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Paula geht

Paula geht

Titel: Paula geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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werden?
    Wütend stapfte Paula wieder ins Haus. Was das wieder kosten würde! Im neuen Jahr musste sie dringend zur Bank und einen Privatkredit beantragen. Andere Geschäftsgründerinnen nehmen auch einen Kredit auf, sagte sie sich trotzig. Dann werde ich das auch können. Vielleicht geben sie mir auch ein Existenzgründungsdarlehen? Verbissen löste sie weiter die Tapetenfetzen und warf sie auf einen Haufen. Das alte Wohnzimmer war immer noch der Abstellraum, aber sie hatte alle Möbel und Kisten in der Mitte zusammengeschoben, so dass sie an den Wänden einen Gang frei hatte.
     
    Da klingelte es an der Haustür. Paula schaute neugierig aus dem Fenster. Aha, Ralf mit ihrem Kuchenblech. Sie öffnete ihm und strich sich schnell noch eine Haarsträhne aus dem Gesicht. So, jetzt würde er die wahre Paula sehen und käme wohl kaum auf komische Gedanken.
    „Hallo Ralf. Oh, danke fürs Vorbeibringen.“
    Er stand unschlüssig in der Tür. Paula seufzte: „Du kannst gerne reinkommen. Ich habe zwar gerade miese Laune, aber wenn dich das nicht abschreckt, könnte ich uns einen Kaffee kochen.“ Der arme Kerl konnte ja auch nichts dafür, dass sie so eine Bruchbude gekauft hatte.
    Er nickte und grinste: „Bin schon gespannt, wie du so wohnst.“
    Paula ging voraus in die Küche.
    Er hängte seine Jacke über den Stuhl. „Gemütlich hast du‘s hier.“
    „Gemütlich ist was anderes, soll ich dir mal was zeigen?“
    Ralf folgte ihr ins Wohnzimmer. „Da hätte ich ja gestern gar nicht so aufräumen müssen.“ Er lächelte.
    Woher nahm der Kerl nur seine gute Stimmung? „Hier, meine neueste Entdeckung, tataaa“, präsentierte Paula ihm die Schimmelwand.
    Ralf fuhr vorsichtig mit dem Finger über eine tiefe Stelle und musterte den Haufen abgefallenen Putz. „Mist“, sagte er.
    „Ich denke, der Ziegenstall ist schuld“, sagte Paula. „Aber die Ziegen habe ich hier mitgeheiratet, die brauchen auch ein Dach über dem Kopf.“
    Ralf schaute aus dem Fenster. „Ein paar neue Balken einen halben Meter nach innen versetzt und ein günstiger Maurer und die Welt sieht schon wieder anders aus.“
    Er sah sie an. Und schon wieder war ihr zum Heulen zumute. Mitgefühl verschlimmerte das nur.
    „Hey, kennst du Sven?“
    „Wer ist Sven?“
    „Das ist ein Mitarbeiter vom Schreiner Böker, der hat mir schon ein paarmal geholfen. Der ist richtig fit und nach Feierabend sicher auch nicht so teuer“, entgegnete er auf Paulas zweifelnden Blick.
    „Jacek, kennst du Jacek?“ fragte Paula.
    Ralf schüttelte den Kopf.
    „Den könnte ich wegen der Mauer fragen, er sagt, er kann alles. Er hat mir die Elektrik neu gemacht.“
    Ralf musterte mit Kennermine die neuen Lichtschalter und verputzten Schlitze. „Saubere Arbeit.“
    Paula ging es langsam wieder besser. „Jetzt lass uns erst mal einen Kaffee trinken.“
    „Hast du auch einen Kräutertee, ich kann nicht schlafen, wenn ich so spät noch Kaffee trinke.“
    Paula schaute verblüfft auf die Uhr. Es war halb vier: Kaffee-Primetime. „Klar, sicher habe ich in einer Kiste noch einen Tee, schau mal in den zweien dahinten.“
    Ralf zog ein Bild im Rahmen hervor und musterte es. „Wer ist das?“, fragte er neugierig.
    Paula wurde rot. „Ich war mal verheiratet, das ist Hubert, mein Ex. Ich habe es noch nicht übers Herz gebracht, mein Hochzeitsbild wegzuwerfen.“
    Ralf wandte sich wieder um. An der Art, wie er die Schultern einzog, wusste sie, dass ihm die Antwort nicht gefallen hatte. Sie zuckte mit den Achseln. Wer war schon ein unbeschriebenes Blatt in ihrem zarten Alter?
    Dann kam er mit dem Päckchen Teebeutel in die Küche. Sie zündete zwei Kerzen an und stellte zwei dicke Stücke vom Apfelkuchen auf den kleinen Küchentisch.
    „Warum hast du das gestern nicht erzählt, dass du verheiratet warst?“
    „Wieso sollte ich, wir kennen uns doch kaum?“, sagte Paula nun leicht verstimmt.
    „Hast du vielleicht auch Kinder?“
    Paula schüttelte den Kopf. „Nein, zum Glück nicht, ich vermute, das wäre mit Hubert eine Katastrophe geworden.“ Ralf schien ziemlich kinderfixiert zu sein. Sie mochte Kinder – die kranken zumindest, sie kannte wenig andere.
    „Wieso habt ihr euch getrennt?“
    Jetzt reichte es aber. Sie drehte sich in voller Breitseite zu Ralf und sagte: „Lieber Ralf, können wir jetzt in Ruhe Kaffee oder Tee trinken? Ich hab jetzt gerade keine Lust, in meiner wenig ruhmreichen Vergangenheit zu kramen, nachdem ich festgestellt habe, dass eine von vier Wänden

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