Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
Horlockers linker Schläfe schwoll deutlich eine dicke Ader an. »Was soll denn nun das schon wieder?« fragte er.
»Chief Horlocker, kraft meines Amtes als Bundesagent der Regierung der Vereinigten Staaten nehme ich die
sen Mann hiermit offiziell in Gewahrsam«, entgegnete Pendergast.
»Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen.«
»Was tun Sie denn, Pendergast?« mischte sich Margo ein. »Uns bleiben nur zwei Stunden.«
Der Agent nickte und sagte dann zu Horlocker: »Entschuldigen Sie die Eile, Chief, aber ich habe einfach keine Zeit für eine höfliche Anfrage. Vincent, würden Sie sich bitte von den Herren die Schlüssel zu den Handschellen geben lassen?«
Während D'Agosta hinüber zu einem der Polizisten ging, wandte Pendergast sich an dessen Kollegen.
»Officer, überstellen Sie mir den Mann in meine Obhut.«
»Nein! Tun Sie das nicht!« rief Horlocker.
»Aber Sir«, protestierte der Polizist, »Sie können sich nicht mit dem FBI anlegen.«
»Mr. Mephisto«, sagte Pendergast mit leiser Stimme zu dem Gefangenen. »Ich weiß nicht, was für eine Rolle Sie bei den Ereignissen des heutigen Abends gespielt haben, und deshalb kann ich Ihnen auch nicht garantieren, daß ich Sie freilassen werde. Aber wenn Sie mir jetzt dabei helfen, diese Stadt ein für allemal von den Killern aus dem Untergrund zu befreien, die auch Ihren Leuten nachgestellt haben, dann gebe ich Ihnen mein Wort, daß wir uns alle Ihre Belange unvoreingenommen anhören werden.« Mit diesen Worten streckte er dem noch immer Gefesselten seine Hand hin.
Mephistos Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Du hast mich schon einmal angelogen, Whitey«, zischte er.
»Das mußte ich tun, denn sonst wäre ich nie mit Ihnen in Kontakt gekommen«, sagte Pendergast und ließ seine Hand weiterhin ausgestreckt. »Das hier ist kein Kampf zwischen oben und unten mehr, Mephisto. Wenn wir versagen, wird es die Park Avenue ebenso treffen wie die Route 666.«
Mephisto dachte eine Weile nach, bevor er schließlich mit einem stummen Nicken sein Einverständnis signalisierte.
»Was für eine ergreifende Szene«, höhnte Horlocker. »Mir kommen gleich die Tränen. Dann mal viel Spaß da unten in der Kanalisation. Ich hoffe, ihr ertrinkt in der Scheiße.«
50
Smithback spähte durch den Gitterboden eines rostigen Laufstegs in den mit Ziegeln ausgemauerten Schacht, der unter seinen Füßen senkrecht hinunter in die Erde führte. Aus der Tiefe konnte er die Stimmen von Waxie und den anderen hören, und er fragte sich, ob es wirklich so klug gewesen war, den Männern dort hinunter zu folgen, während draußen die größte Straßenschlacht tobte, die New York seit vielen Jahren erlebt hatte.
Jetzt aber war er schon mal hier, und da wollte er wenigstens wissen, was dieser Waxie im Untergrund zu schaffen hatte.
Vorsichtig bewegte Smithback sich nach vorn und spähte in die Tiefe. Der alte Laufsteg, auf dem er sich befand, hing an der Unterseite eines riesigen Eisenkessels, an dessen niedrigstem Punkt ein dickes Rohr in dem gemauerten Schacht verschwand. Die alte Eisenkonstruktion ächzte furchterregend, als der Journalist sich über die Balustrade beugte. Aus dem Schacht, der von ein paar schwachen Glühbirnen nur unzureichend beleuchtet wurde, wehte ein kalter, frischer Luftzug herauf, der Smithback die Haare aus der Stirn blies. Aus einem winzigen Loch in der Wand des Eisenkessels über ihm sprühte ein dünner Wasserstrahl herab, und Geräusche wie das Ächzen eines vom Wasserdruck der Tiefsee zusammengepreßten U-Boot-Rumpfs hallten von den Wänden des Schachtes wider.
Bisher hatte Smithback nicht gewußt, daß es unterhalb des Wasserreservoirs im Central Park so einen seltsamen und unheimlichen Ort überhaupt gab. Bei dem riesigen Metallbecken über ihm mußte es sich wohl um den Abfluß des künstlichen Sees handeln, von dem aus das Trinkwasser in die unzähligen unter der Stadt verlaufenden Leitungen verteilt wurde. Allein bei dem Gedanken an die zig Millionen Tonnen Wasser direkt über seinem Kopf spürte Smithback eine Art Beklemmung in sich aufsteigen.
Jetzt konnte er die Männer auf einer kleinen Plattform weiter unten im Schacht entdecken. Sie standen vor einem Gewirr von Rohren, Handrädern und Ventilen, das Smithback wie ein Alptraum aus dem frühen Industriezeitalter vorkam. Der Journalist begann, die Leiter hinunterzuklettern, besann sich aber nach wenigen Sprossen eines Besseren und kehrte wieder um.
Die Leiter war feucht und
Weitere Kostenlose Bücher