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Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition)

Titel: Pendelverkehr: Ein Eifel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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gegangen. Von da aus hat sie erst Holger Eichhorn in Berlin angerufen
und ihn in die Eifel beordert. Dann hat sie sich die Haare bis auf den grauen
Ansatz, den sie wohl extra dafür herauswachsen ließ, abgeschnitten, ein paar
lange Haare behalten, um sie später am Bunker zu verteilen, sich ein
Schönheitspflaster auf die Nase geklebt, einen Jogginganzug angezogen, sich in
Cora verwandelt und ist nach Krewinkel gegangen.«
    »Wo hatte sie die Perücke her?«
    »Von Berlin mitgeholt.«
    »Dann war alles schon vor Langem geplant?«
    »Nicht bis in jedes Detail; das erzähle ich dir gleich. Und durch
den nicht eingeplanten Tod von Holger Eichhorn war sie gezwungen, spontan zu
improvisieren. Der Mann sollte ihr Alibi sein. Mit ihr zurück nach Berlin
rasen, bevor Hans-Peter tot aufgefunden wurde.«
    »Und Victor? Die Sekte?«
    Marcel lacht.
    »Völlig ahnungslos. Die leben ja auf einem anderen Stern.«
    »Den sie aber entdeckt hat«, gebe ich zu bedenken.
    »Sie kannte irgend so einen Guru im Himalaja, den er auch kannte und
auf dessen Homepage sich Victor mit ehrerbietigen Grüßen aus Krewinkel verewigt
hat …«
    »… aber Mutter Agnes?«
    »Nachdem sich die Krump in der Sekte eingenistet hatte, das war
übrigens erst am Tag vor deiner Begegnung mit ihr, ging sie zum großen Bunker,
um Spuren zu legen, und stieß auf Mutter Agnes …«
    Er kann nicht weiterreden. Ich auch nicht. Wir rutschen von unseren
Kissen in die Horizontale und halten einander fest. Sehr lange. Und diesmal
sehr keusch.
    Nie werden wir wirklich erfahren, ob erst die Art des Freitodes von
Jupps Mutter die Frau aus Berlin auf den Gedanken gebracht hat, ihren Mann auf
diese Weise auch ins Jenseits zu schicken. Ich hoffe, dass sie die Eibe schon
vorher ausgewählt hat.
    »Es war nicht nur der Tabak«, sagt Marcel, nachdem wir uns wieder
aufgerichtet haben. »Sie hat auch seine Lieblingsessenz für den Saunaaufguss
mit dem Gift angereichert – wahrscheinlich fürchtete sie, dass das Taxin bei
den heißen Temperaturen im Pfeifenkopf nicht tödlich wirkt. Über dieses
Alkaloid ist nicht sehr viel bekannt, auch wenn sich die Giftzentralen bei euch
in Deutschland und bei uns in Belgien ständig damit beschäftigen.«
    Deshalb also ist sie nach rechts und nicht nach links geradelt,
fällt mir ein. Während ihr Mann in Euskirchen von der Polizei vernommen wurde,
hat sie sich ins Hotel geschlichen, das Zimmer mit ihrem Schlüssel geöffnet und
Eibengift in den Saunazusatz praktiziert.
    »Sie hatte also von Anfang an vor, ihn zu ermorden?«
    »Das hat sie energisch bestritten. Angeblich hatte sie ihm nur einen
Denkzettel verpassen wollen. Das glaube ich ihr sogar.«
    »Wie bitte? Die Frau führt ihrem Mann das tödliche Taxin zu …«
    »Anfangs ging es ihr wohl nur darum, das Geld ihrer Stiftung
wiederzubekommen und die ganze Angelegenheit fern von Berlin zu regeln.
Erinnerst du dich an den Abend, als sie bei dir ans Küchenfenster geklopft
hat?«
    »Wo du ihr gegenüber deinen ganzen Charme hast spielen lassen …«
    »Um ihr auf den Zahn zu fühlen, Katja. Die Frau kam mir höchst
suspekt vor. Jedenfalls hatte sie damit gerechnet, Hans-Peter bei dir
anzutreffen.«
    »Sein Auto stand vor der Tür.«
    »Genau. Wie auch das der belgischen Polizei. Sie wollte ihm einen gehörigen
Schrecken einjagen, um ihn zur Besinnung zu bringen.«
    »Und dann erfährt sie nicht nur, wie gleichgültig dem Mann ihr
Verschwinden war, sondern auch noch, dass er sich gleich wieder zu einer neuen
Dulcinea ins Bett gelegt und das Kind bei euch abgeladen hat. Da packte sie die
kalte Wut. Er musste sterben.«
    »Aber sein Fremdgehen hat sie doch früher nicht gestört!«
    »Er hat immerhin zwei Millionen Euro zur Seite geschafft. Und wollte
sie verlassen.«
    »Bestimmt Gudruns wegen!« Schon die Vorstellung finde ich so
erheiternd, dass ich beinahe in lautes Gelächter ausbreche.
    »Auch«, erwidert Marcel gelassen.
    Jetzt fange ich wirklich an zu prusten.
    »Hör auf, darüber Witze zu machen!«
    »Mache ich nicht.«
    »Das ist geschmacklos.«
    »Vielleicht, aber es ist die Wahrheit.«
    »Wahrheit, Wahrheit! Dass du immer noch alles glaubst, was Gudrun so
von sich gibt«, entgegne ich kopfschüttelnd, »die hat sich doch ständig in
ihren hoffnungslosen Tagträumen von einer Zukunft namens Hans-Peter verloren. Ihr
Männer seid einfach zu gutgläubig.«
    »Meine Erkenntnis stammt nicht von Gudrun.«
    »Dann hat seine Frau das wohl vermutet, aber sie kennt Gudrun

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