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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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einem im Regierungsdienst stehenden Apotheker den umstrittenen Heiltrank unter die Lupe. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass neben pflanzlichen Stoffen lebensgefährdend hohe Beimischungen von Chloroform, Kokain, Hydrochloriden und Acetaniliden enthalten seien. Die Produktion musste eingestellt werden, aber für Hezekiahs Frau war es bereits zu spät. Constance Leng Pendergast – Antoines Mutter – erlitt, nachdem sie das Elixier lange erprobt hatte, einen schweren Schock und starb. Pendergast riss sich vom Anblick des Mausoleums los. Er wollte schon weitergehen, blieb dann aber doch stehen und wandte sich zu dem kleineren, in grauen Granit gehaltenen Grab um, in dessen schlichte Platte lediglich der Name
Constance
eingemeißelt war.
    Die Worte seiner Großtante Cornelia kamen Pendergast in den Sinn. »Und dann hat er immer mehr Zeit da unten verbracht – du weißt schon, wo …«
    Ja, Pendergast wusste, was Tante Cornelia gemeint hatte, er kannte die Geschichten, die davon erzählten, dass die Nekropole nach dem Tod seiner Mutter Antoines liebster Aufenthaltsort geworden war. Er hatte Tag für Tag an ihrem Grab gekauert, sich in den Zaubertricks geübt, die ihm sein Vater und sein Großvater beigebracht hatten, Erfahrungen bei der Vivisektion kleiner Tiere gesammelt und vor allem mit Chemikalien, Heilkräutern und Giften experimentiert. Was hatte Tante Cornelia zu Pendergast gesagt? »Er hat denlieben langen Tag Chemikalien gemischt und geheimnisvolle Tränke angerührt …«
    Pendergast kannte all die Gerüchte, die in der Familie kursierten, auch die, über die selbst Tante Cornelia nur zögerlich und sehr widerwillig reden wollte – Gerüchte, die von Schlimmeren als der unseligen Beziehung zu Marie LeClaire wissen wollten. Es ging um gewisse geheim gehaltene Dinge, die man in dunklen Winkeln des unterirdischen Familienfriedhofs finden könne, und Gerüchte über den wahren Grund dafür, dass Antoine von der Familie verstoßen und schließlich gezwungen worden war, das Haus in New Orleans für immer zu verlassen. In Wahrheit hatte Antoine nämlich nicht nur nach einer Formel für die Verlängerung des menschlichen Lebens gesucht, nein, da war noch etwas anderes gewesen – etwas, was ihn unablässig umtrieb. Nur, worum es dabei ging, das war in all den Jahren sein sorgsam gehütetes Geheimnis geblieben.
    Während Pendergast den Blick noch immer starr auf den in die Grabplatte eingemeißelten Namen gerichtet hielt, kam ihm plötzlich eine Erkenntnis. In diesem weitläufigen unterirdischen Gewölbe hatte Antoine als Kind gespielt, hier war er später seinen Tierversuchen nachgegangen, hier hatte er seine Sammlung vervollständigt und sich mit seinen Experimenten beschäftigt. Was mochte ihn an diesem Gewölbe so angezogen haben? Die Antwort lag auf der Hand: Hier war es kühl und dunkel, die Luftfeuchtigkeit war relativ hoch – ideale Bedingungen für jeden, der mit Kräutern, Chemikalien und Giften arbeitet.
    Auf einmal hatte Pendergast es eilig. Er hastete auf dem aus Ziegelsteinen gefügten Pfad an den Gräbern seiner Vorfahren vorbei, zurück zu dem kurzen Tunnel und der schmalen Wendeltreppe und stieg eilends nach oben. Für ihn war es der Rückweg in die reale Welt. Denn er musste nicht länger in der imaginären Welt verweilen, in die er sich durch seine Meditationsübungen versetzt hatte. Seine Wanderung durchdie Vergangenheit hatte ihn ans Ziel geführt: Endlich wusste er, wo er in dem alten Haus am Riverside Drive nach dem wichtigsten, wertvollsten Stück aus Enoch Lengs alias Antoine Pendergasts Sammlung suchen musste.

2
    Nora hörte neben sich eine Kette klirren, danach einen fast nur gehauchten Atemzug. Sie befeuchtete sich mit der Zunge die Lippen. Ihre Stimme klang wie erstickt, als sie zaghaft ins Dunkel hinein fragte: »Pendergast?«
    »Ja«, antwortete eine kraftlose Stimme, »ich bin hier.«
    »Gott sein Dank!« Ihre Verkrampfung entlud sich ungewollt in einem leisen Schluchzen. »Ich dachte schon, Sie sind tot. Geht es Ihnen gut?«
    »Es tut mir Leid, dass ich gezwungen war, Sie eine Weile allein zu lassen. Wie viel Zeit ist inzwischen vergangen?«
    »Mein Gott, sind Sie taub?« Es war für sie ein Akt der Befreiung, Pendergast so barsch anzufahren. »Dieser Irre tut Bill etwas Schreckliches an!«
    »Dr. Kelly …«
    Nora zerrte an ihren Ketten, sie musste ihrer ohnmächtigen Wut irgendwie Luft machen. Zugleich merkte sie selber, dass sie vor Angst um ihren Freund halb verrückt war. »Tun Sie

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