payback: thriller (German Edition)
hatte. Wenn er aufschaute, hatte Sheemina February ihn angesehen. Manchmal spöttisch lächelnd. Nie bereit, den Blick abzuwenden. Aufdringlich. Dreist. Ihn herausfordernd. Als ob sie etwas wüsste, was er nicht wusste.
Diese blassblauen Augen. Die fein ziselierte Nase. Der Lippenstift auf ihren Penelope-Cruz-Lippen. Das Parfum. Die dunklen Haare. Was wollte sie von ihm? Wie sollte er sich fühlen? Hasserfüllt? Wütend? Verängstigt?
Er spürte einen Teil dieses Hasses und der Wut. Und er musste zugeben, dass sie ihn verunsicherte. Wenn sie sich doch nicht ständig in seine Angelegenheiten mischen würde.
Nach dem Treffen hatte Pylon gefragt: »Wie konntest du sie reinlassen? Bist du wahnsinnig geworden? Nach allem, was passiert ist? Wie konntest du? Heilige Mutter Gottes! Sie hat deine Tochter entführt. Christa hätte tot sein können. Diese Frau ist böse. Durch und durch böse. Und du lässt sie so ohne Weiteres in unser Büro, als ob wir nicht das Recht hätten zu entscheiden, wer hier rein darf und wer nicht? Was hast du dir dabei gedacht?«
Ja, dachte Mace, was habe ich mir dabei gedacht?
Warum hatte er sich ihr nicht entschlossener entgegengestellt? Warum nicht?
Gab es da etwas in einer dunklen Ecke seines Gehirns, an das er sich nicht erinnern konnte?
Oder war es etwas anderes? Ihm fiel ein, dass sie bei dem Konzert zu ihm gesagt hatte, er sei schuldig. In welcher Hinsicht war er schuldig? Weil er versuchte, der Wahrheit über sie auf die Spur zu kommen? Oder weil er in seiner Vergangenheit Waffen verkauft hatte?
Er hatte sie wahrscheinlich aus Neugier hereingelassen. Um zu sehen, was passieren würde. Wie sich die Sache entwickeln würde. Früher einmal hatte es keine Zeit gegeben, um genau abzuwägen und zu überlegen. Da hatte man nur gehandelt. Früher hätte er die beiden Amis niemals am Leben gelassen, diesen Paulo und seine Tussi, damit sie dem Gesetz ausgeliefert werden konnten. Im Rechtssystem gab es mehr Möglichkeiten, dass etwas schieflief, als dass die beiden wirklich ihrer gerechten Strafe zugeführt werden würden. Früher hätte er sie umgebracht und damit allen Beteiligten weitere Unannehmlichkeiten erspart. Vielleicht hätte er früher sogar etwas gegen Sheemina February unternommen. Eine Schwäche, die sich da bei ihm offenbarte. Das Gefühl, dass es sowieso keinen großen Unterschied machte, wie er sich verhielt.
Er seufzte und trank einen weiteren großen Schluck Portwein.
Vielleicht hatte Pylon recht. Er hätte entschlossener sein und sie nicht hereinlassen sollen.
Nach dem Treffen war er mit Christa schwimmen gegangen. Hatte ihr zugeredet, diesmal noch zwei Extrabahnen zu schwimmen. Er nahm sie härter als gewöhnlich ran. Ihre Beine mussten kräftiger werden. Mace beobachtete seine Tochter und dachte: Das ist der Sieg. Und die Niederlage von Sheemina February.
Toller Sieg, Christa zwei Extrabahnen schwimmen zu lassen.
Er ließ das Feuer herunterbrennen und trank seinen Portwein aus. Dann ging er mit dem Gedanken zu Bett: Sheemina February stößt dich immer wieder in eine bestimmte Richtung. Doch was es in dieser Richtung gab, vermochte er einfach nicht zu erkennen.
10
Ducky Donald rief in sein Telefon: »Was ist das Problem? Was verstehst du nicht?«
Oupa K fragte: »Was?«
Also wiederholte Ducky Donald das Ganze, lauter als zuvor.
Oupa K fragte: »Jetzt?« Dann: »Boss, sag es noch mal.«
Zu diesem Zeitpunkt nahm Ducky Donald das Telefon von seinem Ohr und betrachtete den Apparat, als ob er sich fragen würde, ob er richtig funktionierte.
Er hörte, wie Oupa K sagte: »Alwyn, Scheiße, Mann, lass das.« Dann redete er wieder in den Hörer: »Etwas leiser. Es gibt keinen Grund, so zu schreien. Immer schön freundlich bleiben, okay?«
Ducky Donald starrte auf den Fernsehbildschirm: eine Autojagd mit Minis durch die Geschäftsarkaden in der Via Roma. Er hielt den Hörer wieder an sein Ohr und fragte: »Was macht dieser Alwyn eigentlich, dass es mir so schwerfällt, deine Aufmerksamkeit zu halten?«
»Er reißt die ganze Decke an sich«, erwiderte Oupa K. Jetzt erkannte Ducky die üblichen Geräusche einer Kissenschlacht.
»Ich biete jedenfalls fünf. Warum ist das ein Problem?«
Die Minis rasten über ein Hausdach und dann über eine Teststrecke.
»Es ist fast Mitternacht«, sagte Oupa K. »Das allein ist schon mal ein Problem.«
»Lass die Finger von den Jungs, Kumpel. Das allein ist schon mal dein Problem.«
Er hörte, wie Oupa K seufzte. »Ich höre, was
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