Pech und Schwefel (German Edition)
Endis arbeiten nicht mehr zusammen? Wenn der Kerl eingeladen gewesen wäre, hätten wir es sicherlich gesagt bekommen.«
Ronor zuckte mit den Schultern. »Du meinst, Caladur will mit dem Sklavenhändler hier Geschäfte machen?« Es war nichts Außergewöhnliches, dass einige Raukarii hierher kamen, um sich in schöner Gesellschaft über ihre Machenschaften zu unterhalten oder Geschäfte zu tätigen. Doch niemals offen, immer in Endis Tepturs Arbeitszimmer.
»Vielleicht wollen die beiden auch nur zusammen Spaß«, witzelte Osir, doch er schien selbst nicht ganz von seinen eigenen Worten überzeugt zu sein. »Auf jeden Fall sollten wir Caladur im Auge behalten.
Ronor beobachtete mit einem Stich im Herzen, wie die beiden Soldaten plötzlich immer wieder zu Alori hinüber schielten, miteinander tuschelten und dann schallend lachten. Die gierigen Blicke, die sie ihr dabei zuwarfen, gefielen Ronor keinesfalls. Und zum Glück, oder auch zu ihrem Unglück, war Alori so mit dem Stammkunden beschäftigt, dass sie es gar nicht mitbekam. Unbewusst ballte Ronor die Hände zu Fäusten.
»Geh rüber und reiche ihnen ein Glas Wein«, beauftragte Osir ihn und drückte ihm sein Tablett in die Hand. Darauf standen drei Goldbecher, gefüllt mit dem besten Wein von ganz Leven’rauka: dem Kristallwein. Da die Kristalltraube nur an einem Ort wuchs, waren die Weine sehr gefragt und teuer. »Wenn du fertig bist, müssen wir beide noch zwei Zimmer herrichten. Also beeile dich, sonst bekommen wir Ärger.«
Nur widerstrebend kam Ronor seiner Aufgabe nach. Am liebsten wäre er in der Küche verschwunden. Er fühlte sich plötzlich nicht wohl in seiner Haut. Und je näher er kam, desto bewusster wurde ihm, dass Caladur ihn beobachtete. Sein eiskalter Blick jagte Ronor einen eiskalten Schauer über den Rücken. Er wollte sich schon nach Osir umdrehen und ihm sagen, dass er das nicht tun konnte, doch der war bereits wieder verschwunden. Ronor seufzte. Schweren Herzens lief er auf die drei Gäste zu.
»Das wurde Zeit«, schnauzte Caladur ihn an und schnappte sich gleich zwei Becher. »Ich bin ausgetrocknet. Ich fühle mich, als hätte ich den ganzen Tag in der Wüste verbracht.« Den einen Becher leerte er mit einem Zug, stellte ihn zurück aufs Tablett, den anderen behielt er in der Hand. Dann kam sein Begleiter an die Reihe, der den letzten Becher an sich nahm. Senon hatte bereits etwas zu Trinken.
Ronor wollte sich gerade entfernen, als er aufgehalten wurde. Sofort schlug sein Herz ihm bis zum Hals. Er hatte schon damals vor dem Soldaten Angst, heute sogar noch ein wenig mehr.
»Junge«, fragte jedoch nicht Caladur, sondern der Sklavenhändler. »Wo ist Endis? Wir müssen mit ihm reden.«
Ein wenig erleichtert, dennoch nervös antwortete Ronor: »Ich weiß es nicht, aber ich kann ihn für Euch rufen lassen.«
»So dringend ist es nicht. Wir werden ihn bestimmt bald zu Gesicht bekommen.« Senon winkte ab und nippte dann genüsslich an seinem Wein.
Ronor verbeugte sich, wirbelte herum und verschwand so schnell in der Menge, dass er beinahe mit den Gästen, die gerade eintraten, zusammengestoßen wäre. Dabei bekam er gar nicht mit, wie Caladurs Blick, und der seines seltsamen Begleiters ihm folgten.
»Der Kleine hat sich prächtig entwickelt«, sagte Caladur.
»Was meinst du? Ich dachte wir sind heute hier, um uns zu amüsieren.« Sein Kumpan sah ihn skeptisch an.
»Sind wir ja auch. Du hast deine Edelsteine auch schon an fünf Frauen gleichzeitig verplant.« Caladur lachte und wurde gleich darauf wieder ernst. »Der Junge von eben ist einer der Zwillinge. Wisst ihr das?«
Senon runzelte die Stirn und mischte sich ein. »Das weiß ich auch. Aber daran ist schon lange nichts mehr Ungewöhnliches. Sie sind damals bei dem Feuer verbrannt und nichts anderes ist bekannt.«
»Ich finde es sehr schade, dass Endis die Jungen behalten hat. Vor allem diesen. Ich hätte nützlichere Verwendung für ihn gehabt. Aber wer weiß, vielleicht ist es …«
»Caladur, du hast schon zu viel getrunken«, unterbrach ihn der Sklavenhändler. »Wir sind heute hier, um Endis einen Vorschlag zu unterbreiten. Konzentriere dich darauf.«
»Und wenn schon.« Caladur stand auf, lief hinüber zu Pian, der gerade neuen Wein brachte und riss ihm den vollen Krug mit Kristallwein aus der Hand. Damit kam er wieder zurück. Er leerte seinen zweiten Becher, den er achtlos auf den Boden warf, um schließlich direkt aus dem Weinkrug zu trinken.
»Jetzt weiß ich,
Weitere Kostenlose Bücher