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Paula geht

Paula geht

Titel: Paula geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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Apfelkuchen, dessen Geruch ihn an seine sehnsüchtigen Träume erinnerte. Ralf, reiß dich zusammen. Du solltest sie erst einmal kennenlernen. Vielleicht ist sie ja gar nicht dein Typ. Unbeholfen nahm er ihr das Kuchenblech aus der Hand und stellte es auf eine alte Teekiste, die ihm als Garderobentisch diente. Dann nahm er ihr den Mantel ab. Darunter trug sie ein orangenes Strickkleid, das sanft ihre Pölsterchen überspielte. Der Schal war für seinen Geschmack etwas zu grell, aber er stand ihr.
    Fröhlich grinste sie ihn an und sagte: „Nochmal herzlichen Dank für die Einladung. Ich glaube, Sie haben mich heute Abend gerettet. Vermutlich wäre es doch ein bisschen komisch geworden, so ganz allein in der Fremde.“
    Er konnte nur stumm nicken und versuchte sich ebenfalls an einem schiefen Grinsen. „Kommen Sie doch rein. Manches steht hier noch im Rohbau. Ich bin nicht in dem Tempo vorwärtsgekommen, wie ich dachte.“
    „Ach, daran bin ich gewöhnt, bei mir sieht es viel schlimmer aus.“
    Prima, sie schien nicht sehr kompliziert zu sein. Er mochte keine komplizierten Frauen. Neugierig sah sie sich um.
    „Möchten Sie vielleicht eine kleine Hausführung, bevor wir essen?“, fragte er schüchtern.
    Sie nickte eifrig. „Wenn das nicht zu indiskret ist? Aber derzeit interessieren mich bauliche Sachen, wissen Sie. Ich renoviere und saniere zum ersten Mal in meinem Leben und fühle mich da wirklich als Analphabetin.“
    Er fing im offenen Küchen- und Wohnzimmerbereich an. Hier gab es nur noch wenige Dinge zu tun und er musterte voll Stolz den gemütlichen Bereich vor dem Kamin. Letzte Woche war sogar noch ein Teppich eingetroffen, der sich ausnehmend gut auf den Terrakotta-Fliesen machte.
    „Oh, Entschuldigung“, sagte Paula. „Ich habe gar nicht meine Stiefel ausgezogen.“ Sie sprang zurück in die Diele, er folgte ihr.
     „Möchten Sie ein paar dicke Socken? Ich habe zwar Fußbodenheizung, aber es ist vielleicht trotzdem angenehmer.“ Sie nickte dankbar. Tja, so schnell ging das, jetzt hatte sie schon seine Socken an. Er zeigte ihr stolz seine Vollholzküche und ließ sie dann kurz einen Blick ins Schlafzimmer werfen. Zum Glück hatte er heute ausnahmsweise die Betten gemacht. Bestimmt fragte sie sich, warum er ein Doppelbett hatte, wo doch offensichtlich keine Frau bei ihm wohnte.
    Dann warfen sie noch kurz einen Blick in sein Arbeitszimmer, das sich im absoluten Chaos-Zustand befand, so dass er schnell wieder die Tür schloss. Und zwei weitere große Zimmer gab es, die er nur kurz öffnete. „Was soll hier mal rein“, fragte sie neugierig.
     „Nun, ich dachte, das könnten mal die Kinderzimmer werden“, gab er widerstrebend zu.
    Sie musterte ihn kurz von der Seite. „Wie alt sind Sie denn, wenn ich fragen darf?“
     „Ich bin jetzt dreiundvierzig. Und Sie? Ich weiß, dass man das bei Frauen nicht fragt, aber ich bin trotzdem so unverschämt.“
    „Ich bin sechsundvierzig“, sagte sie lachend.
    Er blieb wie angewurzelt stehen. „Nein, das kann nicht sein. Ich hätte Sie für Ende dreißig gehalten.“
    Paula machte eine Art Knicks. „Dankeschön.“
    Ralf stieg hinter ihr die Treppe hinunter und musste sich festhalten. Jetzt kam ihm diese tolle Frau ins Haus geschneit und dann war sie schon so alt. Das hätte er nie gedacht. Na ja, die Frauen von heute blieben eben länger jung. Vor seinem inneren Auge schmolz die Zahl seiner Kinder auf einen einzigen kleinen Sohn zusammen. Komm, Ralf, jetzt lass dir nicht den Abend verderben. Irgendeinen Haken gibt es immer, das kennst du doch schon. Und denk immer daran, dass sie noch gar nichts weiß von deinem Masterplan.
    „Bitte hier entlang.“ Er geleitet sie zu einem festlich gedeckten Tisch. Er hatte das gute Geschirr seiner Großmutter gedeckt und zwei Kerzen angezündet. Sie schien sichtlich beeindruckt. „Einen Weihnachtsbaum habe ich leider nicht. Wenn ich natürlich gewusst hätte, dass Sie heute kommen ...“ Sie lächelte, wobei sich zwei ganz nette Grübchen auf ihren kräftigen Wangen bildeten. Er brachte einen Salat und schenkte Wein ein. Als sie beide ihr Glas hoben, sah er ihr tief in die Augen. Unsicher erwiderte sie seinen Blick. „Auf einen guten Neuanfang in diesem unserem Dorf“, sagte er.
     „Auf einen ungewöhnlichen Mann, der armen, verwaisten Menschen an Weihnachten eine Zuflucht bietet“, erwiderte sie.
    Wollte sie ihn hochnehmen?
    Nach dem Essen lehnte sich Paula zufrieden zurück und sagte: „Ich habe schon lange

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