Pelbar 2 Die Enden des Kreises
nicht vorstellen, wie du das aushältst«, sagte Rabe.
»Es muß ein erniedrigender Umgang sein. Da sind wir lieber unter uns«, sagte Ambi.
»Ich muß gestehen, daß ich völlig verwirrt bin«, sagte Ahroe. »Ich habe gute Frauen kennengelernt, und schlechte, gute Männer und schlechte. Manche Menschen sind sensibel und intelligent, andere grob und gefühlsduselig. Die meisten liegen irgendwo dazwischen. Ich habe nie erlebt, daß das Geschlecht da viel ausmachte, außer insofern, als ein Gesellschafts-system die Einstellung seiner Anhänger beeinflußt.
Stel ist mit Worten viel schneller als ich. Ich bin zu-verlässiger. Er kann gut mit Werkzeug umgehen. Er spielt Flöte. Ich bin Gardistin. Ich kenne mich mit Waffen besser aus als er. Ich kann auch den Tatsachen besser ins Auge sehen. Aber Stel und ich greifen ineinander wie die Finger zweier Hände.«
Während Ahroe das sagte, war sie sich bewußt, daß sie nicht ganz aufrichtig war, wenn sie von dem Stel sprach, den sie geheiratet hatte. Sie erinnerte sich auch an die Knochen der Roti. Und plötzlich sah sie, welche Veränderungen Garet in ihr bewirkt hatte.
Ambi betastete nachdenklich die kleine Schachtel.
»Das hätte hier kein Mann zustandegebracht. Das Abendessen ist jetzt vorüber, komm mit uns. Komm ins Lager! Zeige uns, welcher Mann so ist wie dieser Stel.« Die zuhörten, grinsten. Das war eindeutig eine Herausforderung.
Ahroe fühlte sich nicht ganz wohl in ihrer Haut, aber sie ging mit der Gruppe über die Felder zu den Palisaden und stieg auf eine breite Leiter aus Kiefern-balken, die eingekerbt und der Länge nach gegen zwei größere Stämme gebunden waren, die an der Wand lehnten. Ungefähr zwanzig Männer befanden sich hinter dem Zaun, mit nacktem Oberkörper, über primitive Tische gebeugt; die meisten waren fett. Drei Schachpartien waren im Gange, jede umringt von Zu-schauern. Drei nackte Jungen saßen im Dreck neben der einen, windschiefen Hütte im Lager. Sie bauten etwas aus Zweigen.
Die Männer blickten auf, und als sie Ahroe sahen, starrten sie sie an.
»He, he, he?« sagte einer. »Was ist denn das?
Schaut mal her! Eine neue Tomate. He, das ist ja nett.
Stellt mal den Schnaps nieder, Jungs.«
Alle Augen richteten sich auf Ahroe. Geheul und Pfiffe zerrissen die Luft. Eine kleine Gruppe schlen-derte zum Zaun hinüber.
»Kommst du heute nacht rein?« fragte ein Mann, der einen Becher mit einem Getränk hielt.
»Nicht zu ihm. Zu mir!«
»Was ist los, Frau? Mach doch den Kragen auf.«
»Mach alles auf.«
»Ja. Mais taugt auch erst was, wenn er geschält ist.«
»He, Ambi. Die ist für mich, nicht wahr? Stimmt's?
Komm jetzt. Oh, oh. Entschuldige, Rabe. He, wir haben doch nur Spaß gemacht.«
Als Ahroe sich umdrehte, sah sie eine lange Peitsche in Rabes Hand. Dann wandte sie sich an den dicken Mann, der gerade gesprochen hatte. »Du hättest den Läufer nicht wegziehen dürfen«, sagte sie.
»Was?« Er blickte wieder auf das Spiel zurück. »Sicher, warum denn nicht? He, Weib, was verstehst du denn davon?« Alle Männer stimmten laut ein und drängten sich heran, um Erklärungen abzugeben.
Der Gegner des Mannes sagte: »War schon besser, daß er ihn weggezogen hat. Hätte ihm 'ne durchschnittene Kehle eingebracht, wenn er es nicht gemacht hätte.« Er fuhr sich mit dem Finger über den Hals.
»Ich verstehe das nicht. Was ist mit der Dame?«
»Nein, nein. Ja, die Dame. Aber was ist vier Züge später? He, schau mal, ich würde es dir ja zeigen, aber dann sieht er es.« Er deutete mit dem Daumen auf seinen Gegner.
Ein allgemeines Hohngelächter erscholl. »Nur zu, das wissen wir sowieso – wenigstens so weit«, sagte einer.
Sie trugen den Tisch zur Wand und erklärten mit viel Hin und Her über das Spiel gebeugt Ahroe die Möglichkeiten der nächsten vier Züge. Sie waren alle-samt eindeutig Spezialisten und so fanatisch auf das Spiel konzentriert, daß sie sofort alles andere verga-
ßen.
»Wo sind die anderen von euch?« fragte sie.
»Wer? Wir? Wir sind nicht mehr. He, komm mal mit hier rein, dann kriegst du genug von uns zu sehen.«
»Warum pflegt ihr eure Zähne nicht?«
»Zähne?« Leicht verlegen machten sie alle den Mund zu. Dann grinsten ein paar breit, um die Lük-ken zu zeigen.
»Wir haben öfter Raufereien«, sagte einer.
»Ja, und sie fallen auch aus, weißt du. Der Schnaps hilft mit.«
»Und die Stockkämpfe. Dabei verlieren wir auch ein paar. He, was geht dich das an? Wer bist du überhaupt?«
»Ich
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