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Paul Flemming 03 - Hausers Bruder

Titel: Paul Flemming 03 - Hausers Bruder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Singleleben hört sich tatsächlich ziemlich nach Heile-Welt-Klischee an. Warum darf es denn deiner Meinung nach nur eins dieser beiden Extreme geben?«
    »Extreme?« Hannah schüttelte verächtlich den Kopf. »Weil alles andere einfach unehrlich wäre«, sagte sie voller Überzeugung. »Jeder muss sich irgendwann für einen dieser Wege entscheiden. Und wenn Sie nicht wollen, dass wir Frauen noch fieser Ihnen gegenüber werden, dann sollten Sie sich allmählich mal Ihre Gedanken machen.«
    »Fieser?«
    Hannah grinste ihn zornig an. »Sie haben richtig gehört, fieser. Eine Freundin von Mama hat es genau richtig gemacht: Sie hat ihren desinteressierten Partner nebenher immer schön betrogen und ist dann schließlich mit seinem besten Freund durchgebrannt. Ach ja, und schwängern lassen hat sich die Dame auch noch und ihren Neuen damit erpresst: Wenn du mich nicht heiratest, treibe ich ab. Woraufhin der Mann, der eigentlich niemals heiraten wollte, zum Ehemann wurde.«
    »Und die Moral von der Geschicht’, ärgere die Frauen nicht? Ich finde, das alles klingt ziemlich gehässig.«
    »Ja. Mag sein.« Hannah druckste herum. »Mama würde wohl niemals so ein fieses Weib werden, andere aber schon.«
    »Und das sagst du mir alles . . .?«
    ». . . um Ihnen klar zu machen, was Ihnen alles Schlimmeres passieren könnte. – Und dass Sie mit Mama überhaupt kein Risiko eingehen. Da haben Sie mein Wort drauf.«
    Paul sah Hannah eine Weile sehr intensiv an, dann griff er nach ihren Händen und drückte sie fest. »Hannah, ich danke dir für dein Engagement als Kupplerin. Aber ich kann – so primitiv das klingen mag – nicht gegen meine Natur handeln. Lass mir einfach Zeit. Ich werde mich schon bald entscheiden, und dann werden wir weitersehen.«
    Hannah schaute erst ihn an und dann die Speisekarte. »Immerhin habe ich es versucht. – Lassen Sie noch eine Nachspeise springen? Der warme Schokoladenkuchen mit Mandarinenragout klingt doch ganz gut, oder?«
    Paul stand auf. »Beweg deinen frechen kleinen Hintern hier raus, ehe ich wirklich sauer werde!«
    »Jetzt schauen Sie doch nicht so bekümmert«, überhörte Hannah seine Aufforderung und winkte nach Marlen. »Keine Sorge: Kati weiß sich schon allein zu trösten.« Sie orderte die Nachspeise.
    Paul tadelte sie mit Blicken, setzte sich dann aber wieder hin. »Ach, Hannah«, sagte er betrübt, »es sind ja nicht allein Katinkas Berlin-Pläne – die Sache mit Henlein macht mir ebenfalls großes Kopfzerbrechen. Ich stoße da auf die merkwürdigsten Dinge, aber irgendwie scheint es nicht wirklich jemanden zu interessieren.«
    »Zum Beispiel?«
    »Nun: Henlein war ja Waise, worauf sich seine Seelenverwandtschaft mit und sein Interesse an Kaspar Hauser begründet«, begann Paul, dann berichtete er Hannah von seiner Entdeckung der Lilie auf dem Wappen und dem offenkundigen Desinteresse der Witwe.
    Aufmerksam hörte Hannah zu, auch noch, als Paul von Hausers blutverschmiertem Hemd, den losen Radmuttern an Henleins Auto, dem Mord im Germanischen Nationalmuseum und schließlich von seiner Entdeckung des von Buchenbühl-Wappens auf der Mordwaffe im Museum erzählte.
    »Das sind ziemlich viele lose Enden, die Sie da in Ihren Händen halten, was?«, stellte Hannah nachdenklich fest.
    »Genau, und ich kann sie beim besten Willen nicht miteinander verknüpfen«, sagte Paul niedergeschlagen. »Ich meine: Wo ist der Zusammenhang zwischen Hauser, Henlein und dem Toten im Museum? – Gut: Henlein und seine Lilie könnten verbindende Elemente sein, aber macht das letztlich alles einen Sinn?«
    »Muss es denn einen Zusammenhang geben?«, fragte Hannah.
    Paul sah sie verwundert an. »Wie meinst du das?«
    »Na ja«, Hannah strich sich eine Locke aus der Stirn, »vielleicht haben Sie es ja auch mit zwei ganz unterschiedlichen Angelegenheiten zu tun: Da ist einmal der Fall Hauser. Henlein ist auf dieses Hemd gestoßen, von dem Sie erzählt haben, und dieses Hemd verrät vielleicht etwas Neues über Hausers Tod, vielleicht aber auch nicht. Aber es ist auf alle Fälle interessant und könnte den einen oder anderen Widersacher auf den Plan rufen.« Sie legte ihre Hände flach nebeneinander auf den Tisch. Dann bewegte sie sie langsam auseinander. »Jetzt die andere Seite: Henlein ist seiner eigenen Herkunft auf der Spur. Er erkennt die Lilie aus seinem Medaillon in einem alten Wappen wieder. Vielleicht kam er allein darauf, vielleicht hatte er die Hilfe eines Experten.«
    »Womit der Heraldiker aus

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