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Peetz, Monika

Peetz, Monika

Titel: Peetz, Monika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Dienstagsfrauen
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gut, dass Carolines Bemerkung auf sie gemünzt war. Sie
wünschte, sie wäre ebenso eloquent wie Caroline oder schlagfertig wie Estelle.
Arne hätte sicher eine amüsante Replik auf Lager gehabt. Er hatte es immer
wieder geschafft, Spannungen mit einem Witz zu entschärfen.
    Ein
penetrantes Geräusch zerschnitt ihre trüben Gedanken. Das Telefon von Eva
klingelte. Erleichtert nahm Eva auf Endlich eine Stelle, an der sie Empfang
hatte. »Frido! Wie geht es euch? Ich habe mir solche Sorgen gemacht.«
    Leider war
die Verbindung so schlecht, dass Eva brüllen musste, um sich verständlich zu
machen. Judith und die anderen waren gezwungen, das ganze Gespräch anzuhören.
Es war unschwer zu erraten, was Frido am anderen Ende der Leitung bewegte.
    »Frido,
ich habe bestimmt Sauce vorgekocht.«
    Ihre
Anweisungen kamen in schnellem Stakkato. Judith wunderte sich über die Geduld,
die Eva mit Frido hatte.
    »In der
Tiefkühltruhe, nicht im Kühlschrank.«
    »Und die
mittlere Schublade?«
    »Rote
Beschriftung.«
    Reden und
Wandern zugleich fiel Eva schwer. Sie rang nach Luft.
    Während
Judith ein stummes Stoßgebet gen Himmel schickte, schlug Kiki eine Wette vor.
»Zehn Euro, dass Frido keine Mahlzeit auf den Tisch bekommt.«
    Estelle
hielt dagegen: »Selbst mein Pudel findet sein Essen selbstständig.«
    Gespannt
lauschten sie, wie sich das Gespräch mit Frido entwickelte.
    »Genau!
Und jetzt musst du das Ganze erhitzen«, dozierte Eva.
    Estelle
befürchtete das Schlimmste: »Ich hoffe, er kann die Mikrowelle bedienen.«
    Sie hatte
den Satz kaum ausgesprochen, als Eva empört aufschrie. »Frido, doch nicht in
der Mikrowelle.«
    »Du
solltest mal wieder selbst kochen, Estelle«, kicherte Kiki.
    Estelle
reagierte mit gespielter Entrüstung: »Ich kann kochen. Bei Tee macht mir
keiner was vor.«
    Judith
hatte manches gelesen über Pilgerreisen. In keiner der Geschichten war ein
Pilger vorgekommen, der am Telefon hing und den Daheimgebliebenen einen
Vortrag hielt über den Einsatz einer Mikrowelle und dem daraus resultierenden
Verlust von Antioxidantien und Folgeschäden wie Arteriosklerose, Krebs oder
Grauer Star.
    Evas Kopf
hatte inzwischen Tomatenfarbe angenommen.
    »Ich
wusste, dass Frido es schwer haben würde«, raunte sie ihren Freundinnen zu.
»Aber ich hatte keine Ahnung, dass er sich wie ein Analphabet aufführt.«
    Kopfschüttelnd
nahm sie die Hand vom Mikrofon und wechselte in den Geduldige-Ehefrau-Tonfall:
»Du musst die Sauce im heißen Wasserbad aufwärmen. Nimm einfach einen Topf
Wasser, den flachen. Nein, nicht den roten. Genau. Fünf bis sieben Minuten. Ja,
ich bleibe dran, natürlich.«
     
    Judith
hörte nicht mehr zu. Sie hatte etwas entdeckt. Das da vorne, das musste die
Brücke sein. Der schmale Steg über den Bach hatte ein durchgerostetes Geländer,
das gefährlich hervorstand. Sie atmete erleichtert durch. Das musste das Stück
Eisen sein, an dem Arne seine rechte Hand verletzt hatte. Sie waren auf dem
richtigen Weg. Als ihre Hand vorsichtig über das scharfe Metall strich, wusste
sie wieder, warum sie sich auf dieses Abenteuer eingelassen hatte.
    Seltsamerweise
empfand sie das ganz anders, als der Steg nach zwei Stunden verbissenen
Marschierens wieder in ihrem Blickfeld auftauchte. Das verbogene scharfrandige
Metallgeländer ragte immer noch in den Weg. Diesmal auf der linken Seite.
Judith war heilfroh, die Details des Tagebuchs nicht mit ihren Freundinnen
geteilt zu haben.
     
    15
     
    Es war
genug. Sie brauchten dringend eine Pause. Erschöpft ließ Judith sich in den
Schatten einer ausladenden Pinie fallen.
    Kiki
schälte sich aus ihren Wanderschuhen und massierte die malträtierten Zehen.
Sündenerlass war harte Arbeit. Vor allem für die Extremitäten.
    »Meine
Füße sind taub«, jammerte sie.
    Estelle,
die im Gras alle viere von sich streckte, als würde sie einen Engel im Schnee
nachbilden, rümpfte angewidert die Nase: »So wie die riechen, dachte ich, sie
sind bereits tot.«
    Selbst
Kiki, die gewohnt war, in allem das Gute zu suchen und zu finden, zeigte Nerven.
»Wir laufen seit Stunden im Kreis herum«, beschwerte sie sich mit
vorwurfsvollem Blick in Judiths Richtung.
    Estelle
sprach aus, was Caroline schon seit Stunden predigte: »Das ist definitiv der
falsche Weg.«
     
    Judith
vermied den Blickkontakt mit Caroline. Natürlich hatte sie Fragen, natürlich
waren ihr die Ungereimtheiten aufgefallen. Aber das ging nur Arne und sie etwas
an. Sie probierte zu retten, was zu retten war: »Und

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