zurückzuziehen.
Er dachte daran, wie sie sich verletzt hatte. Es war ein kleiner, unbedeutender Schnitt gewesen, aber der Anblick ihres Blutes hatte ihn verwirrt. Er hatte es aus gutem Grund bisher vermieden gehabt, sie anzufassen, aber in diesem Moment, als seine Lippen ihren Finger berührt hatten um das Blut wegzuküssen, war er überwältigt gewesen. Ihre Haut hatte köstlich geschmeckt. Nach mehr. Er hatte plötzlich ihren ganzen Körper, ihr Wesen, ihre Seele besitzen wollen und viel hatte nicht gefehlt und er wäre über sie hergefallen. Eine schon seit langem unter Kontrolle geglaubte Leidenschaft war in ihm erwacht, derer er sich kaum hatte erwehren können. Bis er die Angst in ihren Augen gesehen und ihr vor Schreck dünnes Stimmchen gehört hatte. Früher hätte er sich nicht um ihre Angst gekümmert, sondern im Gegenteil, sich daran ergötzt oder versucht, sie zu betören, aber nun hatte ihre Furcht ihn selbst verstört, sodass er förmlich vor ihr geflohen war.
Schon seit längerem hatte sich etwas anderes in seine Beziehung zu Pat gemischt. In das anfängliche Amüsement war Begierde getreten. Der heftige Wunsch, sie zu besitzen, ihren schlanken Körper auszukosten und in ihr all die überwältigende Lust zu suchen, die ihm andere Frauen trotz aller raffinierten und zum Teil grausamen Liebesspiele nicht mehr geben konnten. Er begehrte sie wie schon lange keine Frau mehr zuvor, mit einer Leidenschaft, die seine Hände zittern ließ. Wie lange war es schon her, dass er ein unschuldiges Mädchen unter sich liegen gehabt hatte, wie Pat ganz zweifellos eines war? Das Verlangen sie zu verführen, mit allen Mitteln gefügig zu machen und in ihr die Wollust zu wecken, bis sie ihm mit Leib und Seele ausgeliefert war, war unerträglich stark. Ein Gefühl,
Weitere Kostenlose Bücher