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Paula geht

Paula geht

Titel: Paula geht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Nohl
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menschlich zurechtkommen würden.
    Paula wurde ganz aufgeregt. Was war nur los mit ihrem Leben? Die Ereignisse überstürzten sich und es war, als wenn sie gerade in einem Glücksfluss schwimmen würde. Oh, wenn doch Sven nur kommen würde. Aber er musste arbeiten und würde erst um acht Uhr vorbeischauen, das hatte er versprochen.
    Da klingelte es an der Tür. Bene stand davor. Diesmal mit Schulranzen. Sein Rad lehnte am Zaun. „Hallo Paula, kann ich reinkommen?“
    „Klar. Ich freu mich, dich zu sehen.“
    Sie hatte schon befürchtet, dass er den Kontakt mit ihr abbrechen würde. Er sah aus wie das wandelnde schlechte Gewissen, als er die Schuhe auszog und mit hängenden Schultern in die Küche trabte. Dann konnte er sie kaum ansehen, als er fragte: „Kann ich trotzdem nachmittags zu dir kommen, auch wenn du sauer bist, dass wir dir nichts verraten haben?“
    „Klar kannst du das. Das hat nichts mit dir zu tun.“
    „Na, ja, vielleicht bin ich schon schuld. Ich fand‘s toll, ein Geheimnis zu haben. Und außerdem“, jetzt fing er an zu schluchzen, „wollte ich dich erst mal genau angucken, ob du meine Mutter sein kannst, und ich dachte, wenn ich das wie ein Detektiv mache und du nicht weißt, dass ich das Kind von Papa bin, dann wäre das besser.“
    „Ach, Bene. Ich glaub, ich versteh dich.“ Fast musste Paula schmunzeln, denn sie hatte es tatsächlich nicht gemerkt, dass sie unter ständiger Beobachtung gestanden hatte. Aber anscheinend war sie ja gar nicht so schlecht als Mutterkandidatin gewesen, denn er war ja immer wieder gekommen.
    „Aber ich weiß nicht, ob ich deine Mutter sein kann. Vielleicht können wir erst mal abmachen, dass ich deine Freundin bin. Und dass ich auch deine Freundin bleiben werde, egal was zwischen deinem Papa und mir passiert. Abgemacht?“
    „Ich hatte noch nie so eine große Freundin. Eigentlich hatte ich überhaupt noch nie eine Freundin. Ich weiß gar nicht, wie man das macht.“
    „Tja, ich hatte auch noch nie so einen wie dich als Freund. Da müssen wir halt zusammen schauen, wie das geht, zum Beispiel immer sagen, was uns stört oder was wir mögen.“
    „Und zu was wir gerade Lust haben oder auch wenn wir mal schlechte Laune haben.“
    „Genau, und ob wir was zusammen machen wollen oder lieber jeder alleine.“
    „Und ob das lieber draußen oder drinnen sein soll und so, meinst du?“
    „Ich glaube schon, dass das so gehen könnte.“
    „Ok. Kann ich heute fernsehen?“
    „Tut mir leid, aber hast du hier irgendwo einen Fernseher gesehen?“
    Bene sah sich suchend um und schüttelte den Kopf. „Alle Menschen haben einen Fernseher.“
    „Als mein letzter kurz nach meinem Einzug hier kaputtging, war ich richtig erleichtert, glaubst du das? Seitdem habe ich viel mehr Zeit.“
    „Ich habe immer zu viel Zeit.“
    Paula dachte nach. Als Kind hatte sie dieses Gefühl auch gehabt, dass die Tage so lang waren, dass sie manchmal gar nicht vorbeigehen wollten. „Hast du Hausaufgaben?“
    Bene nickte.
    „Also, dann machen wir jetzt beide Hausaufgaben, und wenn du fertig bist, könntest du mich ein bisschen abhören, wenn du willst.“
    „Was ist abhören?“
    „Du liest mir eine Aufgabe vor und ich muss dir die Antwort geben.“
    „Also ich bin der Lehrer?“
    „Genau.“
    Nachdem sie wie ein eingespieltes Team gearbeitet und gelernt hatten, versuchte Bene redlich, sie abzuhören. Er las ihr die Fragen tapfer buchstabierend vor, ließ dabei aber alle schwierigen Wörter weg, so dass Paula oft raten musste, worum es ging. Aber dann war er sehr gründlich, ob Paula ganz genau die gleichen Wörter verwendete, die in der Antwort standen.
    Nach zwei Fragen gab Paula lachend auf und forderte ihn zu einer Runde Kniffel auf, das sie noch in einer Kiste gefunden hatte. Sicher stammte es noch aus Huberts Zeiten. Während sie würfelten und nebenbei ein bisschen rechneten, schaute Paula auf seinen Strubbelkopf. Sie war froh, dass er da war.
    Plötzlich sprang Paula auf. Sie war eben keine gelernte Mutter. „Hast du überhaupt schon etwas gegessen nach der Schule?“
    Bene schüttelte den Kopf. Paula kramte in ihren Küchenschränken. „Wären Spiegeleier und Kartoffelpüree ok?“
    Bene nickte. „Können wir auch noch einen Kuchen backen?“
    „Klar. Endlich mal wieder Kuchen, was?“
     

Kapitel 26
     
    Sven ruderte. Die Muskeln an seinen Oberarmen bewegten sich unter dem engen weißen T-Shirt. Paula hätte nie gedacht, dass sie so etwas mal sexy finden würde. Sie

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