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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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geschärft wie niemals zuvor. Jetzt, da sein Werk bald vollendet sein würde, strebte auch seine Verwandlung ihrer Vollendung zu.
    Seine Kinder hatten für ihn, ihren Führer und Meister, lange hart gearbeitet Sie liebten und fürchteten ihn, und bald würden sie ihn als ihren Gott anbeten. Er schloß die Augen und sog die dichte gehaltvolle Luft ein, deren feuchte Schwaden wie Nebel um ihn herumwaberten. Früher, als seine Sinne noch stumpf und unentwickelt gewesen waren, hätte ihn der Geruch dieses Tempels angewidert. Doch nun, unter dem Einfluß der Pflanze, hatte sich das grundlegend geändert. Der Geruch kam ihm jetzt wie eine abwechslungsreiche Landschaft vor, die sich in ständig wechselnden Farben und Stimmungen vor ihm entfaltete. Hier war sie hell und aufgeräumt, dort dunkel und geheimnisvoll. Es gab Berge, Täler und Wüsten des Geruchs, es gab Ozeane und Himmel, Flüsse und Wiesen, und alle verbanden sich miteinander zu einem einzigartigen Duftpanorama, für dessen Beschreibung der menschlichen Sprache die Worte fehlten. Verglichen damit war die visuelle Welt flach, häßlich und steril.
    Er lehnte sich zurück und kostete seinen Triumph aus. Wo der andere versagt hatte, war er erfolgreich gewesen. Wo der andere seiner Angst und seinen Zweifeln nachgegeben hatte, waren seine Kraft und sein Mut nur noch stärker geworden. Der andere hatte es nicht geschafft, den Fehler zu erkennen, der in seiner Formel verborgen lag, er aber hatte nicht nur den Fehler gefunden, sondern auch noch die herrliche Pflanze entscheidend verbessert. Der andere hatte die verzweifelte Sehnsucht der Kinder nach einem Ritus, einer Zeremonie völlig unterschätzt, eraber war diesem Irrtum nicht erlegen. Er allein hatte die wahre Bedeutung der heiligen Pflanze begriffen.
    Dies hier stellte die wahre Krönung seines Lebenswerks dar, und es wurmte ihn, daß er nicht schon viel früher darauf gekommen war. Nur er, nicht der andere, hatte schon immer die Kraft, den Intellekt und den Willen gehabt, um eine solch große Aufgabe zu bewältigen. Er alleine war in der Lage, diese Welt zu reinigen und in ihre Zukunft zu führen.
    Die Welt! Er murmelte das Wort laut vor sich hin und dachte an all die Erbärmlichkeit dort oben, hoch über seinem Kopf und dem Allerheiligsten dieses Tempels. Er sah diese Welt jetzt in einem neuen, schonungslos klaren Licht. Es war eine überbevölkerte Welt, in der die Menschen wie Insekten herumkrabbelten und nicht glauben wollten, daß sie nur unbedeutende, winzig kleine Zahnräder in einer sinnlosen Maschinerie waren.
    Da oben fraßen sie, ließen ihren Kot fallen, paarten sich, bekamen Kinder und starben, ohne auch nur einen Augenblick lang die jämmerliche Tretmühle menschlicher Existenz verlassen zu haben. Es war so einfach und so unvermeidlich –, das alles auszulöschen wie die Puppen in einem Ameisenhaufen, den man mit ein paar beherzten Fußtritten zerstört hat.
    Und dann, wenn diese Arbeit getan war, wiinlc eine neue Welt entstehen: eine frische, vielfältige Welt voll von kühnen Träumen.
     

35
    »Wo sind denn die anderen?« erkundigte sich Margo, als D'Agosta alleine in den kleinen Konferenzraum der Anthropologischen Abteilung kam.
    »Die kommen nicht«, sagte D'Agosta, während er seine Hose hochzog und sich setzte.
    »Terminschwierigkeiten.« Als er Margos fragenden Blick bemerkte, schüttelte er resigniert den Kopf. »Ach, was soll's, ich kann Ihnen genausogut die Wahrheit sagen. Sie haben einfach kein Interesse. Erinnern Sie sich noch an Captain Waxie? Sie haben ihn bei Brambells Präsentation kennengelernt. Er leitet jetzt die Untersuchung und ist felsenfest davon überzeugt, daß er den Täter in Gewahrsam hat.«
    »Wie bitte? Soll das heißen, daß man den Mörder geschnappt hat?«
    »Nein, natürlich nicht Waxie ist nur ein armer Irrer aus dem Park ins Netz gegangen. Der Kerl hat zwar einen Mord verübt, aber er ist nicht der Killer, hinter dem wir her sind. Zumindest glaubt Pendergast das.«
    »Wo ist Pendergast überhaupt?«
    »Auf einer kleinen Geschäftsreise.« D'Agosta lächelte, als habe er soeben einen Witz gemacht, den nur er verstand. »Also, was haben Sie herausgefunden, Dr. Green?«
    »Da muß ich etwas weiter ausholen«, sagte Margo und atmete tief ein. »Vor zehn Jahren führte John Whittlesey, ein Wissenschaftle;dieses Museums, eine Expedition ins Amazonas-Becken, die von Anfang an unter keinem guten Stern stand. Weil es ziemlich bald Streit unter den einzelnen

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