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Paula Kussmaul laesst nicht locker

Paula Kussmaul laesst nicht locker

Titel: Paula Kussmaul laesst nicht locker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kordon
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uns nicht gefällt.«
    Ennos Mutter überlegte ein Weilchen, dann sagte sie: »Mein Mann und ich, wir werden ihn bald mal im Krankenhaus besuchen. Und auch mit seinen Eltern werden wir reden. Das geht doch nicht, dass zwei ansonsten ganz vernünftige Jungen sich dermaßen anfeinden. Und das wegen nichts und wieder nichts.«
    Paula erzählte, was Frau Stein vorhatte, und auch Ennos Mutter fand ein solches Klassengespräch nicht schlecht. »Weißt du: Ob Menschen miteinander auskommen, hängt manchmal nur von Kleinigkeiten ab. Kriegt man die in den Griff, haben alle es leichter.«
    Das klang gut. Aber war es für Sascha wirklich nur eine Kleinigkeit, dass Enno aufgedeckt hatte, dass er gar kein Spanisch konnte? War es für die Klasse eine Kleinigkeit, dass Enno nicht dort leben wollte, wo sie zu Hause waren? War es nichts als eine Kleinigkeit, über die Hennie und sie sich so zerstritten hatten, dass sie keine Freundinnen mehr sein konnten?

Im Taubenschlag
    Am Nachmittag machte Paula Schularbeiten, übte mit Linus lesen und saß eine Zeit lang vor der Haustür herum. Vielleicht erfuhr sie auf der Straße ja irgendwelche Neuigkeiten.
    Aber es kam niemand Besonderes vorbei, nur mal wieder die alte Frau Hirschfeld, die einkaufen ging und fragte, ob sie »ihren« Enno denn inzwischen schon gefunden hätte.
    Paula schüttelte nur stumm den Kopf. Und als eine weitere halbe Stunde lang niemand kam, von dem sie etwas über Enno hätte erfahren können, ging sie zu Fühmanns hoch und klingelte.
    Doch niemand machte auf.
    Und zu Hause bei Katja und Jenny? Dort flogen mal wieder die Fetzen. Gerade erst war die Mutter zur Arbeit gegangen, schon stritten die Schwestern darüber, wer welche Erledigungen übernehmen sollte. Der Zettel, den die Mutter ihnen hingelegt hatte, war ziemlich lang.
    Jenny warf Katja vor, immer wieder die Chefin herauszukehren, nur weil sie drei Jahre älter war. Katja warf Jenny vor, sich vor allen Erledigungen zu drücken und keine Rücksicht darauf zu nehmen, dass sie doch nun für das Abitur lernen musste. Es ging hin und her, und Paula verlor bald die Lust am Zuhören und wollte sich in ihrem Zimmer ein bisschen aufs Bett legen, um besser nachdenken zu können. Dort jedoch ließ ihr Linus keine Ruhe. Er wollte unbedingt Pirat spielen. Ihr Bett war das Schiff, das er überfallen wollte. Wütend verzog sie sich aufs Klo, den einzigen Ort des Friedens, wie der Vater früher immer gesagt hatte, wenn die Mutter und er miteinander stritten. Auf dem Klo wurde man nur gestört, wenn einer mal dringend musste.
    Sie war noch nicht ganz fertig mit ihrem Nachdenken, als es plötzlich Sturm klingelte. Paula stürzte in den Flur, Katja öffnete – und Ennos Eltern standen in der Tür. Ganz aufgelöst sahen sie aus, aber auch sehr glücklich.
    »Enno!«, riefen sie fast gleichzeitig. »Er muss in der Wohnung gewesen sein. Er hat Manolito gefüttert und sich selbst auch was zu essen und zu trinken mitgenommen.«
    Das war eine gute Nachricht. Auch Katja, Jenny und Paula freuten sich. Als sie aber mit Herrn und Frau Fühmann im Wohnzimmer saßen und Ennos Eltern alles noch mal ganz genau geschildert hatten, waren sie wieder ratlos. In die Wohnung zu gelangen war für Enno nicht schwer. Wozu hatte er seinen Schlüssel! Er hatte einfach abgewartet, bis seine Mutter einkaufen ging, dann hatte er sich in die Wohnung geschlichen. Doch wo hatte er so lange gesteckt, wo geschlafen? Von wo aus hatte er das Haus beobachtet? Ja, und hatte er bis heute Nachmittag denn überhaupt nichts gegessen? Und auch nichts getrunken? Einen ganzen Tag lang?
    Es wurden viele Vermutungen angestellt, Genaueres aber wusste keiner. Also wurde mal wieder Paula befragt. Deshalb waren Fühmanns ja überhaupt gekommen. Sie wollten wissen, ob Paula sich nicht denken konnte, wo Enno sich versteckt hielt. Es musste ganz in der Nähe sein, wenn er sich zwischendurch einfach mal nach Hause schleichen konnte.
    Paula überlegte, aber ihr fiel kein Versteck ein, das sie am Abend zuvor nicht abgeklappert hatte.
    »Wir waren schon im Keller und auf dem Dachboden«, sagte Frau Fühmann. »Aber nichts! Keine Menschenseele, nur Staub und abgestellte Möbel.«
    Dachboden?, durchzuckte es Paula da. Aber natürlich, dort gab es ein Versteck, ein ganz tolles sogar, eines, das Fühmanns ganz sicher nicht entdeckt hatten, so neu, wie sie im Haus noch waren. Ein Versteck, das überhaupt nur finden konnte, wer auf dem Fußboden herumkroch.
    Einen Moment lang überlegte

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