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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Kabinetts sehen, wie er die Straße hinunterging, offenbar auf dem Weg zu einem Arbeitshaus. Ich bin überzeugt, dass dies keine zufällige Beobachtung war, vielmehr muss es wohl eine höhere Macht so gefügt haben.
    Beklommenen Herzens stieg ich die Treppe zum dritten Stock hinauf. Leng hatte zwar das Schloss seiner Wohnungstür ausgewechselt, aber mit Hilfe eines Dietrichs vermochte ich es zu öffnen. Der vorderste Raum diente der Einrichtung nach als Salon. Der Wandschmuck – grellbunte Drucke mit Sportszenen – wirkte ebenso befremdlich auf mich wie die herumliegenden Sensationsblätter und Groschenromane. Ich hatte Leng stets für einen gebildeten, kultivierten Mann gehalten, aber seinGeschmack entsprach offensichtlich eher dem Niveau junger Burschen, die den ganzen Tag in Billardsalons herumlungern, oder dem naiver Küchenmädchen. Alles war mit einer Staubschicht überzogen, als habe Leng sich in letzter Zeit selten in seinem Salon aufgehalten.
    Der Flur, der nach hinten führte, war mit einem schweren Brokatvorhang verhängt. Als ich ihn mit dem Gehstock beiseite geschoben hatte, kannte meine Verblüffung keine Grenzen mehr. Das Mobiliar bestand fast nur aus gut einem halben Dutzend großer Tische, deren zernarbte Oberfläche darauf schließen ließ, dass Leng sie für seine Experimente benutzte. Der strenge Ammoniakgeruch, der in der Luft hing, raubte mir fast den Atem. In einer Schublade entdeckte ich mehrere stumpfe Skalpelle, die anderen Schubladen waren – abgesehen von etlichen Spinnen – leer.
    Nach längerem Suchen fand ich zwischen den Bodenbrettern die Ritze, durch die einige Nächte zuvor das Blut getropft war. Der Fußboden war offenbar mit einer scharfen Flüssigkeit gesäubert worden, dem Geruch nach Salpetersäure. Bei näherem Hinsehen entdeckte ich auch an den Wänden mehrere Stellen, an denen die Farbe ausgebleicht war, vermutlich die Folge rigoroser Reinigungsversuche.
    Ich muss gestehen, dass ich mir in diesem Moment wie ein Narr vorkam. Es gab allem Anschein nach keinerlei Anlass zu ernsthafter Beunruhigung. Und doch wurde ich das Gefühl nicht los, dass sich hier irgendetwas Schreckliches abgespielt hatte. Der merkwürdige Geschmack, den der Salon verriet, der Geruch von Chemikalien, die mit pedantischer Sorgfalt getilgten Flecke am Boden und an der Wand – all das gab mir zu denken. Warum waren die hinteren Räume so aufwändig gereinigt worden, und im Salon lag eine dicke Schicht Staub? Und plötzlich fiel mir der Keller ein.
    Vor Jahren hatte Leng mich gefragt, ob er das alte Gewölbe, in dem früher Kohlen gelagert wurden, als Abstellraum für seine ausgemusterten Geräte nutzen dürfe. Ich selbst brauchte den Keller seit der Installation eines neuen Heizungskesssels nicht mehr, also gab ich ihm den Schlüssel, und damit war die Sache für mich vergessen.
    Ich kann kaum beschreiben, mit welchen Gefühlen ich die Kellertreppe hinabgestiegen bin. Ich habe sogar erwogen, irgendjemanden mitzunehmen, quasi als Geleitschutz. Doch dann obsiegte der gesunde Menschenverstand, und der sagte mir, dass es keinen Grund gebe, ein Verbrechen oder andere Ungeheuerlichkeiten zu befürchten.
    Leng hatte ein Vorhängeschloss an der Tür des früheren Kohlenkellers angebracht. Im ersten Augenblick war ich fast erleichtert. Ich hatte mein Möglichstes getan und konnte mich nun guten Gewissens damit zufrieden geben. Ich wollte schon wieder nach oben gehen, als mir dämmerte, dass ich keine Ruhe finden würde, bis ich genau wusste, dass sich hinter der Kellertür kein grässliches Geheimnis verbarg.
    Im ersten Impuls wollte ich die Tür eintreten, doch dann besann ich mich eines Besseren. Es schien mir ratsamer, das Vorhängeschloss zu knacken und Leng in dem Glauben zu wiegen, ein Dieb habe sich hier unten herumgetrieben.
    Es war eine Sache von fünf Minuten, das nötige Werkzeug zu holen und den Bügel des Schlosses zu durchtrennen. Ich stieß die Tür weit auf, sodass das helle Nachmittagslicht, das die Treppe heruntergeflutet kam, mir den Weg weisen konnte.
    Schon nach den ersten Schritten beschlich mich ein unheimliches Gefühl, viel stärker als das, das ich bei meinem eigenmächtigen Eindringen in die Räume desdritten Stocks empfunden hatte. Eine Ahnung sagte mir, dass ich – was immer sich dort oben abgespielt haben mochte – den Schlüssel zur Lösung aller Rätsel hier und nur hier finden konnte.
    Wiederum war es der Geruch, der mir zuerst auffiel: der Geruch ätzender Reagenzien, etwas

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