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Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall

Titel: Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Williams
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nicht nur die Ebenen überwachen. Er will auch Patrouillen in die Vorberge schicken. Er will uns wohl unbedingt erwischen. Sie müssen irgendwo ein Lager haben.
    Warte hier! Ich steige hinunter und sehe nach. Der Mond scheint hell genug.«
    »Sei vorsichtig.«
    »Ja. Lauf nicht weg!«
    »Ich bin zu müde, um wegzukriechen.«
    Jestak arbeitete sich den Hügel hinunter, bis er ein kleines Feuer und mehrere schlafende Männer sah. Er wußte, sie würden Wachen aufgestellt haben, deshalb ging er nicht näher heran, sondern beobachtete das Lager nur einige Zeit. Tia wartete inzwischen, dann setzte sie sich an den Rand eines alten Erdrutsches neben einer steilen Klamm. Der Boden fühlte sich komisch an, fast schwammig. Sie wippte ein bißchen darauf, da gab er unter ihr nach und trug sie schräg nach unten in ein tiefes Loch. Endlich schlug sie auf ebenem Boden auf. Als sie ihn betastete, merkte sie, daß er sonderbar glatt war. Sie befand sich in einer Art Höhle, und es war unaussprechlich dunkel. Ganz leise hörte sie von oben Jestak rufen.
    »Hier«, rief sie, »hier unten.« Er konnte sie nicht hören. Sie riskierte einen lauten Ruf im Tonfall einer Bergeule. Jestak blieb oben stehen. Er wiederholte den Ruf, so gut er konnte, aber leiser. Dann hörte er ihn wieder. Jetzt war er sich sicher, woher er kam und ging vorsichtig in die betreffende Richtung. Der Ruf ertönte wieder, als käme er aus der Erde. Er tastete nach vorne und fand ein Loch.
    »Tia? Wo bist du?«
    »Hier unten. Da ist so etwas wie ein Loch. Der Boden hat unter mir nachgegeben. Sei vorsichtig.«
    »Kann ich hinunterkommen?«
    »Ich glaube schon. Es ist nicht tief. Aber sei vorsichtig.«
    »Warte. Ich decke das Loch ab, wenn ich hinunterkomme.« Vorsichtig zerrte Jestak einen abgebroche-nen Ast heran, legte ihn über das Loch und ließ sich dann in die Dunkelheit hinunter.
    »Es ist so etwas wie eine Höhle«, sagte sie.
    »Nein«, gab er zurück und tastete Boden und Mauer ab. »Es ist eine Ruine.«
    Sie beschlossen, die Nacht hier zu verbringen, und schliefen nebeneinander auf dem dunklen Boden, im Geruch alter Erde und großer Trockenheit. Tia erwachte zuerst, als die Sonne ihr Licht durch die trok-kenen Kiefernadeln über ihnen heruntersickern ließ.
    Sie stand auf und blickte sich um, dann hielt sie mit einem leisen Schrei, der Jestak sofort aufschrecken ließ, den Atem an. Sie deutete mit dem Finger. Sie befanden sich in einem Raum, der jetzt schwach er-leuchtet war, und der aus dem alten, künstlichen Stein bestand. Es war sehr trocken darin. Sogar die Decke bestand aus dem künstlichen grauen Stein, war aber an der Ecke, durch die Tia gestürzt war, einge-brochen. Ein Tisch mit Schubladen stand am anderen Ende des Raumes. Über den Tisch lag ein Skelett hin-gestreckt, ein paar Fetzen glanzlosen Stoffs hingen daran.
    Ihre Augen schweiften durch den Raum, sie sahen einige Kinderskelette ringsum verstreut, ebenfalls mit Kleiderfetzen bedeckt. Kleinere Tische, offenbar für die Kinder, waren umgefallen oder standen noch da.
    Jestak legte die Hand auf einen davon, aber er zerbröckelte unter ihrem Gewicht. Er nahm einen quadratischen Gegenstand herunter und legte ihn sanft auf den Boden, dann öffnete er ihn langsam. Auch er zerbröckelte.
    »Ein Buch«, sagte Tia. »Wie die in Emerta. Aber viel älter.«
    »Schau! Wir sind in einer Ruine aus der Zeit vor dem großen Feuer. Sieh nur! Das waren Kinder.
    Siehst du? Schau dir die Schrift hier an der schwarzen Wand an. Man sieht, daß Kinder sie geschrieben haben. Ich glaube, das muß ein Ort zum Lernen gewesen sein, aber irgendwie sind sie alle zusammen darin gestorben.«
    Tia zog die Luft ein. »Jes, wir sollten zusehen, daß wir hier rauskommen.«
    »Nein, Tia. Das können wir jetzt nicht. Die Emeri sind überall. Und außerdem hatte ich noch nie so eine Gelegenheit, Überreste des alten Volkes zu sehen. Ich bin von hier bis zum östlichen Ozean immer wieder auf seine Ruinen gestoßen. Wir müssen uns den ganzen Tag ruhig verhalten. Das können wir genauso gut hier, während wir uns ausruhen und uns umsehen.«
    »Aber die Toten, Jes.«
    »Die kann man nicht mehr entehren, Tia. Schau doch, wie lange sie schon hier sind. Das Gebäude muß sehr tief verschüttet worden sein, und die Ver-witterung hat es erst jetzt nahe an die Oberfläche gebracht. So eine Gelegenheit hatte ich noch nie. Komm, hilf mir schauen! Hier. Sieh dir diesen Stoff an! Erstaunlich. Den hätte kein Weber von Pelbarigan machen

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