Pedro Juan Gutiérrez
Pedrito, dieser Kerl taugt jeden Tag weniger und trinkt immer mehr. Seit neuestem fängt er an zu heulen, wenn er betrunken ist. Und er ist so eifersüchtig, dass ich ständig spüre, wie er mich beobachtet. Ich glaube, er ist schwul. Vor ein paar Tagen war ich zu Besuch bei Caridad, einer langjährigen Freundin, und einer ihrer Nachbarn kam rüber. Wir unterhielten uns weiter, doch nach einem Weilchen sagte er zu Caridad: ›Lass mich einen Augenblick allein mit der jungen Frau, ich muss ihr was sagen.‹ Ich kenne den Mann überhaupt nicht und dachte, na ja... er wolle mich verführen. Aber nichts da. Er sagte: ›Sag jetzt nichts. Ich werde dir erzählen, was ich gesehen habe, weil du es wissen musst, und ich bin hierher geschickt worden, um es dir zu sagen. Du wohnst in einem dunklen, stickigen, kleinen, armseligen Haus, in dem bald Blut vergossen werden wird. Dein Mann ist ein Schwarzer, der sehr wenig spricht, gerne schlechten Schnaps trinkt und laut Musik hört. Aber er ist eigentlich nicht dein Mann. Ich sehe deinen Mann im Bett mit einem anderen Mann, einander umarmend, nackt, schlafend. Aber das sollte dir nichts ausmachen. Dein eigentlicher Mann ist ein Weißer mit grauem Haar und mit denselben Vorlieben wie du. Er ist romantisch und liebevoll, und er trinkt Rum mit Wein und hört ganz leise Musik. Dieser Mann ist zu einer Spiritistin gegangen und sucht dich jetzt, denn die Spiritistin hat dich beschrieben. Ihr werdet euch finden, wenn ihr euch sucht. Aber leicht wird es nicht sein. Jedes Mal, wenn er ein Verhältnis mit einer Schwarzen hat, glaubt er, du seiest es, jetzt habe er dich gefunden, aber das stimmt nicht. Und dann sucht er weiter nach dir. Nimm dich in acht vor deinem Mann, denn er will dich nicht hergeben. Er weiß, dass es sein Schicksal ist, woanders zu suchen, aber er will es nicht wahrhaben. Du wirst ihn verlassen. Ich sehe dich mit einem Koffer in der Hand durch Blut waten. Der ganze Boden ist voller Blut, aber es ist nicht deines. Nimm dich in Acht. Du musst jeden Samstag bei Sonnenaufgang eine Kerze für die heilige Barbara entzünden.‹«
»Um Gottes willen, Raysa, das ist ja gruselig!«
»Ich habe Angst! Jedes Mal, wenn ich dran denke, kriege ich eine Gänsehaut.«
»Du musst Carlos verlassen! Geh jetzt, bevor was Schlimmes passiert.«
»Ja, ich kann nicht mehr. Ich habe eine Freundin in Varadero, die anschafft, der geht es richtig gut mit ihren Ausländern, ihren Kleidern, Parfüms und allem drum und dran. Ich hab nicht mal Seife.«
»Jedes Mal, wenn ich komme, erzählst du mir dasselbe, aber du unternimmst nichts. Du wirfst ihm vor, dass er nichts taugt, aber du bist genauso. Die Tage vergehen, einer nach dem anderen, und du leidest weiter Hunger.«
»Diesmal fahre ich wirklich nach Varadero. Und sei es nur für vierzehn Tage. Das Einzige, was ich will, ist, mir ein paar Kleider und ein paar Dollar verdienen und ein bisschen Spaß haben. Alles mal ausprobieren. Mir egal, ob ich die Lesbe spiele oder mich von vier Kerlen vögeln lasse und mich jede Nacht besaufe. Ich will Spaß haben!«
»Wie alt bist du, Raysa?«
»Sechsunddreißig.«
»Und da wartest du noch darauf, dass du endlich deinen Spaß hast?«
»Immer noch. Wer weiß, wie lange wohl noch?« »Und warum verlässt du Carlos nicht?«
»Ich weiß nicht wohin. Außerdem ist er im Bett der blanke Wahnsinn. Er hat einen Schwanz, der ist so lang und dick, dass er mir bis zum Hals geht. Und das macht mich kirre. Pedrito, wenn er gekommen ist, bleibt sein Schwanz hart wie ein Prügel. Ich mache ihn an wie verrückt!«
»Nur nicht mit dem Arsch. Du hast mir immer gesagt, sein Schwanz sei so groß, dass du ihn nicht mit dem Arsch nehmen kannst.«
»Doch, jetzt schon. Ganz vorsichtig kann ich ihn nehmen. Mit viel Fett. Er fettet ihn ein, und ich kann ihn nehmen bis zum Schaft. Das ist mein Unglück. Mir gefällt's.« Wir redeten weiter darüber, wollten einander aufgeilen. Sie erzählte mir, was sie alles mit Carlos trieb, und ich bekam umgehend eine schussbereite Erektion. Als ich es nicht mehr aushielt, holte ich ihn raus und rieb ihn mir sachte. »Bist du verrückt geworden, Pedrito? Was ist, wenn Carlos von der Arbeit kommt? Er muss jeden Moment hier sein.«
»Umso besser. Vielleicht gefällt ihm mein Schwanz, und er lutscht ihn mir, da du ihn ja offenbar nicht mal anfassen willst. Erzähl mir weiter von dem Spiegel.« Wenn Carlos zurückkam und uns überraschte, würde er Changó auf uns niederholen, und das wäre
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