Patterson James
Konzertmuschel.
»Oh«, sagte Angel. Total landete, sprang hoch, leckte Angels
Gesicht und sprang wieder in die Luft.
»Ja, oh! « , meinte ich nur.
A
n diesem Abend machten wir ein kleines Lagerfeuer und
saßen dort nahe am Wasser in einem Teil New Yorks, der
Staten Island hieß. Wir leckten unsere Wunden. Besonders ich.
Mir tat alles weh. Aber ich war auch unglaublich aufgeregt über
das, was ich im Institut herausgefunden hatte.
»Okay, wir sind alle heil, sicher und zusammen.« Ich holte tief
Luft und atmete ganz langsam aus. »Wir haben das Institut
gefunden und vielleicht das, was wir dort gesucht haben. Leute,
ich habe Namen, Adressen, sogar Fotos von Menschen
gefunden, die vielleicht unsere Eltern sind.«
Auf den Gesichtern spiegelten sich Überraschung, Schock,
unglaubliche Aufregung, aber auch Angst. Kannst du dir
vorstellen, wie es ist, deine Eltern kennen zu lernen, wenn du
zwischen sechs und vierzehn bist? Ich konnte es nicht. So viel
steht fest.
»Worauf wartest du?«, fragte Iggy. » Bitte, den Umschlag.
Mach ihn auf. Und dann soll mir jemand sagen, was drinsteht.«
Ich zitterte vor Aufregung, als ich die Blätter herausholte, die
ich im Institut ausgedruckt hatte. Hier waren die Antworten auf
die Mysterien unseres Lebens, richtig? Die anderen drängten
sich um mich, lehnten sich über meine Schultern und halfen mir,
die Seiten zu glätten.
»Max, was hat Jeb damit gemeint – du hättest deinen Bruder
getötet?«, fragte Nudge aus heiterem Himmel. Diese Frage war
so typisch für sie – wieder in ihrer eigenen Welt. »Er hat doch
nicht etwa gemeint, dass Ari dein Bruder war, oder? Ihr wart
doch nicht – ich meine – das ist ja dreifach ätzend … «
Ich hielt die Hand hoch und bemühte mich, nicht
loszuschreien. In mir explodierten fast die aufgestauten Gefühle.
»Ich weiß es nicht, Nudge«, antwortete ich und zwang mich,
ruhig zu reden.
»Aber darüber kann ich mir im Moment keine Gedanken
machen. Komm, wir wollen diese Seiten lesen. Wenn jemand
etwas Interessantes findet, soll er schreien.« Ich verteilte die
zerknitterten Blätter.
»Wer ist dein Daddy?«, rief der Gasman. »Wer ist deine
Mammi?«
A
ngel fing an, ganz langsam zu lesen. Sie sprach die Worte
laut aus. »Das verstehe ich nicht«, sagte sie nach ungefähr
zehn Sekunden.
Dann setzte sich der Gasman auf. »Hier bin ich!«, rief er.
» Hier bin ich! «
Der Gasman reichte mir seine Blätter. Ich las schnell.
Tatsächlich, da stand sein Name: »F28246eff (der Gasman).«
Mir blieb beinahe das Herz stehen.
»Hier ist eine Adresse!«, sagte ich und fuhr mit dem Finger
über die Seite. »Das ist in Virginia.«
»Ich habe auch eine Adresse und ein paar Namen«, sagte
Fang.
»Und meinen Namen. Und – o Mann – da sind auch Fotos.«
»Lass sehen! Zeig mal her!«
Alle drängten sich um Fang, der normalerweise Mr. Cool, der
Eisberg, persönlich war. Jetzt zitterte er am ganzen Leib. Wir
alle zitterten wie Espenlaub.
Nudge deutete auf das Foto in Fangs Hand. Darauf sah man
einen Mann und eine Frau, die Mitte dreißig zu sein schienen.
»Er sieht genau wie du aus, Fang. Und sie auch. Das müssen
deine Mom und dein Dad sein! Da gibt es gar keinen Zweifel!«
Dann stockte ihr die Stimme. Plötzlich weinten wir alle. Nur
Fang natürlich nicht. Er murmelte nur: »Vielleicht ja, vielleicht
nein.«
Dann lasen alle wie verrückt und blätterten die Seiten durch.
Alle suchten nach ihren Eltern. Niemand machte einen Mucks.
Bis – » Hier sind sie! Meine Mom und mein Dad!«, schrie der
Gasman.
»Einhundertsiebenundsechzig Cortlandt Lane in Alexandria,
Virginia! Angel, schau! Das sind sie. Es ist ein Wunder. Sie
sehen aus wie ich – und wie du, Angel!«
Angel starrte einen Moment lang stumm auf das Foto, dann
verzog sich ihr Gesichtchen, und sie brach in Tränen aus. Sofort
nahm ich sie in die Arme, drückte sie an mich und streichelte ihr
Haar. Eigentlich ist Angel keine Heulsuse. Als ich spürte, wie
sie vor Schluchzen bebte, zerriss es mir fast das Herz. Was für
ein Moment. Jetzt ein Foto.
»Auf diesen Seiten steht aber auch ein Haufen Unsinn«, sagte
Fang und brachte mich ins Jetzt zurück. »Zahlen und so.«
Ich sah es auch. »Warum haben sie nur einen Teil der
Informationen verschlüsselt? Das ergibt keinen Sinn.«
»Ist doch total egal!«, schrie der Gasman glücklich. »Ich habe
meine Mom und meinen Dad gefunden! J-U-U-H-U! Ich nehme
zurück, dass ich wütend auf sie war.«
Fang, der Gasman
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