Pelbar 5 Ein Hinterhalt der Schatten
mich darum kümmern, wenn ich nahe genug herankomme.«
Jetzt, im Baum, berührte Stel den Detektor, den ihm Celeste gegeben hatte. Er hätte gerne gewußt, ob er noch funktionierte.
An diesem Abend arbeiteten sich Hesit und Stel nach Einbruch der Dämmerung durch das unebene Gelände zu dem Bach vor, der Ginesh mit Wasser versorgte. Er floß unter der Mauer hindurch in ein großes Tunnelgewölbe, das von einem Gitter aus Ei-senbändern geschützt war, aber die Peshtak im Innern hatten eines der Bänder gelockert, so daß man es entfernen und wieder einsetzen konnte.
Als die Stadt undeutlich vor ihnen aufragte, schickte sich Hesit zur Rückkehr an. »Vergiß nicht«, sagte er, »du gehst durch den Zisternenbereich bis zum dritten Rohr dahinter. Da kriechst du hinein und arbeitest dich vor, bis deine linke Hand, wenn sie hinaufgreift, ein Sims spürt. Das führt dich dann zu Suffis.«
»Ich danke dir, Hesit. Sei vorsichtig. Bleib in Sicherheit!«
»Du auch.«
Sie drückten sich die Hand, und Hesit tauchte ge-bückt und lautlos ins Bachbett zurück.
Stel tauchte unter und glitt auf das Gitter zu. Er fand die lose Stange, drehte sie, wie man es ihm gesagt hatte, schwamm hinein und setzte sie wieder ein.
Vor ihm lag der schwarze Tunnel, das Wasser strömte langsam hindurch. Stel glitt weiter und tastete mit der linken Hand die Mauer ab. Endlich kam er in ein offenes Wasserbecken. Darüber befand sich ein Gewölbe, von dort hingen Eimer über das Becken.
Stufen führten herab. Eine einzelne Lampe erhellte den Raum, und ein Wärter saß schlafend auf einer kleinen Bank daneben. Stel schwamm dicht an der Wand bei den Stufen durch die Kammer, so daß ihn der Wärter nicht sehen konnte. Er zählte die Rohre und glitt in das dritte, das sehr eng war. Er fragte sich schon, ob er das richtige Rohr erwischt hatte, als er endlich ein Sims fühlte und sich über den Rand hi-naufzog. Als er in völliger Dunkelheit um sich tastete, merkte er, daß er wieder in einem Tunnelgewölbe war, wahrscheinlich in einem Überlaufkanal. Die En-ge und Schwärze des Tunnels bedrückten ihn immer stärker, aber er rutschte auf den Ellbogen weiter. Von hier ab hatte er keine Anweisungen mehr. Endlich erreichte er eine scharfe Rechtsbiegung. Nachdem er noch ungefähr sechs Armlängen weit gekrochen war, sah er vor sich ein kleines Licht. Er kroch darauf zu, langsamer jetzt, setzte jede Hand vorsichtig auf die feuchten Steine auf, und hob jedesmal das Knie. Endlich erreichte er einen Seitengang, eine Rinne, die in den Tunnel mündete, in dem er sich befand. Neben der Rinne befand sich ein kleiner, im Licht einer Lampe schwach erhellter Raum. Neben der Lampe saß eine Gestalt und döste. Sie hatte langes, dunkles Haar und trug die gleiche, grobe Kleidung wie er. Als er sich durch das Loch zu der Rinne vorarbeitete, schaute die Gestalt auf.
»Oad? Eine Botschaft? – Du bist nicht Oad! Sie haben einen Ersatz geschickt.«
»Stel. Stel Westläufer aus Pelbarigan. Bist du Sufy?«
»Für dich Suffis. Was bist du? Ich verstehe nicht.«
»Ich bin ein Pelbar. Ich bin hergekommen, um meine Tochter zurückzuholen. Sie heißt Raydi. Hast du sie gesehen?«
»Die Kleine? Mit der sind sie gerade beschäftigt. Sie ist bei einer Familie von der Zentralen Weisheit. Was soll das? Wer hat dich geschickt?«
»Hesit. Kennst du Hesit?«
»Er hat dich geschickt? Er hat dich nicht getötet?«
»Noch nicht.«
»Komm schnell! Duck dich! Du kannst nicht so stehen. Wir müssen uns beeilen, wenn wir es noch zur Abendzählung schaffen wollen.«
Suffis führte ihn durch eine verwirrende Reihe von Gängen, von denen einige nach Kanalisation rochen, und dann einen kleinen, steilen Tunnel hinauf, der zum Quartier der Kastrierten führte. Ehe sie das Gitter hob, klopfte sie zweimal leicht daran. Von oben kam ein einzelnes, hölzern klingendes Klopfsignal zurück.
Suffis machte Stel ein Zeichen, und er mußte sich an ihr vorbei durch den schmalen Tunnel zwängen.
Als er auf gleicher Höhe mit ihr war, hielt sie ihn an und betastete seine Schultern. Im schwachen Licht konnte er ihren skeptischen Blick sehen. »Wenn sie dich fangen, schneiden sie dir die Eier ab. Dann ist es vorbei mit deiner Männlichkeit.«
»Viel ist davon im Augenblick nicht übrig, nachdem ich meine Tochter verloren habe.«
»Such einen, der Mour heißt. Tu genau, was er sagt.« Sie lächelte flüchtig. »Wie alt bist du?«
»Zweiundvierzig.«
»Ha. Fast so alt wie ich.«
»Ich bin zu alt, um
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