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Paula geht

Paula geht

Titel: Paula geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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werden es bei einer Verwarnung belassen.“
    Paula konnte ihr Glück nicht fassen. Eine Verwarnung klang nicht nach richtig viel Geld.
    „Das heißt, dass Sie die Auflage haben, bis zum Bestehen Ihrer Prüfung als staatlich geprüfte Heilpraktikerin alle Behandlungen hier vor Ort zu unterlassen. Sollten uns weitere Zuwiderhandlungen zu Ohren kommen, müssen wir Sie mit einem Bußgeld belegen.“
    Paula nickte dankbar, sprang auf und nahm beide Hände des Polizisten. „Vielen herzlichen Dank, dass Sie sich so für mich eingesetzt haben. Ich weiß, das ist nicht selbstverständlich.“
    Herr Herbig schmunzelte verlegen. „Und wann dürfen wir denn nun mit einer Praxiseröffnung rechnen?“
    „Wenn alles glatt läuft, mache ich im Oktober die Prüfung. Dann könnte ich im November schon eröffnen.“
    „Wir würden uns freuen. Meine Frau schwört auf Sie und Ihre Kügelchenmethode. Sie versucht schon alle in der Verwandtschaft zu überzeugen, dass sie dringend rechtzeitig eine Zusatzversicherung abschließen sollen, damit die Heilpraktikerleistungen von der Kasse bezahlt werden.“
    „Ja, die meisten Kassen haben drei Monate Wartefrist, bevor sie die erste Behandlung bezahlen.“ Paula nickte eifrig. „Und wenn sie sich weigern, kann man ja immer noch die Kasse wechseln. Die Krankenkassen stehen gerade so in Konkurrenz, dass man da gute Verhandlungschancen hat.“
    Herr Herbig erhob sich, Paula ebenso. Nachdem Sie sich herzlich verabschiedet hatten, wollte sie gleich zu Sven rennen, ihm die gute Botschaft bringen. Dann dachte sie aber daran, dass das vielleicht taktisch nicht so gut war, in ihrer Freude seinem Meister über den Weg zu laufen, für den die Entscheidung sicher eine Niederlage bedeutete. Also holte sie nur schnell ihr Handy raus und schickte ihm eine SMS: „kein bußgeld, nur eine verwarnung. das leben ist schön, in liebe paula“. Nie hätte sie gedacht, dass sie auch mal so kleine Liebesbotschaften schreiben würde, die andere den ganzen Tag durch den Äther schickten.
    Zuhause leerte sie den Briefkasten, holte mit einem Schmunzeln ihren zweiten Hausschlüssel wieder heraus und dachte daran, wie weit der letzte Samstag jetzt schon zurücklag. Damals, als die Welt noch eine andere war. Doch als sie dann mit ihrem Stapel Rechnungen am Küchentisch saß und die Beträge addierte, wurde ihr doch ganz anders. Auch die Rechnung für die Prüfung war schon gekommen. Die waren aber schnell. Sechshundert Euro waren auch nicht zu knapp, dafür, dass ihr ein bundeseinheitlicher Prüfungsbogen ausgeteilt wurde. Wobei sie vor der mündlichen Prüfung viel mehr Angst hatte als vor der schriftlichen. Da würde ihr ein Team von Ärzten und Psychologen auf den Zahn fühlen. Und sie musste aufpassen, dass der Ausstieg aus der klinischen Welt ihr nicht zum Nachteil ausgelegt würde. Sie hatte schon Annemarie gefragt, ob sie mal so ein Prüfungsgespräch mit ihr durchspielen könnte.
    Ach, was war das hier? Ein Brief vom Bürgermeister persönlich. Er schien aber nicht von der Stadt zu sein, sondern eher privater Natur. Sie schlitzte ihn auf.
    Sehr geehrte Frau Sommer,
    nach erneuter ausgiebiger Durchsicht Ihrer Bewerbungsunterlagen möchten wir uns für unsere versehentliche Absage bei Ihnen entschuldigen. Gerne teilen wir Ihnen mit, dass wir Sie für meine Mutter als Pflegekraft und Pflegekoordinatorin einstellen möchten. Wir würden uns freuen, wenn Sie zu einem persönlichen Kennenlernen mit meiner Mutter am Dienstag 27.9. um 15.00 Uhr vorbeikommen könnten. Bitte geben Sie uns nur kurz Bescheid, wenn Sie den Termin nicht wahrnehmen können.
    Mit freundlichen Grüßen, Martin Reichenstein
    Paula sprangen drei Fragezeichen aus den Augen. Was war denn jetzt passiert? Hatte es im Haus des Bürgermeisters eine Trennung gegeben, von der sie nichts wusste, und der Bürgermeister wusste sich jetzt nicht anders zu helfen, als sie einzustellen? Oder hatte er doch die Hosen an und seiner Alten – da es um seine Mutter ging – mal gehörig den Marsch geblasen? Vielleicht würde sie es nie erfahren.
    Die Situation war gelinde gesagt pikant. Natürlich würde es nicht einfach werden. Vermutlich würde sie ziemlich unter Beobachtung stehen. Und sie musste erst schauen, ob sie mit der alten Dame klarkäme. Einzelpflege, ohne dass die Beziehungsebene stimmt, konnte sie sich trotz aller Geldknappheit nicht vorstellen. Aber immerhin war es ja seine Mutter, nicht ihre, so dass die Wahrscheinlichkeit höher war, dass sie

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