Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
meines Fingers eingebüßt und wäre um ein Haar die Steilklippen hinuntergestürzt!«
»Auch damit haben Sie Recht.«
»Erwarten Sie also nicht, dass ich mich heute Abend mit ein paar kühlen Bier an den Pool lege, während Sie in die Höhle des Löwen gehen!«
Pendergast konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. »Bevor ich Florenz verlasse, muss ich noch etwas erledigen. Wir können dann darüber sprechen.«
Und damit verschanzte er sich wieder hinter seiner Zeitung.
Zwei Stunden später hielt Pendergast mit dem Mietwagen an einem der schmalen florentinischen Gässchen an und deutete auf ein großes, düsteres Gebäude aus rauem Stein. »Der Palazzo Maffei. Würde es Ihnen etwas ausmachen, kurz zu warten, Vincent? Ich bin gleich wieder da.«
D’Agosta verfolgte neugierig, wie der Agent etwas in die Ruftaste murmelte und gleich darauf das große eiserne Tor aufschwang. Er stieg aus, schlenderte ein Stück weit die Gasse hinunter und studierte angelegentlich die verschiedenen Tasten der Rufanlage. Auf der, die der Agent gedrückt hatte, stand schlicht Corso Maffei. Da ihm das nichts sagte, kehrte er achselzuckend zu ihrem Mietwagen zurück.
Pendergast hielt Wort, es dauerte nur zehn Minuten, bis er den Palazzo verließ und wieder hinter das Lenkrad rutschte.
»Und? Was war das jetzt?«, fragte D’Agosta.
»Lebensversicherung«, antwortete Pendergast. Dann wandte er sich um und sah D’Agosta ernst an. »Unsere Chancen bei dem bevorstehenden Abenteuer liegen bei maximal fünfzig Prozent. Darum würde ich es persönlich begrüßen, wenn Sie nicht mitkommen.«
»Ich habe bereits gesagt, dass wir die Sache gemeinsam durchstehen!«
»Wie ich sehe, sind Sie fest entschlossen. Aber denken Sie daran, Vincent: Sie haben einen Sohn und außerdem exzellente Aussichten auf beruflichen Erfolg und ein glückliches Leben.«
»Ich sagte doch: Wir ziehen das gemeinsam durch!«
Pendergast lächelte und legte ihm die Hand auf den Arm – eine Geste, zu der sich der Agent nur selten hinreißen ließ.
»Ich wusste, dass das Ihre Antwort sein würde, Vincent, und bin froh darüber. Ich verlasse mich gern auf Ihren gesunden Menschenverstand, Ihre Beharrlichkeit und Ihre Schießkünste – und das sind nur einige der Qualitäten, die ich an Ihnen schätze.«
Der Sergeant lief rot an und brummelte verlegen etwas vor sich hin.
»Ich denke, wir werden am frühen Nachmittag bei Fosco ankommen. Ich weise Sie unterwegs ein.«
Die Straße führte mit vielen Windungen südwärts in das Weinbaugebiet von Chianti, einen der schönsten Landstriche, die D’Agosta je gesehen hatte. Grau-grüne Olivenhaine wechselten sich mit verwunschenen Burgen und prächtigen Renaissancevillen ab. Als sie den Passo dei Pecoraia erklommen hatten, sahen sie vor sich das Städtchen Greve liegen. Pendergast deutete nach links. »Castel Fosco.«
Die Burg ragte trutzig wie ein viereckiger Klotz über den Hügeln des Weinbaugebietes von Chianti auf. Die Straße, der Pendergast folgte, führte eine Zeit lang genau darauf zu, bis sie sich abrupt absenkte und die Burg eine Weile nicht mehr zu sehen war. Nach einer Weile bog er auf einen schmalen Fahrweg ein, der sie geradewegs zu ihrem Ziel führte. Castel Fosco war über dem weit offenen, vom Rost vieler Jahrzehnte angenagten Tor zu lesen.
Als sie den Hügel hinauffuhren, deutete Pendergast mit dem Kopf auf die Weinberge und die terrassenförmig angelegten Obstplantagen. »Ein ansehnliches Stück Grund und Boden. Vermutlich eines der größten im ganzen Chianti.«
D’Agosta sagte nichts. Mit jedem Meter, den sie vorankamen, wuchs sein Unbehagen.
Schließlich tauchte vor ihnen wieder der Burgbereich auf, und bald sahen sie ihn ganz nahe vor sich: eine gewaltige mittelalterliche Trutzburg, zu der später Anbauten aus der Renaissance hinzugekommen waren, die mit ihrem hübschen gelben Stuck und den roten Schindeldächern die martialische Strenge des Steinklotzes linderten.
Der gesamte Gebäudekomplex war mit einem doppelten Schutzwall umgeben. Der äußere Wall war fast völlig zerstört, aber der innere noch intakt und diente als eine Art Stützmauer für die Burg selbst.
»Der Besitz umfasst über fünftausend Hektar«, kommentierte Pendergast staunend, »und das, wie man mir gesagt hat, schon seit über tausend Jahren.«
D’Agosta sagte wieder nichts. Der Anblick der mächtigen Trutzburg bedrückte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte.
Er verstand einfach nicht, dass ausgerechnet
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