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Pech und Schwefel (German Edition)

Pech und Schwefel (German Edition)

Titel: Pech und Schwefel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madison Clark
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wanden sich in dem schmerzhaften Klammergriff der Männer, die sie von hinten festhielten. Doch jeder Befreiungsversuch blieb erfolglos.
    »Halt!«, sprach der Hohepriester Ratlyr Anthyr bestimmend. Auf dem Tempelvorplatz herrschte plötzlich aufgeregtes Schweigen.
    Die Soldaten hielten abrupt inne und starrten ihren Herrn verwundert an.
    »Das sind nur Straßenkinder … höchstwahrscheinlich Diebe«, sagte der Raukarii mit dem Schwert in der Hand.
    »Es sind Kinder, Sanar«, bestätigte Ratlyr. »Aber wir wissen nicht, ob es Diebe sind. Und selbst wenn. Niemand wäre so töricht mich auf offener Straße und vor so vielen Soldaten zu bestehlen.«
    Beschämt senkte Sanar den Kopf.
    Ratlyrs neugieriger Blick wanderte zurück zu den zappelnden Brüdern.
    »Wir wollten nicht stehlen«, rief Ronor.
    »Wir müssen mit Euch reden. Es geht um unsere Eltern«, ergänzte Nomarac.
    »Da hast du es.« Der Hohepriester lachte und sah die Zwillinge interessiert an. »Was möchtet ihr mir denn sagen?
    »Wir sind Josias’ Söhne«, platzte es aus Nomarac heraus.
    Ratlyr Anthyrs Gesichtszüge verhärteten sich schlagartig. Sein Körper versteifte sich. Er fixierte die Zwillinge mit zu Schlitzen verengten Augen und machte damit deutlich, dass er diese Neuigkeit weder glaubte noch, dass er für einen Streich aufgelegt war.
    »Darüber macht man keine Scherze«, mahnte Sanar die beiden.
    »Aber wir sind es wirklich«, versuchte es nun Ronor verzweifelt, zappelte in den Armen seines Häschers und schlug wieder wild um sich. »Josias war unser Vater. Seyldia unsere Mutter.«
    »Ihr müsst uns glauben«, schloss sich Nomarac an. »Wir sind nicht tot. Ihr seid der Bruder von unserem Papa. Wir lügen nicht.«
    »Wir wollen zu unseren Eltern.« Ronor begann zu weinen und Nomarac konnte seine eigenen Tränen nicht länger zurückhalten.
    »Seid nicht so frech und anmaßend.« Sanar holte aus und verpasste beiden eine schallende Ohrfeige. »Ihr lügt!«
    »NEIN!«, schrien die Zwillinge gleichzeitig und wurden immer verzweifelter.
    In diesem Moment kämpfte sich eine der Stadtwachen durch die Traube der Soldaten, die sich immer noch um ihren Hohepriester versammelt hatten und das Geschehen misstrauisch verfolgten. Schließlich blieb der Raukarii neben den Brüdern stehen, musterte sie kurz und wandte sich dann an Ratlyr.
    »Es tut mir schrecklich leid. Lasst euch bitte nicht beirren.« Kommandant Malor seufzte und schüttelte kaum merklich den Kopf. »Seitdem wir den tragischen Verlust beklagen, kommen täglich junge Straßendiebe zum Tempel und behaupten, sie wären die Söhne des Hohepriester. Ich bitte vielmals um Entschuldigung.«
    »Das habt ihr mir gestern Abend bei meiner Ankunft nicht erzählt«, sagte Ratlyr. Inzwischen schien er sich von dem Schock erholt zu haben. Mit einer Mischung aus Mitleid und Enttäuschung senkte er den Blick und schaute die Zwillinge aus den Augenwinkeln an, die leise vor sich hin weinten.
    »Ich hielt es für belanglos. Entschuldigt. Ich werde mich umgehend um diese beiden kümmern«, entgegnete Malor verlegen. »Sie werden euch künftig nicht mehr belästigen.«
    Nach diesen Worten straffte der Hohepriester seine Schultern und bedeutete seinen Soldaten den Weg freizugeben. Mit Sanar an seiner Seite wandte er sich wieder der Menge zu. Plötzlich brachen die umherstehenden Raukarii erneut in ohrenbetäubenden Jubel aus. Keiner mehr interessierte sich mehr für die beiden Kinder. Sie wurden im selben Augenblick von Kommandant Malor vom Vorplatz geschleppt, an die dieselbe Stelle, wo er schon einmal vor Tagen mit ihnen geredet hatte. Doch durch ihr neues Erscheinungsbild erkannte er sie nicht.
    »Was fällt euch eigentlich ein?«, schnaubte er wütend, seine Hand wanderte dabei gefährlich zum Schwertknauf, welches er in der Scheide an der linken Hüfte trug. »Der Hohepriester trauert. Er ist hierhergekommen, um über die Verräter Gericht zu halten, und ihr zwei verlausten Straßenratten habt nichts Besseres zu tun, als ihn in seiner Trauer zu sagen, ihr seid die toten Kinder seines Bruders. Welch eine Dreistigkeit.«
    »Aber wir lügen doch nicht!« Ronor schluchzte und sein kleiner Körper bebte haltlos.
    »Ihr könnt von Glück sagen, dass er euch nicht gleich als Diebe die Hände hat abhaken lassen.«
    Ängstlich zuckte Nomarac zusammen und dachte an Nyns verlorene Hand. »Glaubt Ihr wenigstens an uns? Wir sagen die Wahrheit. Die Priester im Tempel kennen uns. Sie haben …«
    »Ich habe jetzt genug

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