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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Ihre Augenlider zuckten nervös. »Ich weiß es wirklich nicht genau«, beteuerte sie. »Der Letzte, mit dem ich Bea gesehen hatte, waren Sie, Herr Flemming.«
    Paul sah seine kurz aufgeflackerte Hoffnung schon wieder schwinden, doch Hannah ließ nicht so schnell locker wie er:
    »Aber du hast doch eine Vermutung«, sagte sie energisch. »Und die wollen wir endlich hören. Wie heißt der Typ, mit dem sich Bea vielleicht noch getroffen haben könnte?«
    »Er macht mich fertig, wenn ich es euch sage«, wimmerte Nadine. Sie zitterte wie Espenlaub.
    Pauls Mitgefühl wuchs, doch er war sich im Klaren darüber, dass er diese Information unbedingt brauchte, wenn er sich die Chance auf einen Freispruch bewahren wollte. Also blieb auch er hart und sagte: »Raus damit! Wie heißt er?«
    Nadine schossen wieder die Tränen in die Augen. Sie schluchzte herzerweichend. Doch schließlich gab sie den Namen preis: »Ken.«
    »Ken?«, hakte Hannah nach. »Und weiter?«
    »Eigentlich Konrad Adam«, sagte Nadine und sah sich unsicher um, als würde sie erwarten, dass dieser Mann jeden Moment das Zimmer betrat. »Aber alle nennen ihn nur Ken. Er jobbt an einer Tankstelle an der Bücher Straße.«
    24
    Paul fuhr viel zu schnell, aber die geballten Fäuste seiner Beifahrerin signalisierten ihm, dass er immer noch zu langsam unterwegs war. Er legte waghalsige Überholmanöver hin und preschte durch die City, als wäre er auf dem Norisring unterwegs.
    »Schneller, schneller«, hörte er Hannahs anfeuernde Stimme. »Wir schnappen uns den Kerl!«
    Paul folgte der Aufforderung. Doch dann erhaschte er beim Blick in den Rückspiegel plötzlich ein Bild von sich selbst. Unwillkürlich bog er den Spiegel weiter nach unten und sah einen reifen Mann vor sich. Einen mit ungekämmtem, grau meliertem Haar, tiefen Ringen unter den Augen und einem Dreitagebart, der aus mehr weißen als schwarzen Stoppeln bestand.
    Dieses Bild führte Paul einmal mehr vor Augen, dass er die Mitte seines Lebens erreicht, vielleicht bereits überschritten hatte, sich aber wie ein Jugendlicher benahm. Er war permanent auf der Jagd – oder auf der Flucht? Wie auch immer, jedenfalls war sein Benehmen grundsätzlich konträr zu dem, was seiner Generation angemessen war. Wie seltsam, dass sein inneres Selbstbild mit zunehmendem Alter immer stärker von der äußeren Erscheinung abwich. Und damit wohl auch von den Erwartungen, die andere an ihn richteten.
    »Da ist die Tanke!«, hörte er Hannah plötzlich rufen. »Verdammt, Flemming, treten Sie auf die Bremse!«
    Die Reifen quietschten, als der Renault an den Zapfsäulen vorbeischoss und vor dem Kassengebäude stehen blieb.
    Paul sprang gleichzeitig mit Hannah aus dem Wagen. Sie hatten es sehr eilig, in den Kassenraum zu gelangen. Nach allem, was sie von Nadine erfahren hatten, und nach den Eindrücken ihres jämmerlichen Zustands wollten sie sich diesen Ken so schnell wie möglich vorknöpfen.
    Sie hetzten an Zeitschriftenauslagen und Regalen mit Kartoffelchips und Sixpacks vorbei, direkt auf die Kasse zu. Dahinter stand ein junger Mann mit modisch ungeordnetem Haar. Er war athletisch gebaut und groß.
    »Welche Nummer?«, fragte er, als Paul und Hannah vor ihm zum Stehen kamen.
    »Er meint die Zapfsäule«, raunte Hannah Paul zu und sagte laut: »Wir haben nicht getankt. Wir suchen Ken Adam.«
    Der junge Mann hob kaum merklich seine rechte Augenbraue. »Das bin ich. Was gibt‘s denn?«
    Paul baute sich vor ihm auf. »So einiges.« Er war erleichtert, auf Anhieb den richtigen Ansprechpartner gefunden zu haben, aber sogleich regte sich auch wieder die Wut darüber, welche Angst Ken der armen Nadine eingeflößt hatte. Entsprechend unwirsch kam Pauls erste Frage heraus: »Was haben Sie sich verdammt noch mal dabei gedacht, Nadine zusammenzuschlagen?«
    Ken kniff die Augen zusammen.
    Jetzt erst erkannte Paul in ihm eindeutig den jungen Mann, der ihn im Eingang von Nadines Haus angerempelt hatte.
    »Ich weiß gar nicht, wovon Sie sprechen«, sagte Ken und klang ziemlich cool.
    »Aber ich!« Paul kochte vor Wut. »Und ich weiß auch, dass Sie sich mit Beate Meinefeld getroffen haben – in ihrer Todesnacht.«
    Hannah trat Paul schmerzhaft ans Schienbein, aber er merkte auch so, dass er einen Fehler gemacht hatte. Ken war viel zu ausgekocht, um sich so schnell aus der Reserve locken zu lassen.
    »Moment, Moment, da komme ich nicht mit«, sagte der schlaksige Kerl und wirkte dabei amüsiert. »Erst geht es um Nadine und dann um Bea?

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