Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen
Yorks, aus New Haven, Hartford und ein paar anderen Orten. Und für drei IRT-U-Bahnlinien: von der Lexington Avenue, vom Times Square und aus Queens. Das Bahnhofsgebäude erstreckt sich über drei Blocks zwischen der Forty-second und der Forty-fifth Street; auf der oberen Ebene gibt es einundvierzig Gleise, auf der unteren noch mal sechsundzwanzig, die sich Richtung Ninety-sixth Street zu einer viergleisigen Bahnlinie verengen.
Die untere Ebene ist ein riesiges Labyrinth, eines der größten der Welt.
Garys Keller.
Ich arbeitete mich weiter durch die dichtgedrängte Menschenmenge. Mir gelang es schließlich, in einen Wartesaal zu kommen, und ich betrat von dort aus die beeindruckende Bahnhofshalle mit der gewölbten Decke. Überall waren Bauarbeiten im Gang. An den Wänden hingen riesige Werbeplakate für United Airlines, American Express und Nike-Turnschuhe. Von meinem Platz aus waren die Sperren vor einem Dutzend Gleisen zu sehen.
Detective Groza holte mich in der Bahnhofshalle ein. Wir standen beide unter Hochspannung.
»Er hat das Baby immer noch bei sich«, keuchte er. »Jemand hat ihn gesehen, als er in die untere Ebene gerannt ist.«
Auf, auf zum fröhlichen Jagen! Gary Soneji war auf dem Weg in den Keller. Das war keinesfalls gut für die Tausende von Menschen, die sich im Gebäude drängten. Er hatte eine Bombe, und vielleicht nicht nur die eine.
Ich eilte Groza voraus eine steile Treppe hinunter, unter einem Neonschild durch, auf dem zu lesen war: O YSTER B AR AUF DIESER E BENE . Der ganze Bahnhof wurde ständig umgebaut und renoviert, was noch mehr zur allgemeinen Verwirrung beitrug. Wir schoben uns an überfüllten Bäckereien und Imbißläden vorbei. Jede Menge zu essen für die Zeit, in der man auf den Zug wartete. Hoffentlich nicht auf eine explodierende Bombe. Vor uns bemerkte ich ein Geschäft der Hoffritz-Kette. Womöglich hatte Soneji das Messer, das er in der Penn Station benutzt hatte, bei Hoffritz gekauft. Groza und ich erreichten die nächste Ebene. Wir betraten eine weitläufige Arkade, umgeben von weiteren Gleiszugängen. Schilder wiesen den Weg zu den U-Bahnen und zum Times Square Shuttle. Groza hielt ein Funkgerät am Ohr. Er hörte die neuesten Meldungen aus dem Bahnhofsbereich.
»Er ist unten in den Tunneln. Wir sind nahe dran«, sagte er zu mir.
Groza und ich stürmten die nächste steile Steintreppe hinunter. Hier unten war es unerträglich heiß, wir schwitzten, als wir nebeneinanderher rannten. Das Gebäude vibrierte, die grauen Steinwände und der Boden unter unseren Füßen bebten. Wir waren jetzt in der Hölle, die Frage war nur, in welchem Bereich?
Schließlich entdeckte ich Gary Soneji ein Stück vor uns. Dann verschwand er wieder. Er hatte das Baby immer noch bei sich, doch vielleicht hielt er auch nur die rosa-blaue Decke in den Armen.
Er war jetzt wieder in Sicht. Dann blieb er plötzlich stehen, drehte sich um und schaute den Tunnel entlang. Er hatte vor nichts mehr Angst, das konnte ich seinen Augen ansehen.
»Dr. Cross!« schrie er. »Schön, wie Sie meine Anweisungen befolgen.«
59.
Sonejis finsteres Geheimnis begleitete ihn immer noch, hielt ihm immer noch die Treue: Was auch immer Menschen in ungeheure Wut brachte, was auch immer sie untröstlich traurig machte, vor allem aber, was auch immer ihnen weh tat – genau das tat er!
Soneji beobachtete, wie Alex Cross näher kam. Großer, arroganter schwarzer Scheißkerl. Bist auch du bereit zu sterben, Cross?
Gerade jetzt, wo dein Leben sich so vielversprechend entwickelt. Deine Kinder werden groß. Und du hast eine schöne neue Geliebte. Aber es wird so kommen. Du wirst für das, was du mir angetan hast, sterben, und du kannst es nicht verhindern.
Alex Cross kam weiter auf ihn zu, stolzierte über den Bahnsteig aus Beton. Er sah nicht aus, als hätte er Angst. Cross hatte ohne Zweifel einen sicheren Gang, das war seine Stärke, aber es war auch seine Torheit.
Soneji fühlte sich jetzt, als schwebe er im Raum. Er kam sich so frei vor, als könne ihm nichts Böses mehr geschehen, und konnte endlich genau der sein, der er schon immer sein wollte, er konnte nach Belieben handeln. Er hatte sein ganzes Leben damit verbracht, an diesen Punkt zu kommen.
Alex Cross kam immer näher. Er rief eine Frage quer über den Bahnsteig, Cross stellte immer Fragen. »Was willst du, Gary? Was zum Teufel willst du von uns?«
»Halt’s Maul! Was soll ich schon wollen?« rief Soneji zurück. »Dich! Endlich hab’ ich dich
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