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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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größeres Ziel zu erreichen.«
    Nora starrte irritiert dahin, wo sie Pendergast im Dunkel vermutete. »Welches größere Ziel als die Verlängerung des Lebens kann es denn geben?«
    »Pst – leise! Ich weiß es nicht. Aber das, was ich ahne, macht mir große Angst.«
    Langes Schweigen. Nora lauschte Pendergasts ruhigen Atemzügen. Und dann hörte sie ihn sagen: »Was es auch war, das Geheimnis liegt in diesem Haus verborgen. Ich werde jetzt die Tür dieser Zelle öffnen. Dann gehe ich in den Keller, in dem der Mann, der Lengs Platz eingenommen hat, die …« Er zögerte, als suche er nach den richtigen Worten. »… die Operationen durchführt. Es gibt keine andere Möglichkeit, als die Konfrontation mit ihm zu suchen.«
    Nach kurzem Zögern fuhr er fort: »Wie gesagt, ich glaube, dass Smithback tot ist, aber wir müssen uns Gewissheit verschaffen. Ich glaube, es wird mir gelingen, den Mann, der sich als Enoch Leng ausgibt, aus seinem Operationsraum zu locken. Versuchen Sie auf keinen Fall, uns zu folgen. Was Sie auch hören oder sehen, unternehmen Sie nicht den Versuch, mir zu Hilfe zu kommen. Meine Begegnung mit diesem Mann ist der Augenblick, der über sein und mein Schicksal entscheidet. Einer von uns wird die Begegnung nicht überleben, der andere wird zu Ihnen zurückkehren. Hoffen wir, dass ich es bin. Haben Sie das soweit verstanden?«
    Nora drückte seine Hand.
    »Sollte Smithback noch leben, tun Sie alles für ihn, was in Ihren Kräften steht. Wenn aber nicht, müssen Sie zusehen, den Keller und das Haus so schnell wie möglich zu verlassen.Am besten wird es sein, wenn Sie versuchen, ins Obergeschoss zu gelangen und durch das eingeschlagene Fenster zu entkommen. Der Fluchtweg aus dem Erdgeschoss dürfte versperrt sein.«
    Nora hörte ihm wie gebannt zu.
    »Es kann sein, dass ich mit meinem Plan scheitere. Dann werden Sie mich tot auf dem Boden des Operationsraums finden. In diesem Fall müssen Sie um Ihr Leben rennen. Wenn Ihnen das nicht gelingen sollte, bleibt Ihnen nur die Möglichkeit, sich das Leben zu nehmen. Sie
müssen
es tun, die Alternative ist zu grausam. Werden Sie das fertig bringen?«
    Nora musste sich auf die Lippen beißen, um nicht in haltloses Wimmern auszubrechen. Schließlich nahm sie alle Kraft zusammen und drückte Pendergasts Hand.

3
    Der Mann im Operationsraum betrachtete den Einschnitt am unteren Rückgrat seiner menschlichen Ressource. Der Schnitt verlief vom zweiten Lendenwirbel bis zum Kreuzbein. Akkurate, saubere Arbeit, für solche Schnitte hatte er während des Medizinstudiums viel Lob eingeheimst. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich gewisse unerfreuliche Dinge ereignet hatten.
    In den Zeitungen wurde er »der Chirurg« genannt – eine Bezeichnung, die ihm gut gefiel. Und angesichts des sauberen Einschnitts fand er sie durchaus angebracht. Exakter konnte man der Anatomie nicht nachspüren. Zuerst ein langer vertikaler Schnitt vom Referenzpunkt an der Wirbelsäule entlang, mit ruhiger, sicherer Hand durch die Haut geführt. Dann hatte er den Schnitt vertieft, in das subkutane Gewebe hinein und bis zur Muskelhülle. Wobei es darauf ankam, den Schnitt immer wieder durch Klammern zu öffnen und mit Hilfe von Klemmen abzustützen. Zur Öffnung der Fasciahatte er eine periostale Stütze benutzt, um den Muskel von der Lamina und dem Dornfortsatz zu trennen.
    Er hatte sich so liebevoll in seine Arbeit vertieft, dass die eingeplante Zeit überschritten wurde. Was zwangsläufig dazu geführt hatte, dass die betäubende Wirkung der subkutanen Infusion nachließ, bevor er fertig war, und so war seine menschliche Ressource verständlicherweise unruhig geworden, hatte einigen Lärm gemacht und sich zur Unzeit bewegt. Dennoch, das Abbinden und das Setzen der Nähte waren ihm problemlos gelungen. Und als er das weiche Gewebe mit einer Kurette entfernt hatte, konnte er mit Zufriedenheit verfolgen, wie sich das grauweiße Spinalmark immer klarer gegen das rötliche Fleisch abhob. Er trat einen Schritt zurück, um sein Werk zu begutachten.
    Eine Arbeit wie aus dem Lehrbuch. Alles war deutlich zu erkennen, die Nerven und die ganze wundervolle innere Architektur. Erstaunlich, wie klar sich unter der Lamina und den Ligamenta flava die transparente Dura des Rückenmarks abzeichnete. Sein Pulsschlag beschleunigte sich, während er beobachtete, wie die Körperflüssigkeit die Cauda equina umspülte. Ohne Zweifel der beste Einschnitt, der ihm bisher gelungen war.
    Chirurgie ist eben eher

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