Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da

Titel: Patterson, James - Alex Cross 02 - Denn Zum Küssen Sind Sie Da Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
Psychodramen. Er sprach liebend gern mit ihr über pornographische Akte: Sex mit Mädchen vor der Pubertät und mit Tieren; alptraumhaften Sadismus. Manchmal wurde er auf krankhafte Weise sogar poetisch. Er zitierte Jean Genet, John Rechy, Durrell, de Sade. Er war sehr belesen, vermutlich gebildet. »Du bist wenigstens so schlau, daß du verstehst, was ich dir erzähle«, hatte er bei einem seiner Besuche zu Naomi gesagt. »Deshalb habe ich dich ausgesucht, mein süßer Liebling.« Naomi erschrak, als sie wieder Schreie hörte. Sie lief zur Tür und legte die Wange an das kühle, dicke Holz. War es dieselbe Frau, oder brachte er eine andere um? fragte sie sich. »Hilfe, bitte, Hilfe!« hörte sie. Die Frau schrie, so laut sie konnte. Sie verstieß gegen die Hausregeln.
    »Hilfe! Ich werde hier gefangengehalten. Hilfe! Ich heiße Kate… Kate McTiernan. Hilfe!«
    Naomi schloß die Augen. Wie furchtbar. Die Frau mußte aufhören. Aber die Hilfeschreie wurden ständig wiederholt. Das hieß, daß Casanova nicht im Haus war. Er mußte weggegangen sein.
    »Hilfe, bitte, Hilfe. Ich heiße Kate McTiernan. Ich bin Ärztin am Krankenhaus der University of North Carolina.« Die Schreie gingen weiter… zehnmal, zwanzigmal. Das war keine Panik, begriff Naomi schließlich. Es war Wut! Er konnte nicht im Haus sein. Er hätte nicht zugelassen, daß sie so lange schrie. Schließlich nahm Naomi ihren Mut zusammen und rief, so laut sie konnte. »Hör auf. Du mußt aufhören, um Hilfe zu schreien. Er bringt dich um! Halt den Mund! Mehr habe ich nicht dazu zu sagen!«
    Stille… Endlich gnädige Stille. Naomi glaubte, sie könne die Anspannung um sie herum hören. Auf alle Fälle konnte sie sie spüren.
    Kate McTiernan schwieg nicht lange. »Wie heißen Sie? Wie lange sind Sie schon hier? Bitte, reden Sie mit mir… hey, ich rede mit Ihnen!« rief sie.
    Naomi wollte ihr nicht antworten. Was war bloß mit der Frau los? Hatte sie nach der letzten Tracht Prügel den Verstand verloren? Kate McTiernan rief wieder. »Hören Sie, wir können uns gegenseitig helfen. Da bin ich mir sicher. Wissen Sie, wo Sie gefangengehalten werden?«
    Die Frau war eindeutig tapfer… aber sie war auch töricht. Ihre Stimme war kräftig, aber allmählich klang sie heiser. Kate. »Bitte, reden Sie mit mir. Er ist jetzt nicht hier, sonst wäre er schon mit der Betäubungspistole gekommen. Sie wissen, daß ich recht habe! Er wird es nicht merken, wenn Sie mit mir sprechen. Bitte… ich muß Ihre Stimme noch einmal hören. Bitte. Nur ein paar Augenblicke lang. Das ist alles. Ich verspreche es Ihnen. Ein paar Augenblicke lang. Bitte. Einen Augenblick lang.«
    Naomi wollte ihr noch immer nicht antworten. Vielleicht war er inzwischen zurückgekommen. Vielleicht war er jetzt im Haus und hörte zu. Beobachtete sie durch die Wände. Kate McTiernan war wieder auf Sendung. »Schon gut, nur ganz kurz, dann hören wir auf. Okay? Ich verspreche, daß ich dann aufhöre… sonst mache ich so weiter, bis er zurückkommt…« O Gott, bitte, hör auf zu reden, schrie eine Stimme in Naomi. Hör auf, sofort.
    »Er bringt mich um«, rief Kate. »Aber das tut er sowieso! Ich habe einen Teil seines Gesichts gesehen. Woher kommen Sie? Wie lange sind Sie schon hier?«
    Naomi hatte das Gefühl zu ersticken. Sie konnte nicht atmen, aber sie blieb an der Tür und hörte sich jedes Wort an, das die Frau zu sagen hatte. Sie hätte so gern mit ihr gesprochen.
    »Vielleicht hat er eine Droge namens Foran benützt. Sie wird in Krankenhäusern verabreicht. Vielleicht ist er Arzt. Bitte. Was haben wir denn zu befürchten – außer Folter und Tod?« Naomi lächelte. Kate McTiernan hatte Mumm und außerdem Sinn für Humor. Es war so unglaublich gut, eine andere Stimme zu hören.
    Die Worte purzelten fast gegen ihren Willen aus Naomis Mund. »Ich heiße Naomi Cross. Ich glaube, ich bin seit acht Tagen hier. Er versteckt sich hinter den Wänden. Er paßt ständig auf. Ich glaube nicht, daß er je schläft. Er hat mich vergewaltigt«, sagte sie mit klarer Stimme. Sie sprach es zum ersten Mal laut aus. Er hat mich vergewaltigt.
    Kate antwortete sofort. »Er hat mich auch vergewaltigt, Naomi. Ich weiß, wie du dich fühlst, furchtbar schlecht… am ganzen Leib schmutzig. Es tut so gut, deine Stimme zu hören, Naomi. Ich fühle mich nicht mehr so allein.«
    »So geht es mir auch, Kate. Jetzt sei bitte still.« Kate McTiernan war unten in ihrem Zimmer jetzt so müde. Müde, aber voller Hoffnung. Sie war

Weitere Kostenlose Bücher