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Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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doch
kaum.«
    »Auch nicht von seiner Frau.«
    »Dann kannst du es nur von Hans-Peter selbst haben, aber eine Leiche
redet normalerweise nicht«, gebe ich jetzt scharf zurück.
    »Aber bevor er eine Leiche war, bevor er in die Sauna gegangen ist,
hat er einen kurzen Brief an seine Tochter geschrieben und sie gebeten, darüber
nachzudenken, ob ihr Kind nicht vorerst bei ihm und Gudrun in gesunder Landluft
aufwachsen solle. Du hast ihn eben nicht so gut gekannt, wie du dachtest,
Katja. Er hat es mit Gudrun wirklich ernst gemeint.«
    Marcel legt wieder einen Arm um mich. Ich rücke ab. Diese Bemerkung
kommt mich sehr bitter an. Vierzehn Jahre mit mir hatten nicht genügt, um einen
Schlussstrich unter die Ehe zu ziehen, doch nach einer Nacht mit Gudrun wollte
Hans-Peter alles über den Haufen werfen?
    »Aber er hat Gudrun gerade erst kennengelernt!«, schnaufe ich. »Nach
zwei Tagen macht man doch keine Zukunftspläne!«
    »Was ist schon Zeit«, bemerkt Marcel fast bittend. »Für ihn war
Gudrun zur richtigen Zeit am richtigen Ort.«
    »Mann, bist du verkitscht!«
    Jetzt rückt er so weit von mir ab, dass er fast aus dem Bett fällt.
    »Ursprünglich hatte er wohl vor, dich zu reaktivieren. Mit dir und
der Kohle abzuhauen. Wie hast du ihn denn begrüßt, als er zu dir in die Einkehr kam?«
    »Ich bin ihm um den Hals gefallen und habe begeistert endlich gerufen«, erwidere ich.
    »Wohl kaum. Hättest du das getan, wäre er vermutlich entkommen und
Herr Eichhorn nicht gestorben.«
    Hans-Peter und Holger Eichhorn sind tot, weil ich nicht nett zu
meinem Exlover war? Was für ein ungeheuerlicher Gedanke.
    »Für meine Herzlosigkeit wird Gaby wohl lebenslang im Gefängnis
büßen.«
    Marcel schüttelt den Kopf.
    »Nein. Die Frau wird in die Geschlossene kommen. Sie hat eine
schwere psychische Störung. Ihr Arzt hat sie als äußerst labil bezeichnet.«
    Wie Hans-Peter früher mir gegenüber auch. Da hat der Kerl
ausnahmsweise mal nicht gelogen.
    »Aber was hatte Hans-Peter mit Vinzenz vor, seinem Enkel, warum
sollte der mit ihm und …«, ich schlucke schwer, »… Gudrun aufwachsen? Ein
Gauner auf der Flucht belastet sich doch nicht mit einem Säugling!«
    Marcel hebt die Schultern.
    »Das hat seine Frau auch gedacht. Wahrscheinlich wollte er mit dir und dem Baby abhauen, was weiß ich. Dir sozusagen endlich
ein Kind schenken können.«
    Weil ich ja anders nicht mehr in das Vergnügen kommen kann. Ich
rutsche auf meiner Seite aus dem Bett und werfe mir den Bademantel um, der von
irgendeinem fernen Morgen her noch auf der Matte daneben liegt. Marcels Bemerkung
weckt Erinnerungen an zwei sehr unangenehme und längst vergessen geglaubte Arztbesuche
in Berlin. Zu denen mich Hans-Peter gedrängt hatte. Unsere
Beziehung ist noch nicht reif für ein gemeinsames Kind. Und da wollte er
mir anderthalb Jahrzehnte später seinen Enkel unterschieben? Wut auf den toten
Mann kocht in mir auf. Aus Pietätsgründen leite ich sie an den Lebenden weiter.
Ich gehe um das Anderthalbpersonenlager herum und blicke auf den Polizisten
herunter, der ein Drittel der Fläche für sich beansprucht.
    »So ein Schwachsinn!«, fauche ich ihn an. »Ich habe mir nie von
einem Mann ein Kind machen lassen und werde mir erst recht keines von einem
schenken lassen!«
    »Sei doch nicht schon wieder so aggressiv!«
    »Aggressiv! Wer hat denn zugeschlagen, he?«
    Ich warte nicht auf seine Antwort, sondern stolziere ins Badezimmer.
Überlege, welche Kleidungsstücke im Haus herumliegen, damit ich nicht an den
Schrank im Schlafzimmer heranmuss. Einem Mann, der solche Theorien entwickelt,
möchte ich mich nicht länger als nötig halb bekleidet zeigen. Wieso hat Marcel
eigentlich keine eigenen Kinder? Immerhin war er zehn Jahre verheiratet, bevor
seine Frau das Weite gesucht hat.
    Dass ich keine habe, lag nicht nur an den Arztbesuchen. Ich war eine
Karrierefrau in der Medienwelt der Achtziger- und Neunzigerjahre. Zu meiner
fruchtbaren Zeit wäre es undenkbar gewesen, als Journalistin Kinder in die Welt
zu setzen und trotzdem weiterzuarbeiten. Glasklar, unerbittlich und von der
Verlagsleitung sehr deutlich – wiewohl sittenwidrig – formuliert: Entweder
oder. Oder bedeutete Abhängigkeit. Von einem Mann, der später Gudruns entdecken
könnte. Katjas waren keine Gefahr, denn die beherzigten die alten Spielregeln
und gingen freiwillig zum Arzt. Ich kenne keine Frau, die damals Kind und
Karriere geschaukelt hätte, weil es diese Journalistinnen zu meiner Zeit

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