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Paul Flemming 01 - Dürers Mätresse

Titel: Paul Flemming 01 - Dürers Mätresse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinssen
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hindeuteten. Und bei dem Gedanken an die Polizei fühlte er sich an das wenig überzeugende Vorgehen der beiden Kriminalbeamten nach dem ersten Einbruch in seine Wohnung erinnert.
    Mit nachlassender Aufregung kehrte die Wut zurück. Paul fragte sich, was es bei ihm Tolles zu stehlen gab, um gleich zweimal hintereinander Opfer eines Einbruchs zu werden. Er musste kein Detektiv sein, um zu erkennen, dass es sich hier nie und nimmer um einen Zufall handeln konnte. Die Polizei wiederum würde es wahrscheinlich als solchen darstellen. Er würde seine Aussage sicherlich in stundenlangen, zermürbenden Befragungen erklären müssen. Dazu fühlte er sich momentan schlichtweg nicht in der geeigneten Verfassung. Er brauchte jetzt jemanden, der ihm nicht nur zuhörte, sondern auch ernst nahm und verstand.
    Abermals nahm er das Telefon und tippte entschlossen eine Nummer ein.
    Katinka Blohm meldete sich schon nach dem ersten Tuten. Zunächst verwundert über den nächtlichen Anruf, war sie mit einem Treffen am nächsten Morgen ohne weiteres Nachfragen einverstanden.

11
     
    Sie hatte sich zwar nicht in Schale geschmissen. Zumindest nicht zu sehr. Trotzdem beschlich Paul das Gefühl, dass sie an diesem Morgen deutlich mehr Zeit vor ihrem Kleiderschrank verbracht hatte als üblich.
    Als Paul in Katinka Blohms sachlich eingerichtetem Büro stand und darauf wartete, dass sie ein Telefongespräch beendete, musterte er seine alte Schulkameradin. Ja, sie hatte sich tatsächlich herausgeputzt. Paul war nicht so vermessen zu glauben, dass sie sich wegen ihm besondere Mühe mit ihrer Garderobe gemacht hatte. Obwohl, man konnte nie wissen.
    Er betrachtete ihr Gesicht. Es war recht unscheinbar mit kleinem Mund und kleiner Nase, darüber zwei hübschen blauen Augen, die Offenheit und Herzlichkeit verströmten, über denen aber meist ein Schleier der Müdigkeit oder der Enttäuschung hing. Katinka Blohm strich sich durchs Haar und zwinkerte ihm wegen des Telefonats verständnissuchend zu.
    Hatte sie in der Schule auch schon diese langen Haare gehabt? Jedenfalls hatte sie Paul nicht als eine dieser legendären Blondinen in Erinnerung, die mit ihren Barbiefrisuren kokettiert hatten. Schon eher als stille Beobachterin, die sich auf dem Pausenhof lieber im Hintergrund gehalten hatte.
    Endlich legte sie auf. »Entschuldige.« Sie deutete auf einen Stuhl. Paul zog ihn sich heran und setzte sich ihr gegenüber.
    »Also«, hob sie an und schüttelte ungläubig den Kopf. »Bei dir ist zweimal hintereinander eingebrochen worden? Was sagt die Polizei dazu?«
    Paul verdrehte die Augen. »Darum geht es ja gerade. Ich bin hier, weil ich der Kripo – um es vorsichtig auszudrücken – nicht besonders viel zutraue. Nach dem ersten Einbruch waren sie da und haben mit Belehrungen um sich geworfen. Das war’s dann auch schon.«
    »Ich bin aber erst recht die falsche Adresse für dich«, stellte Katinka Blohm klar. »Was ist denn überhaupt gestohlen worden?«
    »Erst dachte ich, es würde gar nichts fehlen und dass es sich um reinen Vandalismus handeln würde. Aber inzwischen sind mir doch ein paar Dinge aufgefallen: Ich kann ein Weitwinkelobjektiv nicht mehr finden, es fehlt ein alter Siegelring, der auf meinem Nachttisch lag, und eine gerahmte Aktaufnahme ist verschwunden.«
    »Eine Aktaufnahme?«, fragte die Staatsanwältin ungläubig.
    »Ja, spricht etwas dagegen?«
    »Nun – das Objektiv und der Ring lassen sich beim Pfandleiher versetzen. Das würde für einen Junkie als Täter sprechen. Aber das Aktfoto? Zu Geld machen kann er es wohl kaum – obwohl es sicherlich von hohem künstlerischem Wert ist.«
    Paul nickte nachdenklich. »Sehr schmeichelhaft. Mir wäre es aber trotzdem lieber, wenn die Leute meine Bilder kaufen würden, statt sie zu stehlen.«
    Katinka Blohm lächelte, und der müde Schleier verschwand aus ihrem Blick. »Das mangelnde Einfühlungsvermögen der Polizei ist aber sicher nicht der einzige Grund dafür, dass du zu mir kommst, oder?«
    Paul schüttelte den Kopf. Er rutschte unruhig auf dem ungepolsterten Holzstuhl hin und her. »Es fällt mir etwas schwer, mich richtig auszudrücken«, begann er zaghaft. »Niemals – vielleicht abgesehen von einigen Erlebnissen in der Kindheit – habe ich mich so sehr …« Er stockte.
    »Gefürchtet?«, fragte Katinka Blohm behutsam. »Ist es das, was du sagen willst?«
    Ja, dachte Paul, das war es tatsächlich. Er hätte nicht gedacht, dass es ihn eine dermaßen große Überwindungskraft kosten

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