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Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen

Titel: Patterson, James - Alex Cross 04 - Wenn Die Mäuse Katzen Jagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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ihm mehr zu Herzen, als ich es jemals bei ihm erlebt hatte, für seine Verhältnisse reagierte er äußerst emotional. Mir wurde klar, wie nahe er und Cross sich stehen mußten.
    Ich seufzte und schloß die Augen, fragte mich, ob ich ihm wirklich sagen sollte, was ich dachte. Schließlich machte ich die Augen wieder auf und sagte:
    »Vielleicht ist es besser, wenn er nicht durchkommt, Kyle.«
76.
    »Kommen Sie«, sagte er und zog mich mit. »Ich will, daß Sie jemanden kennenlernen.«
    Ich folgte Kyle in ein Zimmer ein Stockwerk tiefer in der dritten Etage. Die Patientin, die dort lag, war eine alte schwarze Frau. Ihr Kopf war in Webril gewickelt, eine Art Stretchbandage, der Kopfverband ähnelte einem Turban. Ein paar graue Haarsträhnen schauten darunter hervor. Heftpflaster verdeckten die Hautabschürfungen auf ihrem Gesicht. Sie hing an zwei Tropfen, einem mit Blut und einem mit Antibiotika. Außerdem war sie an einen Herzmonitor angeschlossen.
    Sie schaute erschrocken auf, als seien wir Eindringlinge, aber dann erkannte sie Kyle.
    »Wie geht es Alex? Sagen Sie mir die Wahrheit«, brachte sie mit rauher, doch entschlossener Flüsterstimme heraus. »Hier will mir niemand die Wahrheit sagen. Bitte, Kyle!«
    »Er ist jetzt im OP, Nana. Wir werden erst mehr wissen, wenn er herauskommt«, sagte Kyle, »und vielleicht selbst dann noch nicht.«
    Die alte Frau kniff die Augen zusammen und schüttelte resigniert den Kopf.
    »Ich habe Sie nach der Wahrheit gefragt, wenigstens die habe ich doch verdient. Also, Kyle, wie geht es Alex? Ist er noch am Leben?«
    Kyle seufzte laut. Es war ein erschöpfter Laut und gleichzeitig ein trauriger. Er und Alex Cross hatten jahrelang zusammengearbeitet.
    »Alex’ Zustand ist äußerst kritisch«, sagte ich, so sanft ich konnte, »das heißt …«
    »Ich weiß, was kritisch bedeutet«, unterbrach sie mich. »Ich war siebenundvierzig Jahre lang Lehrerin. Englisch, Geschichte, Algebra.«
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich. »Ich wollte nicht überheblich klingen.«
    Ich machte eine kurze Pause und sprach dann weiter.
    »Bei seinen inneren Verletzungen handelt es sich um Rißwunden, vermutlich mit einem hohen Maß an Verunreinigung. Die schlimmste Verletzung hat er im Unterleib: Ein Schuß hat die Leber durchschlagen und dabei offenbar die Leberarterie verletzt, hat man mir gesagt. Die Kugel ist an der Magenrückseite steckengeblieben, wo sie jetzt auf das Rückgrat drückt.«
    Sie war zusammengezuckt, hörte aber aufmerksam zu, wartete darauf, daß ich zu Ende sprach. Falls Alex Cross auch nur annähernd so stark war wie diese Frau, so willensstark, dann mußte er ein ganz besonders guter Detective sein.
    »Wegen der verletzten Arterie ist es zu einem starken Blutverlust gekommen. Der Inhalt des Magens und des Dünndarms könnten eine Infektion mit Kolibakterien verursachen. Es besteht eine erhebliche Entzündungsgefahr im Bauchraum – Peritonitis und möglicherweise Pankreatitis, die tödlich verlaufen können. Die Schußwunde ist die eigentliche Verletzung, eine eventuelle Infektion ist aber die Komplikation. Der zweite Schuß hat sein linkes Handgelenk durchschlagen, allerdings ohne Knochen zu verletzen oder die Pulsader zu treffen. Das ist alles, was wir bis jetzt wissen. Es ist die Wahrheit.«
    Ich verstummte. Mein Blick ruhte auf der alten Frau, und sie blickte mir einen Moment lang fest in die Augen.
    »Danke«, flüsterte sie schließlich resigniert. »Ich weiß es zu schätzen, daß Sie so offen mit mir waren. Sind Sie Arzt hier im Krankenhaus? Sie reden, als ob sie einer wären.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich bin vom FBI, aber ich habe Medizin studiert.«
    Ihre Augen wurden größer und wirkten noch aufmerksamer als zu Anfang unseres Besuchs. Ich spürte, daß sie über ungeheure Kraftreserven verfügte.
    »Alex ist Arzt und Detective.«
    »Ich bin auch Detective«, sagte ich.
    »Und ich bin Nana Mama, Alex’ Großmutter. Wie heißen Sie?«
    »Thomas«, antwortete ich. »Ich heiße Thomas Pierce.«
    »Danke, daß Sie mir die Wahrheit gesagt haben.«
77.
    Paris
    Die Polizei hätte es nie zugegeben, aber Mr. Smith hatte Paris in seiner Gewalt. Er hatte die Stadt im Sturm erobert, aber nur er wußte, warum. Die Nachrichten über seine furchterregende Präsenz verbreiteten sich rasch über den Boulevard Saint-Michel und dann in der Rue de Vaugirard. Man hatte bisher nicht angenommen, daß sich solche Dinge im 6. Arrondissement »très luxe« abspielen könnten. Die

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