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Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe

Titel: Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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schritt er unter einer Nachbildung eines riesigen Tintenfischs hindurch auf zwei gelb gewordene Elefantenstoßzähne zu und betrat die Afrika-Halle.
    Es war genau Mitternacht. Langsam steuerte Brambell auf die Herde ausgestopfter Elefanten zu, die in dem düsteren Licht kaum zu erkennen waren. Wie üblich blieb Brambell vor dem Schaukasten mit den Gorillas stehen, der ihm von allen der liebste war. Wer weiß, wie oft ich mir die noch anschauen kann, dachte er. Seine Arbeit hier würde wohl bald beendet sein und damit auch die Möglichkeit, nachts alleine im Museum herumzustreifen. Brambell hatte eine Theorie, und wenn die Überreste von Nicholas Bitterman und der Kopf des Obdachlosen, den D'Agosta und Hayward im Untergrund gefunden hatten, diese bestätigten, dann würde der Fall ziemlich rasch gelöst sein.
    Leise seufzend riß sich Brambell von den imposanten ausgestopften Tieren los und verließ die Halle durch einen niedrigen Durchgang. Von hier aus führte ein Gang mit Wänden aus Naturstein zum Turm des Museums. Brambell kannte die Geschichte des berühmten Bauwerks: Endurance D. Flyte, ein Eisenbahnmagnat und der dritte Direktor des Museums, hatten im Jahr 1870 ein Erweiterungsgebäude entwerfen lassen.
    Es sollte in seiner äußeren Form der walisischen Burg Caernarvon nachempfunden werden, die Flyte zuvor erfolglos als Sitz für seine Familie zu erwerben versucht hatte. Als der exzentrische Flyte wenig später seines Amtes enthoben und der Bau gestoppt wur de, war erst der Bergfried seiner Burg vollendet.
    In dem mächtigen sechseckigen Turm, der heute den Eckpfeiler der Südwestseite des Museums darstellt, wurden seitdem Teile der umfangreichen naturhistorischen Sammlungen aufbewahrt. Außerdem war er, so hatte Brambell sich sagen lassen, ein beliebter Treffpunkt für die eher makaber angehauchten Angestellten des Museums.
    Die düstere, an eine Kathedrale erinnernde Halle im Fuß des Turms lag still und verlassen da. Als Brambell sie durchquerte, hallten seine Schritte gespenstisch von den hohen Gewölben wider. Am Personalausgang angekommen, nickte er dem Pförtner zu und trat hinaus in die feuchtwarme Nacht. Trotz der mitternächtlichen Stunde war die Straße am Ende des Museum Drives noch voller Menschen und Autos.
     
    Brambell machte ein paar Schritte, bevor er sich noch einmal nach dem Turm des Museums umdrehte. Ganz gleich, wie oft er es schon gesehen hatte, das hoch aufragende, düstere Bauwerk mit seinen an Fangzähne erinnernden Zinnen erweckte jedesmal wieder seine Bewunderung. An sonnigen Tagen warf es seinen Schatten bis zur 59th Street, und in einer Mondnacht wie dieser wirkte das bleiche Gemäuer so unheimlich, als wäre es voller Gespenster.
    Nach einer Weile riß Brambell sich von dem Anblick los, ging um die Ecke und dann die 81st Street entlang in Richtung auf seine bescheidene in der Nähe des Hudson gelegene Wohnung. Die Häuser, an denen er vorbeitrottete, wurden immer schäbiger, und die Zahl der Passanten nahm mehr und mehr ab. Doch Dr. Brambell schenkte dem keine Beachtung. Leise vor sich hin summend genoß er den frischen Nachtwind und freute sich auf zu Hause: einen Happen zu essen, eine schnelle Dusche, ein Gläschen irischen Whiskey und dann ab ins Bett. Am nächsten Morgen würde er, wie üblich, um fünf Uhr aufstehen. Brambell zählte zu den glücklichen Menschen, die auch mit wenig Schlaf hervorragend auskamen. Für einen Gerichtsmediziner, besonders wenn er es in seinem Beruf zu etwas bringen wollte, war das ein unschätz barer Vorteil. Daß Brambell unzählige Male als erster an einem Tatort gewesen war, hatte er nur dem Umstand zu verdanken, daß er längst wach gewesen war, als alle anderen noch fest geschlafen hatten.
    Obwohl die Gegend, in der Brambell wohnte, ausgesprochen heruntergekommen wirkte, lag sie nur einen Block vom Broadway mit seinen Imbißständen, Buchläden und Restaurants entfernt. Brambell ging an einer Reihe baufälliger Ziegelgebäude entlang, deren große Wohnungen in einzelne Zimmer und kleine Apartments aufgeteilt waren. An einer Straßenecke lungerten ein paar Betrunkene herum.
    Als der Gerichtsmediziner etwa die Mitte des Blocks erreicht hatte, bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Bewegung im Kellereingang eines verlassenen Wohnhauses. Brambell beschleunigte seine Schritte. Aus dem Keller wehte ein selbst für New Yorker Verhältnisse ungewöhnlich fauliger Geruch herauf. Da Brambell rasche Schritte hinter sich hörte, öffnete er im Gehen

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