Pendergast 02 - Attic - Gefahr aus der Tiefe
überrascht, wie er gerade einem Stadtstreicher mit dem Messer den Kopf absäbeln wollte.«
»War das Opfer schon tot?«
»Keine Ahnung. Das müssen Sie Captain Waxie fragen.«
»Und das Messer?«
»War selbstgebastelt. Ein ziemlich primitives Ding. Offenbar genau das, wonach wir gesucht haben.«
Hayward klang nicht allzu überzeugt.
Als sich die Türen des Aufzugs öffneten, stellten D'Agosta und Hayward fest, da sich bereits Special Agent Pendergast in der Kabine befand.
»Fahren Sie auch nach unten zu den Verhörzimmern?« fragte der FBI-Agent.
»Ja. Waxie hat mich rufen lassen«, antwortete D'Agosta.
»Tolle Geschichte«, meinte Pendergast und hob die Augenbrauen. »Ich bin ja gespannt, was für einen Fisch unser Freund Waxie da an Land gezogen hat.«
Der Verhörbereich des Polizeipräsidiums bestand aus einer Reihe trister, grau gestrichener Räume mit schweren Metalltüren. Der diensthabende Beamte im Gang schickte die drei in den Beobachtungsraum neben Verhörzimmer neun, wo Waxie bereits Platz genommen hatte und gebannt durch die einseitig verspiegelte Glasscheibe in den Vernehmungsraum starrte. Er warf Pendergast einen mißtrauischen Blick zu und bedachte D'Agosta mit einem triumphierenden Nicken. Hayward ignorierte er.
»Redet er denn?« fragte D'Agosta.
»Wie ein Wasserfall«, antwortete Waxie. »Aber bisher leider nur lauter unbrauchbaren Scheiß. Er nennt sich Jeffrey, seinen Nachnamen sagt er uns nicht. Aber keine Sorge, wir werden die Wahrheit schon noch aus ihm herausbekommen. Ich dachte, du wolltest ihm vielleicht auch gern ein paar Fragen stellen.«
Waxie, der vor lauter Selbstzufriedenheit schier platzte, lächelte D'Agosta gönnerhaft an.
Durch die Glasscheibe sah D'Agosta einen verwahrlosten Mann mit rotgeränderten, verstört blickenden Augen. Die raschen Bewegungen seines Mundes standen in einem fast komischen Kontrast zu seiner starren Körperhaltung.
»Der soll unser Mörder sein?« fragte D'Agosta ungläubig.
»Genau.«
D'Agosta wandte den Blick nicht von der Glasscheibe ab.
»Kommt mir ein bißchen schmächtig vor für einen Serienkiller.«
Waxies Gesicht nahm einen abwehrenden Ausdruck an. »Gerade schmächtige Leute werden oft so lange von den anderen herumgeschubst, bis bei ihnen eine Sicherung durchbrennt«
D'Agosta beugte sich nach vorn und drückte auf einen Knopf neben der Glasscheibe. Sofort drang aus dem Lautsprecher an der Wand ein wüster Schwall von Flüchen und Verwünschungen. Nachdem er eine Weile zugehört hatte, schaltete er den Lautsprecher wieder aus.
»Und was ist mit der Mordwaffe?« fragte er.
Waxie zuckte mit den Achseln. »Selbstgebastelt. Ein Stück Stahl, das er mit Schnur oder Stoff oder was weiß ich an einen Holzgriff gebunden hat Das Ding war zu blutig, um es genau sagen zu können. Wir müssen warten, bis das Labor mit der Untersuchung fertig ist«
»Stahl«, wiederholte Pendergast.
»Ja, Stahl.«
»Nicht Stein.«
»Ich sagte doch, daß es ein Stück Stahl war. Sehen Sie es sich doch selbst an, wenn Sie mir nicht glauben.«
»Alles zu seiner Zeit«, meinte D'Agosta und trat von der Glasscheibe zurück. Jetzt möchte ich dem Burschen erst mal ein paar Fragen stellen.« Als er zur Tür ging, folgte ihm Pendergast wie ein stummer Schatten.
Das Vernehmungszimmer Nummer neun unterschied sich mit seinen graugestrichenen Wänden, dem verkratzten Holztisch und der in einer Ecke angebrachten Videokamera in nichts von zahllosen anderen Räumen dieser Art. Vor dem Tisch saß mit dem Gesicht zu dem in die Wand eingelassenen Spiegel der Gefangene, dem man die Arme mit Handschellen auf den Rücken gefesselt hatte. Auf der anderen Seite des Tisches hatte ein Detective Platz genommen, der ein Tonbandgerät vor sich stehen hatte und mit teilnahmsloser Miene die Beschimpfungen des Festgenommenen über sich ergehen ließ.
An den Wänden rechts und links des Tisches hingen zwei große Schwarzweißfotos, die die übel zugerichtete Leiche von Nicholas Bitterman und das Kinderfoto von Pamela Wisher zeigten, das durch Smithbacks Artikel in der Post berühmt geworden war. Unter den Fotos saßen zwei uniformierte Polizisten, die den Festgenommenen nicht aus den Augen ließen.
Als D'Agosta neben dem Detective Platz nahm, bemerkte er den typischen Geruch nach Schweiß, feuchten Socken und unterdrückter Angst. Waxie ließ seinen fülligen Körper in den Stuhl daneben sinken, während Hayward sich zu einem ihrer uniformierten Kollegen stellte. Pendergast,
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