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Pech und Schwefel (German Edition)

Pech und Schwefel (German Edition)

Titel: Pech und Schwefel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madison Clark
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ihre Freunde, aber sie hatten ihnen geholfen, ihnen Schlafplatz, Essen und Trinken gegeben.
    »Bringt sie in diese Zelle. Den Bettler schmeiß auf die Straße«, befahl Caladur, der plötzlich hinter den gefolterten Dieben wie aus dem Nichts auftauchte. Sein Gesicht strahlte. »Und die Jungen machen jetzt einen Ausflug.« Sein Blick schweifte zu den Zwillingen und sein Strahlen schien noch heller zu werden.
     
    Draußen angekommen blendete die morgendliche Sonne die Brüder. Das grelle Licht stand im absoluten Kontrast zu der Dunkelheit des Kerkers. Der Soldat schubste sie bis zu einem wartenden Planwagen. Ronor kletterte als erster hinauf, dann Nomarac. Anschließend folgte Charan. Caladur schloss schließlich die Plane, nahm selbst auf dem Kutschbock Platz und trieb mit der Peitsche die Pferde an.
    Polternd ruckelte der Pferdewagen über die Pflasterstraßen der Stadt. Ronor und Nomarac hielten sich gegenseitig fest umschlungen und versuchten, ihre wachsende Angst zu kontrollieren. Ihnen war es schleierhaft, wohin sie gebracht werden sollten. Aber sie wagten auch nicht zu fragen. Und dann mussten sie immer wieder an Clay und Nyn denken. Was würde jetzt mit ihnen geschehen?
    Während der Fahrt lauschten die Zwillinge den Geräuschen, die durch die geschlossene Plane zu ihnen herein drangen. Der Straßenlärm veränderte sich mit jeder weiteren Umdrehung der Wagenränder. Zuerst hörten sie laute Rufe, die nur vom Marktplatz stammen konnten. Dann schrien Kinder, sie spielten. Schließlich verwandelte sich das Kindergeschrei in bellende Befehle von Raukarii, und dann wurde es immer leiser, bis sie Vogelrufe vernahmen, die sie an Möwen erinnerten. Bei einem Ausflug mit ihrem Vater waren sie einmal im Hafen gewesen und hatten Möwen beobachtet, die sich auf den Holzstegen versammelt und miteinander um einen Fisch gestritten hatten.
    Mit einem Ruck hielt der Wagen plötzlich an. Gleich darauf öffnete Caladur die Plane und forderte sie mit einem barschen Wink auf herunterzukommen. Als sie auf der Straße standen, weiteten sich ihre Augen vor Staunen. Sie waren auf einer der vielen Alleen von Mayonta angekommen. Schattige Bäume, die allmählich ihr herbstliches Kleid aus roten und goldenen Blättern zeigten, wuchsen hoch hinauf und säumten den Straßenrand. Zu ihrer Linken sahen sie zuerst nur große Wohnhäuser der betuchteren Bevölkerungsschicht, die sich zwar gerne zum Adel zählte, aber davon weit entfernt war. Rechts stand ein riesiges Anwesen. Es schien größer zu sein als ihr altes Zuhause. Es war gänzlich aus weißem Marmor mit rot geäderten Marmorsockeln und einem abgeflachten Dach aus Schiefertafeln gebaut. Davor ruhten mehrere runde Säulen und verliehen dem Gebäude den Charme eines Tempels. Große Fensterfronten schmückten die Außenfassade in den zwei Stockwerken, denn mehr besaß dieses Gebäude nicht. Eine breite Marmortreppe führte zehn Stufen hinauf und endete vor einer Doppeltür aus Ebenholz, die mit goldenen Ornamenten verziert war.
    Caladur führte die Zwillinge zur Tür. Sein Kumpan setzte sich auf den Kutschbock, schnalzte mit der Zunge und fuhr mit dem Planwagen davon.
    Nun packte die Neugier die Brüder. Was taten sie hier? Wer erwartete sie hinter der Tür?
    Der Soldat hob die Faust und donnerte gegen das Ebenholz. Nur einen Moment später wurde die Doppeltür geöffnet. Vor ihnen tauchte ein junger Mann auf. Seine Augen waren mit schwarzer Farbe stark betont. Er trug eine weiße wallende Seidenhose und eine knappe Weste aus weißem Leder, welche mehr vom grazilen Oberkörper zeigte, anstatt ihn zu verhüllen. Überall an Armen und Händen prangten zahlreiche Goldreifen und Ringe, und selbst im langen Haar trug er goldene Spangen, die seine glänzende Haarmähne bändigten. Er hatte keine Schuhe an, und um seine Fußknöchel klimperten Goldkettchen. So jemanden hatten die Brüder noch nie gesehen.
    Als der junge Raukarii den Soldaten erkannte, trat er eilig zur Seite und bat den Besucher mit einer förmlichen Geste hinein. Und dieser ließ sich nicht lange bitten. Er packte Ronor und Nomarac an den Armen und zerrte sie in das Haus.
    Im Inneren des Gebäudes wirkte alles noch viel größer, einladender und prachtvoller als von außen. Sie fanden sich in einer großen Eingangshalle wieder, an deren Ende sich eine breite Treppe in die beiden Stockwerke wand. Die Stufen waren mit rotem Teppich ausgelegt. Rings um die Halle fußten meterhohe Kerzenleuchter, die zurzeit aber nicht brannten,

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