Pelbar 1 Die Zitadelle von Nordwall
holen.«
»Alleine? Wann? Ich komme mit. Wir werden sterben, das weißt du – oder die Sklaven der neuen Generation werden.«
»Du bleibst hier! Du hast Anset gefunden, und er braucht Hilfe. Niemand soll wegen mir und meiner Ideen seine Familie verlassen.«
»Dann bleibst du auch. Es ist zu spät für sie, Jes.«
»Jetzt bin ich schon zu weit gegangen, Stantu. Au-
ßerdem glaube ich, daß es richtig ist. Ich will niemandem etwas Böses. Wie könnte ich jetzt umkehren?«
»Das kannst du vermutlich nicht.«
»Thro«, rief Jestak und trottete zum Anführer hin, der auf ihn wartete. »Bist du schon einmal hier gewesen?«
»Nein, noch nie, aber einige von uns waren schon da. Nun, was willst du wissen? Frag Pilon!«
»Es geht darum: Wenn uns eine große Zahl von Reitern folgt, müssen wir sie an einen Ort führen, wo sie gezwungen sind, sich zu verteilen, am besten, wenn sie einzeln hintereinander reiten müssen. Wenn wir einen Bach in einer Schlucht finden könnten, besonders in einer tiefen, könnten wir eine Dammfalle bauen.«
»Kennst du so eine Stelle, Pilon?«
Der gebückt gehende, frühere Sklave beäugte Jestak mißtrauisch. »Das ist in Ordnung«, sagte Thro.
»Durch seinen Plan seid ihr alle gerettet worden. Hast du nicht gesehen, wie er dir deine Fesseln abgeschlagen hat?«
Pilon nickte zögernd. »Es gibt so eine Stelle«, sagte er. »Aber wir müssen von hier aus weiter nach Westen, weiter weg von zu Hause.«
»Warst du schon einmal dort?«
»Ja, es ist da, wo das Wasser vom Berg herunter-kommt. Man sieht es von hier aus nicht. Vor einigen Jahren müßten wir dort im Sommer Eis herunterho-len, mit dem die Getränke des Krugistorans gekühlt werden.«
»Kein Eislager?« fragte Jestak. »Hm. Wie weit, Pilon?«
»Von hier etwa zehn Ayas. Aber es ist schwierig zu gehen. Ich würde lieber nach Osten abbiegen.«
»Dort werden sie Patrouillen haben. Vielleicht schicken sie sogar ihre ganze Armee gegen uns«, sagte Thro.
»Dann ist das der richtige Weg. Wir biegen am besten hier ab, ehe wir noch höher kommen.«
Thro gab das Zeichen zum Anhalten. Dann erklärte er allen, was sie vorhatten. Von vielen, die es eilig hatten, nach Hause zurückzukehren, kam mißbilligendes Gemurmel. Aber dann sagte Idia, ein junger Mann, laut: »Das ist schon in Ordnung, Thro. Da oben gibt es viele Ziegen, die wir jagen können.«
»Kommt!« sagte Thro. »Bewegt eure Beine!« Alle reihten sich langsam ein.
Prestiginagi stand am Fenster seines Zimmers im Palast und schaute hinaus zu den Soldaten, die vor den Mauern standen. Sie lungerten herum und arbeiteten kaum an den zusätzlichen Befestigungen, die der Krugistoran verlangt hatte. Es war klar, daß sie deren Sinn nicht einsahen. Hinter sich hörte er ein leises Ge-räusch, als ein junger Wachtposten unangemeldet den Raum betrat.
»Onkel«, sagte er. »Verzeih mir! Acetorani, der Thousoran, ist tot.«
» Tot? – Wie das?«
»Er hat die fünfzig Streiche nicht ausgehalten, die er bekam, weil er dem Krugistoran widersprochen hatte.« Prestiginagi schüttelte den Kopf. »Onkel, ich wage es kaum zu sagen, aber ich glaube, du solltest Emerta verlassen. Ich werde mit dir gehen. Er wird versuchen, die ganze alberne Sache dir anzuhängen.
Es war nur eine kleine Bande. Sie kommen nicht hierher. Sie hatten es, wie üblich, auf die Sklaven abgese-hen, und wir haben sie ihnen praktisch überreicht, indem wir alle Soldaten hierher abzogen. Fünfzig Reiter verfolgen sie und zehn verfolgen die Farmer, die nach Westen in die Berge geflohen sind.«
»Die Farmer sind geflohen? Hatten auch sie Angst vor Strafe? Und die Shumai haben sie nicht getötet?«
»Die Shumai haben alle die getötet, die mit einer von ihren Frauen in einem Haus waren. Die anderen haben sie nicht angerührt. Wahrscheinlich hatten die Farmer Angst. Das hat der Thousoran dem Krugistoran angedeutet. Dann verlangte er mehr als fünfzig Mann, um die Flüchtlinge zu verfolgen. Schließlich sind allein mehr als zweihundert Sklaven dabei. Und da befahl der Krugistoran, daß er ausgepeitscht werden sollte.«
»Es ist wirklich entsetzlich. Er war der beste Kommandant, den wir seit Jahren hatten, und ein guter Mann.«
»Denke auch an Operistiani, Onkel. Komm! Wir müssen dich wegbringen, ehe es zu spät für dich ist, besonders, wenn die Shumai die Berittenen auslö-
schen.«
»Nun, das könnte geschehen, Noti. Ich kann mir kaum vorstellen, daß ich tun soll, was du vorschlägst.
Es widerspricht meinem ganzen
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