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Pauschaltourist

Pauschaltourist

Titel: Pauschaltourist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Liehr
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blutenden Mann und wuchteten ihn rücksichtslos in den Fond ihres Wagens. Keine Minute später war die Szene auch wieder
     vorbei, das Polizeiauto raste mit eingeschaltetem Blaulicht davon, der Renault blieb mit offenen Türen am Straßenrand stehen.
     Die Passanten, die zugesehen hatten, gingen schulterzuckend weiter.
    »Ich glaube nicht, dass ich das Hotel noch einmal verlassen werde«, erklärte meine Kollegin, als wir am Pool saßen und Bier
     tranken – Nina hatte sich gleich vier Flaschen »Flag Speciale« geholt, und erstmals hatte der Barkiffer Geld verlangt, allerdings
     vernachlässigenswert wenig. Auf dem Weg zur Bar hatten wir entdeckt, dass Jules nach wie vor friedlich schlief, inzwischen
     auf der Seite liegend. Wir deckten ihn wieder zu. Wenn er nicht bis zum späten Nachmittag aufgewachte, wollten wir an der
     Rezeption Bescheid sagen.
    »Vielleicht war das ein Mörder«, mutmaßte Robby. »Oder ein Terrorist.«
    »Oder nur jemand, der ›Allah ist scheiße‹ gesagt hat«, widersprach Nina und kippte das zweite Bier runter. »Oder der Bier
     in der Öffentlichkeit getrunken hat. Für mich sah das nicht nach der Festnahme eines gesuchten Schwerverbrechers aus.«
    »Versteckte Kamera?«, schlug Kevin schüchtern grinsend vor.
    »Eher offene Macht- und Willkürdemonstration«, antwortete Nina und ließ sich die dritte Flasche aufmachen. Robby hatte sich
     inzwischen zu ihrem Privatöffner entwickelt – ein potentieller Ganztagsjob, und er schien es zu genießen. Die Mädels kamen
     an, und als ich sie sah, fiel mir fast die Kinnlade runter. Weiß der Papst, wo in Agadir sie das gekauft hatten, jedenfalls
     trugen sie Bikinis, die man kaum mehr als solche bezeichnen konnte. Die Dreiecke der Strings hatten knapp die Flächen von
     Streichholzschachteln, |137| und auch die Oberteile bedeckten gerade mal die Nippel. Nadine drehte sich lächelnd einmal um die eigene Achse; der weiße
     Faden in ihrer Gesäßritze war kaum zu erkennen. Ich bekam glühende Ohren und verschluckte mich beinahe an meinem Bier.
    »Offensive«, flüsterte Nina und stieß mich in die Seite. Dann rülpste sie ungefähr zehn Sekunden lang mit weit geöffnetem
     Mund. Die beiden Jungs lachten.
    »Wenn ihr so an den Strand geht, werdet ihr gesteinigt«, sagte ich, sah dabei aber zum Pool.
    »Ist nur für spezielle Anlässe«, kicherte Madeleine. Die beiden sprangen ins Wasser, gezielt in meinem Blickfeld. Ich bot
     Kevin eine Pingpong-Revanche an und erwischte mich dabei, fast loszurennen, als er einwilligte.
    »Was ist dein Problem?«, fragte er beim zweiten Aufschlag. »Die sind scharf auf dich.«
    Ich kniff die Augen zusammen, um mich zu konzentrieren. »Mir ist das ein bisschen unheimlich«, antwortete ich leise. »Ich
     würde es verstehen, wenn sie vor dir so einen Striptease aufführen würden. Aber ich bin achtunddreißig.«
    »Nadine ist einundzwanzig.«
    »Trotzdem.«
    »Schlechte Erfahrungen?«, spekulierte er. Da musste ich lachen. »Wenn man so will. Null zu drei.«
    Nadine kam dazu, und der Hauch von Stoff war durch die Feuchtigkeit jetzt sogar noch transparent geworden.
    »Du musst nur etwas sagen, dann hören wir damit auf«, flötete sie, setzte sich auf eine Bank und schlug die Beine übereinander.
    »Macht das mal unter euch aus«, sagte Kevin und warf ihr den Schläger zu, den sie geschickt auffing. Er tippte sich grüßend
     an die Schläfe und ging davon.
    »Ich versteh es nur nicht«, murmelte ich etwas später, mit zwölf zu drei hinten liegend und gegen meine permanente Errötung
     ankämpfend.
    |138| »Was genau?« Sie bückte sich nach dem Ball, der mich auf zwölf zu vier rangebracht hatte, und ich schaffte es einfach nicht
     wegzuschauen. Ich konnte wirklich
alles
sehen. In meiner Badehose baute sich Spannung auf. Leider war die Tischtennisplatte zu niedrig bzw. ich zu groß, um das zu
     kaschieren.
    »Soll ich warten, bis das weggegangen ist, oder spielst du mit Handicap?«, fragte sie kichernd.
    Ich antwortete nicht. Ich hätte nicht gewusst, was.
    »Sieh es doch mal so. Wir wollen unseren Spaß, und du bist das Beste, was hier rumläuft. Auf Marocks stehen wir beide nicht,
     und unsere Jungs sind uns einfach zu jung. Und außerdem sind es unsere Freunde.« Sie zwinkerte mir spitzbübisch zu. »Ich bin
     ehrlich, zu Hause hätte ich keinen zweiten Blick riskiert. Oder vielleicht keinen dritten. Aber hier bist du die erste Wahl.«
    »Na toll. Das hört sich nach einem starken Kompliment an.«
    Sie beugte

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