payback: thriller (German Edition)
sperrangelweit offenstehenden Haustür und klingelten. Sie hörten es an zwei verschiedenen Stellen im Haus läuten, doch niemand reagierte. Das einzige Geräusch, das zu vernehmen war, kam von einem Fernseher, auf dem gerade ein Fußballspiel lief.
»Das Spiel ist so laut, das hören die nie«, meinte Pylon und klingelte noch einmal.
Mace konnte am anderen Ende der Eingangshalle zwei Glastüren sehen, die zu einem akkurat gemähten Rasen führten. Einige Pfauen spazierten dort herum und zogen ihre prächtigen Schwänze hinter sich her. Pylon drückte erneut auf die Klingel. Wieder warteten sie, während er die Sekunden zählte: dreißig Sekunden, eine Minute, eineinhalb Minuten. »Verdammt, was soll das?«
Über ihnen ertönte eine Stimme. »Willkommen in meinem Heim, Gentlemen. Tut mir leid, dass Sie warten mussten. Tão , treten Sie ein, und gehen Sie bitte gleich die Treppe hoch.«
Oben auf der Treppe wartete ein Mann mit einem Mondgesicht und einem dicken Nacken auf sie, dessen Haut über den Hemdkragen quoll. Er war klein und plump und trug ein hellblaues Hemd, an dessen weißem Kragen eine Krawatte befestigt war. Er strahlte ihnen entgegen. Seine hellen Zähne blitzten. » Bom , ich bin Dr. Kiambu. Tão , bitte. Kommen Sie mit.«
Oben im ersten Stock schüttelte er ihnen die Hand. »Fußball, Gentlemen? Mögen Sie?« Ein portugiesischer Akzent färbte sein Englisch.
Mace und Pylon nickten. »Leider ist das Spiel fast Vollzeit. Aber kommen Sie mit. Manchester United gegen die Spurs. Ich würde das die mittlere Periode von Gascoigne nennen, gegen Ende der Spielsaison 1989/90. Sie mögen Fußball?«
Er führte sie in einen langen düsteren Raum, in dem die Fensterläden geschlossen waren. An einer Wand stand ein Bücherregal, an den anderen Wänden hingen Bilder in üppigen Goldrahmen, die portugiesische Segelschiffe und Bauern bei der Feldarbeit zeigten. Auf dem Parkettboden lagen Perserteppiche. Was jetzt noch fehlt, dachte Mace, ist eine Ritterrüstung. An einem Ende des Zimmers stand ein Schreibtisch, am anderen waren Ledersessel vor einem Fernseher aufgebaut. Das einzige Licht im Raum kam von dem Bildschirm, vor dem die Silhouette eines Mannes zu erkennen war. Auf dem Bildschirm gab es gerade einen Moment der Spannung: Eckstoß für Manchester. Der Ball flog hoch, wurde abgeschmettert und ins Mittelfeld geschossen.
»Beschissen«, brummte der Mann in dem Sessel und wandte sich halb der Gruppe hinter ihm zu.
» Tão , bitte«, sagte Dr. Kiambu. »Darf ich vorstellen? John Webster.«
John Webster schwang sich seitlich wie eine Springspinne aus dem Sessel. Er war ein dünnlippiger Mann in Jeans und einem grünen Hemd mit offenem Kragen, das er im Mandela-Stil heraushängen ließ. Mace warf einen einzigen Blick auf ihn und fand ihn gleich unsympathisch. Er mochte keine Sommersprossengesichter mit roten Haaren, die gewellt eng am Kopf anlagen.
Sie reichten sich die Hand. Webster drückte fester zu, als nötig war. Mace hielt dagegen und sah ein gehässiges Blitzen in den Augen des Mannes.
»Alles in Ordnung?«, fragte Webster, die dünnen Lippen zu einem höhnischen Lächeln verzogen. Kein Austausch von Höflichkeiten.
»Kein Grund, warum es das nicht sein sollte«, erwiderte Mace und riss sich los.
Webster grinste noch immer. »Gut. Dann zeigen Sie uns mal, was Sie uns Verdammtes gebracht haben.«
»Uns?«, fragte Pylon. »Sie sind doch nur der Mann für die Diamanten – oder etwa nicht?«
»Gentlemen«, mischte sich Dr. Kiambu ein. » Tão , bitte. Mein Freund John kontrolliert für Sie die Diamanten und für mich die Waffen. Gibt es ein Problem?« Er legte eine seiner dicken Hände auf Websters Arm und blickte fragend von Mace zu Pylon.
»So haben wir das nicht erwartet«, meinte Mace.
Dr. Kiambu strahlte ihn an. »Kommen Sie bitte, Mr. Bishop. In Angola sind manche Fähigkeiten nur beschränkt lieferbar, wie wir das nennen. Wir müssen unsere Vereinbarungen geschickt kombinieren. Mr. Webster ist Profi. Er kann diese Dinge kompromisslos einschätzen. Verstehen Sie? Sonst hätte Ihre Ms. Medicis ihn nicht gewählt, um zu beraten.« Er nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. » Tão , wir kommen zum Geschäftlichen. Ich wäre froh, wenn Mr. Buso mit mir fährt. Mr. Bishop, vielleicht begleiten Sie John, ja? Danach können wir Sie wieder in Ihrem Hotel platzieren. Kein Problem.«
Mace warf Pylon einen raschen Blick zu und bemerkte bei ihm dieselbe Unruhe, die auch ihn erfasst
Weitere Kostenlose Bücher