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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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geschnappt!«
60.
    Ich hörte, was Soneji sagte, aber es spielte im Grunde keine Rolle mehr. Die Sache zwischen uns kam jetzt zum Abschluß. Ich ging weiter auf ihn zu. So oder so, das hier war das Ende. Ich lief vier Steinstufen hinunter. Ich konnte den Blick nicht von Soneji wenden, es ging einfach nicht. Ich weigerte mich, jetzt aufzugeben.
    Rauch von dem Krankenhausbrand belastete immer noch meine Lungen. Die Luft des Zugtunnels machte es nicht gerade besser. Ich fing an zu husten.
    Würde das Sonejis Ende sein? Ich konnte es kaum glauben. Was zum Teufel meinte er damit, er habe mich endlich geschnappt?
    »Keine Bewegung! Stehenbleiben! Keinen Schritt weiter!« schrie Soneji.
    Er hatte eine Schußwaffe. Und er hatte das Baby.
    » Ich sage, wer sich bewegt und wer nicht. Das gilt auch für Sie, Cross. Bleiben Sie also einfach stehen.«
    Ich blieb stehen, auch sonst bewegte sich niemand. Es war unglaublich still auf dem Bahnsteig tief unten in der Grand Central Station. Vermutlich waren zwanzig Menschen Soneji so nahe, daß eine Bombe sie zumindest verletzt hätte.
    Er hielt das Baby in die Höhe, was ihm endgültig die Aufmerksamkeit aller eintrug. Detectives und uniformierte Polizisten standen wie gelähmt in den breiten Torbögen des Tunnels. Wir alle waren hilflos, hatten keinerlei Macht, Soneji an irgend etwas zu hindern. Wir waren gezwungen, ihm zuzuhören.
    Er begann, sich in einem kleinen, engen, irren Kreis zu drehen. Sein Körper wirbelte herum, immer und immer wieder, wie ein seltsamer tanzender Derwisch. Er umklammerte das Kind mit einem Arm, hielt es achtlos wie eine Puppe. Ich hatte keine Ahnung, was der Mutter des Kindes zugestoßen war. Soneji schien fast in Trance zu sein. Er wirkte jetzt absolut wahnsinnig – vermutlich war er es auch.
    »Der liebe Onkel Doktor Cross ist hier!« schrie er den Bahnsteig entlang. »Was wissen Sie denn überhaupt? Wieviel glauben Sie zu wissen? Lassen Sie zur Abwechslung mal mich die Fragen stellen!«
    »Ich weiß nicht genug, Gary«, sagte ich und antwortete so ruhig wie möglich.
    Kein Spektakel vor dem Publikum, seinem Publikum.
    »Sie haben wohl immer noch gern Zuschauer bei Ihren großen Aktionen.«
    »Aber ja, Dr. Cross. Ich liebe ein aufmerksames Publikum. Was hat eine großartige Vorstellung für einen Sinn, wenn niemand sie sieht? Ich bin scharf auf den Ausdruck in euren Augen, ich will eure Angst und euren Haß sehen.«
    Er drehte sich weiter, wirbelte herum, als agiere er auf einer Drehbühne.
    »Sie alle möchten mich gern umbringen. Ihr seid auch alle Killer!« kreischte er.
    Soneji vollführte noch eine letzte, langsame Drehung, die Pistole ausgestreckt, das Baby in der linken Armbeuge. Es schrie nicht, weshalb mir übel wurde vor Sorge. Die Bombe konnte in einer von Garys Hosentaschen stecken. Irgendwo war sie, und ich hoffte, daß sie sich nicht in der Babydecke befand.
    »Sie sind wieder im Keller, nicht wahr?« fragte ich.
    Früher hatte ich eine Zeitlang geglaubt, Gary sei schizophren. Dann wieder war ich mir sicher, er sei es nicht. Im Augenblick war ich mir über gar nichts mehr im klaren.
    Er gestikulierte mit dem freien Arm in Richtung der unterirdischen Tunnel und ging dabei langsam weiter auf das Ende des Bahnsteigs zu. Wir hatten keine Chance, ihn aufzuhalten.
    »Als Kind habe ich immer davon geträumt, hierher zu entkommen, einen großen, schnellen Zug zur Grand Central Station in New York City zu nehmen. Einfach zu fliehen und frei zu sein. Vor allem zu fliehen.«
    »Sie haben es geschafft. Am Ende haben Sie schließlich gewonnen. Haben Sie uns deshalb hierhergeführt? Damit wir Sie fassen?« fragte ich.
    »Ich bin noch nicht erledigt, nicht einmal annähernd. Ich bin noch lange nicht fertig mit Ihnen, Cross«, höhnte er.
    Da war wieder diese Drohung. Mir sackte der Magen durch, als ich ihn so reden hörte.
    »Was ist denn mit mir?« rief ich. »Sie drohen mir ständig, aber ich sehe keine Taten.«
    Soneji blieb stehen. Alle beobachteten ihn jetzt, konnten vermutlich nicht realisieren, daß die Szene Wirklichkeit war. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich sie für die Wirklichkeit hielt.
    »Das hier ist noch nicht das Ende, Cross. Ich mache Sie fertig, sogar aus dem Grab, wenn es sein muß. Es gibt keine Möglichkeit, das zu verhindern. Denken Sie daran! Vergessen Sie das nie! Ich bin mir sicher, daß Sie es nicht vergessen.«
    Dann tat Soneji etwas, was ich nie begreifen werde. Sein linker Arm schoß nach oben, und er warf das Baby in

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