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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Brisbane lehnte sich zurück und ließ den Blick kritisch über die Glasplatte seines Schreibtisches gleiten: sein allmorgendliches Prüfritual. Er hielt auf Ordnung und Sauberkeit, und tatsächlich, der Schreibtisch vor ihm schimmerte in makellosem Glanz. Zum Schluss musterte er genüsslich den gläsernen Würfel mit den Edelsteinen, die nie schöner funkelten als im Morgenlicht der Sonne. Smaragde, heißt es immer, sähen grün aus, und Saphire blau, aber das waren höchst unzulängliche Beschreibungen. Die Sprache kennt eben keine Worte, um den Nuancen eines solchen Farbenspiels gerecht zu werden.
    Edelsteine … unvergänglich, gefeit gegen Zerfall, hart, kalt und rein, stets strahlend schön, immer perfekt, frisch wie am Tag ihrer Geburt im glühenden Schmiedeofen eines unvorstellbaren Drucks. Ganz anders als die Menschen mit ihrer rötlichen, gummiartigen Haut, ihrem abstoßenden Eigengeruch und ihrer Lebensgeschichte, die eine einzige Tragödie der Vergänglichkeit war. Voller Verheißungen und Enttäuschungen dem Wahn von Sperma und Tränen verfallen. Er hätte eben doch Gemmologe werden und sich einer Welt voller zauberhafter versteinerter Blüten verschreiben sollen. Kein Vergleich mit der Welt der Anwälte, in der sein Vater ihn gern gesehen hätte. Der bloße Gedanke an den täglichenFrust angesichts der ständigen Konfrontation mit lauter abscheulichen menschlichen Schwächen machte ihn krank. Er beugte sich über den Computerausdruck, der vor ihm lag. Das Museum hätte nie und nimmer dieses Hundertmillionendarlehen für das hypermoderne Planetarium aufnehmen dürfen, das zeigte sich immer klarer. Die Folge war der Zwang zu Einsparungen und Kürzungen. Nun gut, das würde er schon durchboxen. Das Museum war ohnehin eine Ansammlung von nutzlosen, affektierten, überbezahlten Kuratoren und Funktionären, die dauernd über Geldmangel jammerten und nie am Telefon zu erreichen waren, weil sie gerade auf Museumskosten auf einer Forschungsreise waren oder ein Buch schrieben, das sowieso niemand lesen würde. Sie hatten bequeme, gut bezahlte Jobs, waren praktisch nicht kündbar. Es sei denn, außergewöhnliche Umstände zwangen dazu.
    Er schob den Ausdruck in den Papierschredder, zog eine Schublade auf und entnahm ihr ein Bündel mit hausinternen Mitteilungen, deren Absender sich Brisbane für eine eventuelle Personalbereinigung vormerken wollte. Ein Mitarbeiter der Poststelle hatte sie für ihn abgefangen und kopiert; der Bursche war bei der Organisation einer Wettgemeinschaft für den Super Bowl erwischt worden – während der Arbeitszeit. Brisbane überflog die obenauf liegende Liste mit Namen. Der vorletzte war der von Puck, der letzte der von Nora. Was hatte dieser arrogante FBI-Agent gesagt? Es wird sich vornehmlich um archivarische Tätigkeiten handeln. Soso. Nun, das wollte er sich mal genauer ansehen.
     
    Liebe Frau Dr. Kelly,
ich habe noch eine Schachtel mit Papieren aus dem Shottumnachlass gefunden, sie war falsch abgelegt worden. Längst nicht so sensationell wie das, was wir neulich gefunden haben, aber auch recht interessant. Ich habe die Unterlagen für Sie im Leseraum bereitlegen lassen.
Puck
    Brisbanes Gesicht verfärbte sich ein paar Sekunden lang zornrot. Hatte er sich’s doch gedacht, sie arbeitete immer noch für diesen aufgeblasenen Agent. Und nahm auch noch Pucks Hilfe in Anspruch. Dem musste ein Ende gemacht werden. Und was Puck anging – der war überfällig. Er musste sich ja nur diesen Wisch ansehen. Auf einer vorsintflutlichen Schreibmaschine getippt! Die bloße Ineffizienz, die sich darin zeigte, brachte Brisbanes Blut in Wallung. Das Museum war doch kein Wohltätigkeitsverein! Dieser Puck war ein lebender Anachronismus, er gehörte längst aufs Altenteil. Brisbanes Entschluss stand fest: Er würde weitere Beweise sammeln und dem Verwaltungsrat bei dessen nächster Sitzung eine schriftliche Empfehlung für eine personelle Bereinigung vorlegen. Und ganz oben auf seiner Liste stand dieser Reinhart Puck. Und Nora Kelly? Er hatte noch im Ohr, was Collopy, der Museumsdirektor, zu ihm gesagt hatte. Das heißt, eigentlich war’s nur leises Gemurmel gewesen: »Doucement, doucement …«
    Also gut, dann eben auf die sanfte Tour. Fürs Erste.

7
    Smithback stand auf dem Bürgersteig, ziemlich genau in der Mitte zwischen der Columbus und der Amsterdam, und sah versonnen zu der roten Backsteinfassade von einhundertacht West, Neunundneunzigste Straße hoch. Ein breit gezogenes Wohnhaus,

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