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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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ergreift die Gelegenheiten, die sich ihm bieten. Ein gutes Beispiel dafür war die Wisher-Story, bei der er zunächst überhaupt nicht an die Mutter des Opfers gedacht und dann unverhofft herausgefunden hatte, was für eine außergewöhnliche Frau sie doch war. Unter dem Eindruck seines Besuches bei ihr hatte er für die Morgenausgabe der Post einen Artikel verfaßt, in dem er Pamela Wisher als den »Engel von Central Park South« bezeichnet und ihren Tod in den tragischsten Tönen geschildert hatte. Eine herzzerreißende Geschichte, aber der wirkliche Geniestreich war seine Idee gewesen, für Hinweise auf den Täter eine Belohnung von einhunderttausend Dollar auszusetzen. Die Idee war ihm beim Schreiben des Artikels gekommen, und er hatte sofort alles stehen – und liegengelassen, mit sie Arnold Murray, dem neuen Chefredakteur der Post, zu unterbreiten. Der hatte sie begeistert aufgenommen und Smithback grünes Licht gegeben, ohne auch nur Rücksprache mit dem Verleger zu nehmen. Schließlich wurde das Telefon abgehoben, und Ginny, die Redaktionssekretärin, erzählte Smithback aufgeregt, daß schon über zwanzig Anrufe wegen der Belohnung eingegangen wären. Leider waren sie alle unbrauchbar.
    »Sonst gibt es nichts?« fragte Smithback ein wenig enttäuscht.
    »Doch. Ein wirklich komischer Kerl hat nach Ihnen gefragt«, plapperte Ginny weiter. Sie war eine kleine, hagere Frau, die in Ronkonkoma lebte und eine Schwäche für Smithback hatte.
    »Und was war das für ein Kerl?«
    »Na ja, er war völlig zerlumpt und hatte einen ziemlich strengen Körpergeruch. Mein Gott, hat der gestunken.
    Außerdem war er besoffen oder high oder so.«
    Vielleicht ist das der heiße Tip, auf den ich schon die ganze Zeit warte, dachte Smithback aufgeregt »Was wollte der Mann?«
    »Er hat gesagt, er hätte Informationen über den Wisher-Mord. Er will, daß Sie ihn in einer Herrentoilette in der Pennsylvania Station treffen.«
    Fast hätte Smithback sein Glas fallen lassen. »In einer Herrentoilette? Soll das ein Scherz sein?«
    »Tut mir leid, aber das hat er gesagt Meinen Sie, er ist ein Perversling?« fragte Ginny mit nur schlecht verhehltem Interesse.
    »Hat er gesagt, in welcher Herrentoilette?«
    Smithback hörte das Rascheln von Papier. »Einen Augenblick. Hier steht's: im nördlichen Untergeschoß, links neben dem Aufzug zu Gleis zwölf. Heute abend um acht Uhr.«
    »Hat er gesagt, um welche Information es sich handelt?«
    »Nein.«
    »Danke, Ginny«, sagte Smithback. Noch während er den Hörer auflegte, sah er auf seine Armbanduhr. Es war 7.45 Uhr. Eine Herrentoilette in der Pennsylvania Station? Man mußte schon verrückt oder völlig verzweifelt sein, wenn man so einem Tip nachging.
    Smithback war noch nie zuvor in einer Bahnhofstoilette auf den Penn Station gewesen, und er kannte auch niemanden, der einen solchen Ort je betreten hätte. Als er die Tür öffnete und in den großen, stickig-heißen kaum trat, raubte ihm der Gestank nach Urin und Durchfall den Atem. Lieber würde ich in die Hose pinkeln, dachte er, als freiwillig hierher zu gehen.
    Smithback hatte sich fünf Minuten verspätet und hoffte fast, daß der Mann schon wieder fort sei. Oder vielleicht war das Ganze ja doch nur ein übler Scherz. Der Journalist machte kehrt und wollte die Toilette gerade wieder verlassen, als er hinter sich eine rauhe Stimme hörte.
    »William Smithback?«
    »Wer spricht da?« Smithback blickte sich rasch in dem menschenleeren Raum um, bis er in dem Spalt unter der letzten Toilettenkabine ein Paar Füße entdeckte. Die Tür öffnete sich, und ein kleiner magerer Mann schlurfte mit unsicheren Schritten auf Smithback zu. Sein längliches Gesicht war schmutzig, seine Kleider starrten vor Dreck, und seine fettigen, zerzausten Haare standen abenteuerlich in alle Richtungen ab. Ein völlig verfilzter Bart von unbeschreiblicher Farbe hing bis knapp oberhalb des Bauchnabels hinab, der durch einen langen Riß im Hemd des Mannes hervorspitzte.
    »Sind Sie William Smithback?« fragte der Mann noch einmal.
    »Wer sonst?«
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte sich der Mann um und stapfte zurück zu der offenen Toilettentür.
    Dort blieb er stehen und drehte sich um. Er wartete offenbar darauf, daß Smithback ihm folgte.
    »Was haben Sie für Informationen für mich?« fragte der Journalist.
    »Kommen Sie mit«, entgegnete der Mann und deutete in die Toilettenkabine.
    »Nein, das werde ich nicht tun«, entgegnete Smithback. »Wenn Sie mit

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