Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
ungeziemende Hast bei der Ermordung des alten Priesters, die ich zutiefst bedauere. Sie war unnötig und dumm. Ich muss wohl in Panik geraten sein.«
»Dumm und unnötig?«, blaffte ihn D’Agosta an. »Sie vergessen wohl, dass es hier um Mord geht!«
»Hören Sie auf, den Moralapostel zu spielen!« Er nippte an seinem Weinglas und spießte mit der Gabel ein paar Leckerbissen von der Vorspeisenplatte. Als er sich an ihnen gütlich getan hatte, schien er mit sich und der Welt wieder im Reinen zu sein.
Er sah Pendergast lauernd an. »Schon fünf Minuten nach unserer ersten Begegnung war mir klar, dass Sie mir Probleme machen würden. Wer hielte es schon für möglich, dass ein Mann Ihres Schlags Polizist wird?«
Als die erhoffte Replik ausblieb, hob er sein Glas, als wolle er dem Agent zutrinken. »Ich wusste von Anfang an, dass ich nicht umhinkommen werde, Sie zu töten. Und nun scheint es so weit zu sein.« Er schlürfte genüsslich von seinem Wein, dann fuhr er im Plauderton fort: »Ich hatte gehofft, dieser Idiot Bullard werde mir die Mühe abnehmen, aber er hat natürlich versagt.«
»Sie geben also zu, dass Sie versucht haben, ihn dazu anzustacheln?«
»Sagen wir einfach: In seiner Angst und Kopflosigkeit war er entsprechenden Andeutungen aufgeschlossen. Tja, nun muss ich mich eben doch persönlich bemühen. Aber ich denke, zuvor sollten Sie mir zu meinem ausgeklügelten Plan gratulieren. Es ist mir gelungen, Bullard die Violine zu entwenden. Und wie Sie nur allzu gut wissen, Mr Pendergast, gibt es keinen stichhaltigen Beweis, der mich mit den Morden in Verbindung bringt.«
Pendergast sah ihn gelassen an. »Sie haben die Violine, die sich zuvor in Bullards Besitz befunden hat. Das kann zweifelsfrei bewiesen werden.«
»Sie gehört nach verbrieftem Recht der Familie Fosco. Ich bin im Besitz des ursprünglichen Kaufvertrages, der von Antonio Stradivari persönlich unterzeichnet wurde. Sobald eine angemessene Zeit nach Bullards Ableben verstrichen ist, wird das Instrument auf wundersame Weise in Rom auftauchen. Ich habe das alles bis ins kleinste Detail geplant. Ich mache meinen Anspruch geltend, zahle dem überglücklichen Trödler eine geringe Abfindung, und damit hat sich’s. Bullard hat niemandem erzählt, warum er es für nötig befand, die Violine aus dem Labor zu entfernen. Noch nicht einmal seinen eigenen Mitarbeitern. Wie hätte er das auch tun können?« Der Graf kicherte in sich hinein. »Sie sehen also, Mr Pendergast, Sie haben nichts in der Hand, was mich belasten könnte. Aber das ist nicht verwunderlich, ich bin zeit meines Lebens ein Glückspilz gewesen.« Er knabberte gedankenverloren an einem Stückchen Brot herum. »Um Ihnen ein Beispiel zu nennen: Diese ganze Angelegenheit begann mit einem glücklichen Zufall. Ahnen Sie, was ich meine?«
»Ich kann es mir denken.«
»Am frühen Nachmittag des 31. Oktober 1974, als ich gerade die Nationalbibliothek verließ, begegnete ich einer Gruppe unreifer amerikanischer Studenten, Sie wissen schon, die Typen, die Florenz jedes Jahr heimsuchen. Es war der Tag vor Allerheiligen, für sie natürlich Halloween, und sie waren ziemlich betrunken. Ich war selber jung und unreif, und ihr flegelhaftes Benehmen amüsierte mich. Wir ließen uns von der ausgelassenen Stimmung hinreißen. Irgendwann gefiel sich einer von ihnen – Jeremy Grove, um genau zu sein – in lästerlichen Bemerkungen über Gott, dass Religion nichts weiter sei als Opium fürs Volk und so weiter. Seine arrogante Art ärgerte mich. Ich sagte ihm, ich könne die Existenz Gottes nicht beweisen, wohl aber die des Teufels.«
Fosco lachte leise in sich hinein, sein enormer Bauch hüpfte auf und ab.
»Nun, die Existenz des Teufels wollte mir auch keiner von ihnen abnehmen, aber ich behauptete, ich hätte Freunde, die in okkulten Kreisen verkehrten, alte Handschriften und dergleichen sammelten, und ich selbst besäße eine alte Pergamentrolle mit Beschwörungsformeln, mit denen man Luzifer persönlich herbeirufen könne. Wir könnten noch in derselben Nacht die Frage ein für alle Mal klären. Ob sie Lust dazu hätten? Oh ja, riefen sie unisono, was für eine faszinierende Idee!« Fosco gluckste und wollte sich vor Lachen ausschütten.
»Sie haben also eine Show für sie inszeniert?«
»Genau. Ich lud sie zu einer mitternächtlichen Séance in mein Kastell ein, und dann eilte ich heim, um die nötigen Vorbereitungen zu treffen. Das hat mir unbändige Freude bereitet, und Pinketts, der mir
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