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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Lengs Mörder zugeschlagen haben,
ehe
der Tunnel des Grauens, das unterirdische Beinhaus an der Catherine Street, entdeckt worden war. Eine höchst aufschlussreiche Erkenntnis über den zeitlichen Ablauf. Aber Pendergast spürte, dass noch irgendetwas fehlte.
    Eine Ahnung, die er nicht konkretisieren konnte, erfüllte ihn mit rätselhafter Unruhe. Fast von dem Augenblick an, in dem er den Fuß in Lengs Haus gesetzt hatte, quälte ihn das Gefühl, dass es noch andere Fäden gab, die es zu verknüpfen galt.
    Er zwang sich, den Gedanken zu verdrängen und zunächst seinen imaginären Rundgang durch das Haus fortzusetzen: den Flur hinunter, vorbei an der Tür, die er selbst versiegelt hatte – die Tür, die einst zum Zimmer seines Bruders geführt hatte und nie mehr geöffnet werden sollte. Er eilte an ihr vorbei, als fürchte er die Konfrontation mit einem Stück Vergangenheit, an das er nicht erinnert werden wollte.
    Der Flur endete an einer breiten, geschwungenen Treppe, die in die große Eingangshalle im Erdgeschoss führte. Ein kristallener Lüster hing an vergoldeten Ketten von der Decke herab, der Boden war mit Marmor ausgelegt. In Gedankenversunken, stieg er langsam die Treppe hinunter. Auf einer Seite der Halle führte eine hohe, zweiflügelige Tür in die Bibliothek, auf der anderen Seite schloss sich da, wo die Halle schmaler wurde, das in Dämmerlicht getauchte ehemalige Refektorium des Klosters an – das Ziel, das er zuerst ansteuerte. Er sah den Raum so, wie er ihn in Erinnerung hatte, mit dunkel getäfelten Wänden, das asketische Mobiliar mit alten Erbstücken angereichert: schweren Kommoden aus schön gemasertem Rosenholz und riesigen Landschaftsgemälden von Bierstadt und Cole. Dazu gesellten sich eher befremdlich wirkende Erbstücke: ein Satz Tarotkarten, ein Gerät, mit dem man angeblich ein Medium in Trance versetzen konnte, Ketten, Handfesseln und eine Sammlung von Requisiten, wie sie Illusionisten und Magier für ihre Vorstellung benötigen. Einige Stücke aus diesem Sammelsurium schienen unbrauchbar oder unansehnlich geworden zu sein, sie waren kurzerhand in eine dunkle Ecke verbannt und dort offensichtlich im Laufe der Zeit vergessen worden.
    Während Pendergast sich umsah, befiel ihn wieder das rätselhafte Gefühl, dass er irgendetwas nicht zu Ende gedacht, irgendeine Schlussfolgerung nicht gezogen habe. Er spürte, dass er kurz davor war, das Rätsel zu lösen, er wusste nur nicht, wonach er suchen sollte.
    Hier würde er die Antwort nicht finden, das ahnte er. Also verließ er das einstige Refektorium, durchquerte die große Halle und betrat die Bibliothek. Er ließ den Blick über die bis zur stuckverzierten Decke aneinander gereihten Folianten schweifen und gab sich – statt zu rätseln, wieso er all diese bibliophilen Schätze sehen konnte, obwohl sie doch der Feuersbrunst zum Opfer gefallen sein mussten – ganz der beruhigenden Wirkung hin, die sie ausstrahlten. Er trat an eines der Regale, wählte ein bestimmtes Buch aus und nahm es heraus. Und sofort war ein leises, kaum vernehmliches Klicken zu hören, und die Bücherwand schwang nach beiden Seiten auf.
    Im selben Moment fühlte Pendergast sich in Lengs Haus amRiverside Drive zurückversetzt. Er stand in der großen Eingangshalle, umgeben von all den Ausstellungsstücken, die Leng zu seiner beachtlichen Sammlung zusammengetragen hatte. Pendergasts Verblüffung war so groß, dass er sich sekundenlang nicht vom Fleck rührte. Er konnte sich nicht erinnern, bei einem seiner imaginären Streifzüge durch eine wiedererweckte Vergangenheit je einen so abrupten Ortswechsel erlebt zu haben.
    Doch als er sich umblickte, das Bild der verhüllten Tierskelette und der mit Kostbarkeiten aus aller Herren Ländern gefüllten Schränkchen in sich aufnahm, wurde ihm plötzlich der Grund für diese Transformation klar. Als Nora und er hier eingedrungen waren und sich im Dunkel durch die Eingangshalle, die Ausstellungsräume und die – auch hier – zweistöckige Bibliothek getastet hatten, war ein unerwartetes, irgendwie tröstliches Gefühl in ihm wach geworden: Er hatte sich auf Anhieb wie zu Hause gefühlt. Und auf einmal begriff er auch, warum: Enoch Leng, ohnehin exzentrisch und zudem von Wahnvorstellungen umschleiert, hatte sich zum Ziel gesetzt, das Stammhaus der Pendergasts an der Dauphine Street neu erstehen zu lassen.
    Das war es, wonach er gesucht und was diese seltsame innere Unruhe in ihm ausgelöst hatte.
    Im Geiste hallten Tante

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