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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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hätte nicht sagen können, wieso, aber sie hätte schwören können, dass sie William Smithbacks Stimme erkannt hatte.
    »O mein Gott!«, schrie sie gellend. »Agent Pendergast, haben Sie das gehört?«
    Wieder keine Antwort.
    »Pendergast!«
    Aber aus dem undurchdringlichen Dunkel hallte nur das Echo ihrer eigenen Stimme wider.

In den Klauen des Bösen

1
    Pendergast schloss die Augen, nicht mal das Dunkel sollte ihn ablenken. Und so formte sich allmählich hinter den geschlossenen Lidern das Bild eines Schachbretts. Die aus Elfenbein und Ebenholz geschnitzten, in ungezählten Partien griffig gewordenen Figuren waren aufgestellt, sie schienen nur auf den ersten Zug zu warten. Alles andere war ausgeblendet, auf magische Weise in unerreichbare Ferne entrückt: die feuchte Kälte in ihrem Verlies, die schweren Ketten, die sich hart an ihren Gelenken rieben, der Wundschmerz, den die Rippen ausstrahlten, Noras angsterfüllte Stimme und die Schreie, die von Zeit zu Zeit gedämpft zu ihnen herüberdrangen. Das Dunkel hatte alles verschluckt, in seinem Zentrum formte sich vor Pendergasts geistigem Auge ein Lichtfleck, in dem, wie vom gelblichen Schein einer Lampe angestrahlt, das Schachbrett stand.
    Er nahm sich Zeit, atmete in tiefen Zügen durch, bis sein Herzschlag sich verlangsamte. Erst dann beugte er sich vor, umfasste den elfenbeinernen König und schob ihn zwei Felder vor; nun war Schwarz am Zug. Anfangs setzten beide Spieler die Figuren mit Bedacht, doch allmählich wurde die Partie schneller und immer schneller, bis die Figuren zuletzt über das Brett zu fliegen schienen.
    Das erste Spiel endete patt, und genauso war es beim zweiten und beim dritten. Und plötzlich, ohne ersichtlichen Grund, verlosch der Lichtfleck, tiefe Finsternis hüllte Pendergast und seinen unsichtbaren Partner ein. Er nahm sich wieder viel Zeit, erst als er mit Gewissheit wusste, dass er bereit war, schlug er die Augen auf.
    Er stand auf dem breiten Flur im Obergeschoss des Maison de la Rochenoire an der Dauphine Street in New Orleans, einem ehemaligen Karmeliterkloster, für ihn jedoch das Zuhause, in dem er aufgewachsen war. Als es vom Orden im achtzehnten Jahrhundert aufgegeben wurde, hatte es einerseiner Vorfahren erworben, renoviert und in ein verwinkeltes Labyrinth verwandelt, in dem die hohen Räume mit ihren gewölbten Decken und die Flure in verwunschenes Halbdunkel gehüllt waren.
    Kurz nach Pendergasts Abreise nach England, wo er eine Internatsschule besuchen sollte, wurde das Haus von einer Verbrecherbande niedergebrannt. Dennoch kehrte er, sooft sich eine Gelegenheit dazu bot, immer wieder an diesen Hort seiner Erinnerungen zurück. Es war für ihn nicht irgendein Haus, er verband mit dem alten Gemäuer all das, was er an Bildung, Wissen und Erfahrung gesammelt hatte. Zudem war es der Ort, an den er sich zu seinen kräftezehrenden Meditationen zurückzog, denn nur in den alten, der Gotik nachempfundenen Mauern, die alle Geschichten und Geheimnisse der Familie bargen, konnte er meditieren, ohne Ablenkungen oder Störungen befürchten zu müssen.
    Also lag es nahe, dass er sich auch jetzt in das alte Haus zurückversetzte, denn es war ihm nur allzu bewusst, dass er versagt hatte – etwas, was er sich nur sehr selten vorwerfen musste. Um seinen Fehler wieder gutzumachen, bedurfte er mehr als je zuvor der Meditation. Wenn es eine Lösung für sein Problem gab, musste er sie in diesen Mauern suchen – nicht mit wachem, suchendem Blick, sondern durch die Kraft geistiger Verinnerlichung.
    Und so schlenderte er in Gedanken versunken den breiten, mit rosenholzfarbenen Seidentapeten bespannten Flur hinunter, in dessen Wände in regelmäßigen Abständen hübsche kleine Marmornischen eingelassen waren. Im Geiste sah er in jeder Nische ein handgroßes, ledergebundenes Büchlein liegen. Tatsächlich hatte es im Haus seiner Urahnen solche Nischen mit bibliophilen Kostbarkeiten gegeben, aber die Bücher, an denen er jetzt vorbeikam, existierten nur in seiner Vorstellung. Sie enthielten Aufzeichnungen über Ereignisse in der Familie, chemische Formeln, komplizierte mathematische Berechnungen und metaphysische Beweisführungen –eben all das, was in seiner Erinnerung so gespeichert war, dass er es, wann immer er es brauchte, abrufen konnte.
    Und auf einmal war er bei seiner Reise durch die Vergangenheit an der schweren Eichenholztür jenes Zimmers angekommen, das er einst bewohnt hatte. Normalerweise hätte er es aufgeschlossen und wäre

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