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Paul sucht eine Frau

Paul sucht eine Frau

Titel: Paul sucht eine Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Morawek
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wieder.
    »Ja, gibt’s sogar auf Rezept. Bei mir ist die Antwort auf deine Frage allerdings recht einfach: Ja, ich kann noch ganz gut. Sexualität ist ja auch eine Kopfsache. Wenn ich die richtigen Bilder im Kopf habe, na, ja ...«
    Paul macht eine kurze Pause und Lara befürchtet schon, dass er gleich rot anlaufen wird, wenn er merkt, was er da gerade erzählt. Und dass er dann nie wieder einen Ton in ihrer Gegenwart herausbekommt. Doch er lacht nur kurz auf. »Dann brauch ich keine Hilfsmittel. Ich kenn aber Leute, die sich einfach Viagra einschmeißen.«
    Wie offen er über solche Themen reden kann, denkt sie. Und spricht ihn darauf an. Er zuckt mit den Achseln.
    »Schon in der Erst-Reha zeigen die Ärzte und Schwestern dir Ratgebervideos und ermutigen dich zum Training.«
    »Zum Training mit den Krankenschwestern?!«
    »Nein, mit der Hand natürlich.«
    Ein Moment peinlicher Stille. Dann kann Lara nicht anders. Sie lacht laut los. Paul stimmt ein.
    »Es geht allerdings auch noch ohne die Hände«, sagt er.
    Wieder lachen beide.
    Lara sieht zu den Weingläsern, die mittlerweile leer sind. Nachfüllen ist vielleicht keine gute Idee.
    Lara rutscht ein Stück näher ans Ende der Couch, sodass sie ihren Kopf auf Pauls Schulter legen kann.
    »Manchmal bist du echt witzig, Paul Altenburg.«
    »Du bist wunderschön.«
    Lara hebt ihren Kopf und sieht zu Paul. Was hat er gerade gesagt?
    Paul hat sein Gesicht zu ihr gedreht und sieht sie durchdringend an. Ihre Nasenspitzen sind nur zwei, drei Zentimeter voneinander entfernt.
    Er wendet seinen Blick nicht von ihr ab. Sie schaut ihn an und lächelt. Warum findet sie ihn nur auf einmal so unglaublich süß? Lara verspürt deutlich das Verlangen, ihn zu küssen. Langsam bewegt sie ihren Kopf ein Stück vor. Paul steigt in ihren Kuss ein.
    Als sich ihre Lippen trennen, sagt er etwas benommen: »Und du schmeckst gut.«
    Sie küsst ihn noch einmal, diesmal länger und leidenschaftlicher. Paul sitzt immer noch in seinem Rollstuhl. Lara deutet ihm an, zu ihr auf die Couch zu kommen.
    Er bewegt seinen Rollstuhl näher an sie heran. Dann hievt er sich auf die Couch.
    Lara setzt sich auf ihn und fängt an, ihm das T-Shirt auszuziehen. Schließlich hält sie inne.
    »Aber ich tu dir nicht weh, wenn ich auf dir sitze?«
    »Alles wunderbar«, sagt er.
     
    * * *
     
    Die morgendlichen Strahlen der klaren Wintersonne brechen durch die Jalousie der Küche. Paul steht pfeifend vor der Anrichte und bereitet das Frühstück vor, das er auf einem Tablett anrichtet. Es ist also tatsächlich passiert.
    Klar, sie hat immer noch einen Freund. Sich einfach so zwischen die Beziehung zu drängen widerspricht womöglich Pauls moralischem Weltbild. Aber nur, wenn er näher darüber nachdenkt. Und dazu ist er jetzt zu glücklich.
    Vorsichtig stellt er sich das Tablett auf den Schoß. Kurz vor der Küchentür dreht er sich noch einmal um. Er hat den Orangensaft vergessen! Was ist ein Frühstück ohne Orangensaft?
    In diesem Moment hört er im Flur ein Geräusch.
    Mist, denkt er. Lara ist wach. Dabei wollte er sie überraschen.
    Noch bevor er sich umdrehen kann, um in den Flur blicken zu können, hört er, wie die Wohnungstür zuschlägt.
    »Lara?«
    Er bewegt sich in den Flur. Nichts zu sehen. Durch die offene Schlafzimmertür wagt er einen Blick.
    Das Bett ist leer.

20
     
    Selbst die heiße Teetasse in ihrer Hand kann sie jetzt nicht aufwärmen.
    »Warum zerbrichst du dir überhaupt den Kopf?«, fragt Henrike.
    Lara lehnt sich an den Tisch, auf dem der Schnittcomputer steht.
    »Wie meinst du das? Ich habe gerade meinen Freund betrogen!«
    »Das machen andere auch.«
    »Ich nicht.«
    Henrike zündet sich eine neue Zigarette an. Sie bietet Lara ebenfalls eine an, doch Lara lehnt ab.
    »Ich sage dir schon lange, dass Martin nicht der richtige ist, um deine Bedürfnisse zu erfüllen. Nun hat eben ein anderer deine Leidenschaft wieder zum Leben erweckt. C'est la vie .«
    »Aber das bin nicht ich. Ich bin gegen Seitensprünge.«
    »Ich weiß. Du bist zu gut für diese Welt.«
    Henrike nimmt einen langen Zug an ihrer Zigarette.
    »Wie geht denn das überhaupt? Sex mit einem Rollstuhlfahrer?«
    »Typische Fußgänger-Frage. Bei Paul läuft es auch nicht anders als bei anderen Jungs. Er kriegt halt nicht alle Stellungen hin. Na und.«
    »So, so. Er scheint dich ja ziemlich beeindruckt zu haben.«
    Lara schweigt. Henrike lehnt sich neben sie an den Tisch.
    »Eigentlich ist es doch gar nicht so schwer, Süße.

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