Paul sucht eine Frau
Arbeit interessierst, dann habe ich noch ein Foto für hartgesottene Meerkatzen-Fans. Bist du bereit?«
Lara nickt und Paul zieht ein Foto zwischen einem Stapel Papiere hervor.
»Voila. Hier sehen wir die ganze Pracht.«
Das Meerkatzen-Männchen auf dem Bild fletscht seine Zähne. Der vorgestreckte Penis ist halberrigiert. Gleichzeitig pinkelt das Männchen mitten in die Kamera.
»Das ist so verrückt«, sagt Lara und lacht.
»Der Hoden ist natürlich nicht nur so blau, um gut auszusehen. Die Männchen präsentieren ihre Pracht immer dann, wenn sie Gegner in die Flucht schlagen wollen oder Weibchen beeindrucken. Und – na ja – um eine Show für Touristen abzuliefern, machen sie auch schon mal sowas.«
Paul zeigt ihr noch, was er bisher geschrieben hat. Sie lachen viel. Irgendwann fragt sie ihn, wie es mit dem Versprechen aussieht, das er ihr heute Morgen gegeben hat.
»Dass wir in die Stadt gehen? Ist nur fair, nachdem du mir so viel deiner Zeit gewidmet hast.«
Eine halbe Stunde später sind die beiden in der Fußgängerzone. Diesmal hilft Lara ihm auf ungleichmäßigen Pflastersteinen und der abschüssigen Straße voranzukommen und schiebt den Rollstuhl. Paul lässt es mit sich geschehen.
Sie sehen sich alle Auslagen der Geschäfte an, die auch Männermoden führen, bis Lara vor einem Schaufenster stehen bleibt und auf ein buntes Hemd zeigt.
»Das wäre doch was.«
»Für wen?«, fragt Paul.
»Na, für dich!«
»Das sieht aus wie ein Flickenteppich. Ich weiß nicht.«
Doch Lara kippt bereits den Rollstuhl, um die zwei Stufen in den Shop zu überwinden. Drinnen macht Paul nur wenig Anstalten und zieht das Kleidungsstück nach kurzem Protest an.
»Und?«, fragt Lara, überzeugt davon, dass Paul noch nie zuvor so lässig und cool aussah, wie in diesem Moment.
Paul betrachtet sich lange im Spiegel. Irgendwann nickt er zaghaft.
»Na, gut.«
Das ist Laras Startsignal. Nach drei Sekunden zieht sie das nächste Hemd aus einem Kleiderständer hervor.
»Und das nimmst du auch noch mit.«
Diesmal bedankt sich Paul bei ihr. Es klingt nicht aufgesetzt. Lara geht das runter wie Öl. Endlich nimmt er sie ernst.
»Keine Ursache, Paul.«
Auch bei diesem Shopping-Trip hat Lara keine Kamera mitgenommen. Auf dem Rückweg aus der Altstadt versichert ihr Paul, dass er nichts dagegen hat, wenn sie ihn heute Abend weiter filmt. Lara überlegt einen Moment.
Die Kameraausrüstung ist bei ihr zu Hause. Ob sie kurz dort vorbeigehen sollen? Es ist kein allzu großer Umweg auf dem Weg zu Pauls Wohnung. Und Martin ist um diese Uhrzeit noch nicht zu Hause.
»Können wir kurz bei mir vorbeigehen, die Kamera holen?«
»Klar. Ich würde gern mal sehen, wo du wohnst.«
Fünf Minuten später öffnet Lara ihre Wohnungstür und sie treten ein.
»Willst du dich in die Küche setzen? Ich brauche nur ein paar Minuten.«
Sie führt ihn in das Zimmer.
»Willst du was trinken?«
Paul schüttelt den Kopf. Sie sieht, wie sein Blick durch das Zimmer streift – und auf dem schiefen Regal hängen bleibt.
»Ja, das ... Mein Freund ist leider nicht so der Handwerker.«
»Macht doch nichts.«
Lara lässt Paul allein in der Küche und geht in ihr Schlafzimmer, wo das Kameraequipement lagert.
»Bin sofort wieder da«, ruft sie Paul durch die halboffene Tür zu.
Als sie die Kameratasche öffnet, um zu kontrollieren, klingelt ihr Handy. Es ist Henrike.
»Es ist gerade schlecht«, sagt Lara. »Ich muss gleich weiter zu Paul.«
»Oh. Da will ich natürlich nicht stören, Süße. Mit deinem heißen Rollstuhl-Feger kann ich nicht mithalten.«
»Sehr witzig. Was gibt es denn?«
Henrike fragt, wann Lara in der nächsten Woche den Schnittplatz benötigt, damit es nicht zu Überlappung mit ein paar Mädels kommt, die gerade ein Filmprojekt für die Schule schneiden müssen. Nachdem die organisatorischen Fragen geklärt sind, erzählt Henrike noch unaufgefordert davon, was sie am vergangenen Wochenende im Heidelberger Nachtleben getrieben hat. Und was sie für diesen Samstag plant.
Als Lara das Schlafzimmer verlässt, realisiert sie, dass sie Paul fast zehn Minuten allein gelassen hat. Hoffentlich langweilt er sich nicht.
Lara betritt die Küche und fährt zusammen.
Paul steht mit seinem Rollstuhl neben dem Regal. Als er sie kommen hört, rollt er seine Räder einen Schritt zurück, um den Blick freizugeben.
»Ich hab den Schraubenzieher aus der Tasse auf dem Kühlschrank genommen. Ich hoffe, das stört dich nicht.«
»Wie
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