payback: thriller (German Edition)
merken.«
»Wenn es das dann war.«
»Er ist Polizist, Mensch! Ein Ehrenmann.« Die beiden lachten. Mace sah zu dem Tisch am anderen Ende der Terrasse hinüber. Sheemina February war verschwunden.
»Sheemina February hat gerade hinter dir gesessen«, sagte er.
Pylon drehte sich um. »Wo?«
»Jetzt ist sie weg. Wir scheinen ihr ziemlich oft zu begegnen.«
»Zufall«, meinte Pylon. »Anwälte kommen gerne hierher. Das Huguenot-Kanzleihochhaus liegt ganz in der Nähe, auch der High Court. Da ist das nichts Ungewöhnliches.«
»Trotzdem«, entgegnete Mace.
Um siebzehn Uhr war Mace zu Hause, um seine Tochter zum Schwimmen abzuholen. Er rief nach Oumou, die sich unten in ihrem Atelier befand, und erklärte, dass sie nun losfahren würden. » Oui«, erwiderte sie. »Viel Spaß im Wasser.«
Christa, bereits in einem schwarzen Speedo unter einem von Maces T-Shirts und die Ohren glitzernd vor Steckern, die er ihr gekauft hatte, klappte ihr Buch zu. Sagte: »Gehen wir, Papa, gehen wir. Wir sind schon spät dran.«
Mace hob sie von der Couch und trug sie in die Garage hinüber, wo der Spider leise vor sich hin tuckerte. Sie hatte noch immer das Gewicht eines Kindes, obwohl er bereits die Kraft ihrer Armmuskeln um seinen Nacken spüren konnte. Sie drückte ihn an sich.
Er tat so, als würde er keine Luft bekommen. »Willst du mich erwürgen?«
»Wir müssen schnell los«, sagte sie und setzte Cupcake das Maskottchen aufs Armaturenbrett.
»Warum so eilig? Gibt es da Jungs, die du beeindrucken willst?«
Sie kicherte. »Papa!«
Mace ließ sie in den Spider sinken und verstaute dann ihren Rollstuhl hinter den Sitzen. Ehe er den Motor anließ, schob Christa eine Britney-Spears- CD in den CD -Spieler. Warnte: »Sag jetzt bloß nicht ›Igitt!‹« Mace tat es trotzdem, und sie gab ihm einen Klaps auf die Schulter.
Er fuhr so schnell wie möglich nach Molteno. Die Stadt breitete sich unter ihnen aus, während Christa Britneys Song mitsang. Sie und Mace waren durch die große Geschwindigkeit beschwingt und heiter. Am Ampelübergang der Annandale kaufte Mace einem Transvestiten mit einer blonden Perücke und einem orangefarbenen Minirock ein Witzblatt ab. Der Mann kreischte: »Hallo, wie geht’s? Wie geht’s? So eine Süße aber auch!« Machte einen auf tuntig, während Mace das nötige Kleingeld zusammensuchte. Er gab Christa die Fotokopie und meinte: »Lies uns einen Witz vor.«
Sie las zwei vor, von denen keiner lustig war, und zerknüllte dann angewidert das Papier.
»Reine Zeitverschwendung«, sagte Mace.
»Ich kenne bessere«, erwiderte sie und fuhr mit dem Singen fort.
Im Sportstudio schob Mace Christa im Rollstuhl zum Schwimmbecken, wobei sie von allen Seiten enthusiastisch begrüßt wurden. Seine Tochter galt als kleine Heldin. Und das war sie ja auch. Sie konnte zwar nicht mehr laufen, aber ihre Beine bewegten sich, wenn sie schwamm. Insgeheim hoffte er, dass jeder Besuch im Pool sie der Chance näher brachte, eines Tages doch wieder gehen zu können. Also hievte er sie aus dem Rollstuhl und ließ sie ins Wasser hinab, wo sie begann, mit ihren schleppenden Kraulbewegungen auf die andere Seite des Beckens zuzusteuern. Ihre Beine zog sie meist hinter sich her. Was er vor allem an ihr bewunderte, war ihre wilde Entschlossenheit. Wie ihre Mutter gab auch Christa niemals auf.
Mace schwamm neben seiner Tochter her, bis sie müde wurde. Dann stoppten sie im Wasser, und er hielt sie an den Armen fest, während sie versuchte, ihre Beine dazu zu bringen, sich zu bewegen. So machten sie das seit einem Jahr. Zuerst hatte sie nicht genug Kraft gehabt, ihren Körper im Wasser auszustrecken, und ihre Beine waren immer wieder nutzlos zu Boden gesunken. Jetzt jedoch trieb sie problemlos dahin, die Beine ausgestreckt, sanft nach oben und unten schaukelnd, während ihr kleiner Po vor Anstrengung zusammengepresst war. Das Wissen um ihre Charakterstärke schnürte Mace fast die Kehle zu.
Als sie endgültig erschöpft war, schwamm er mit ihr im Huckepack an den Beckenrand und kraulte dann einige Längen in der Geschwindigkeit hin und her, die er mit Tyrone und Allan geschafft hatte. Nach Tyrones Unfalltod vor achtzehn Monaten waren die Schwimmtreffen allmählich im Sand verlaufen. Mace hatte Allan eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Er hätte auch aus Kapstadt weggezogen sein können, ohne dass Mace etwas davon erfahren hätte.
Zehn Bahnen später tauchte er neben seiner Tochter auf. »Noch eine Bahn?«
Sie schüttelte den
Weitere Kostenlose Bücher