Pendergast 05 - Burn Case - Geruch des Teufels
Absicht.«
Als sie in die Pearl Street einbogen und Richtung Hafen fuhren, lief das Fax auf dem winzigen integrierten Drucker auf. Pendergast riss es ab und hielt es dem Wachmann an der Einfahrtsperre hin.
»Sie schon wieder?« Der Mann nahm das Blatt Papier entgegen. Pendergast legte den Zeigefinger an die Lippen und schärfte dem Wachmann ein: »Kein Wort zu Bullard!«
Der Wachmann las das Fax und gab es Pendergast zurück. Irgendetwas an seinem Gesichtsausdruck ließ vermuten, dass er nicht ganz unzufrieden war mir der Art und Weise, wie die Dinge sich entwickelten.
»Würden Sie bitte einen Schritt zurücktreten?«, sagte Pendergast leise.
»Ja, Sir.«
Sie parkten auf dem VIP-Parkplatz. Pendergast stieg aus, öffnete den Kofferraum und sagte trocken zu D’Agosta: »Das habe ich für Sie mitgebracht.«
Der Sergeant starrte verblüfft auf den zerkratzten Rammsporn. Was sollte das? So was benutzten gewöhnlich die Kollegen von der Drogenfahndung bei ihren Razzien.
»Wir wollen Entschlossenheit demonstrieren, mein lieber Vincent«, klärte ihn Pendergast schmunzelnd auf. D’Agosta griff nach dem Rammsporn, wuchtete ihn aus dem Kofferraum und folgte Pendergast zum Zentraldock. Vor ihnen lag Bullocks Jacht: die Stormcloud – riesig und protzig, mit drei Decks und Dutzenden getönter Scheiben.
»Was ist mit der Crew?«, fragte D’Agosta.
»Nach meinen Informationen ist Bullard allein.«
Der FBI-Agent fuhr mit der Hand über die Kette an der Gangway, als wolle er überprüfen, ob sie tatsächlich verschlossen war. Aber nach einigen geschmeidigen Handbewegungen löste sie sich wie durch einen Taschenspielertrick. Pendergast fing sie auf, legte sie ab, zog seine 45er Les Bear und machte eine einladende Handbewegung. »Nach Ihnen, Vincent.«
D’Agosta versuchte sich an alles zu erinnern, was er an der Polizeiakademie gelernt hatte. Nicht blindlings gegen die Tür rennen, sondern die Tür mit Gefühl aufstoßen. D’Agosta atmete tief ein, umklammerte die Griffe des vierzig Pfund schweren Rammsporns mit beiden Händen und schwang ihn vorwärts. Und tatsächlich, die Tür sprang mit einem schmatzenden Laut nach innen auf. Pendergast drängte sich mit gezogener Waffe an dem Sergeant vorbei.
»FBI! Bleiben Sie stehen!«
Bullard stand mitten in seinem Salon. Er trug einen blassblauen Trainingsanzug. Zwischen den Fingern seiner rechten Hand klemmte eine Zigarre. Er schien überrascht und entsetzt.
»Keine Bewegung!«
Bullard erholte sich zusehends. Tiefe Röte überzog sein Gesicht, und auf seinem Hals konnte man eine dicke Ader sehen. Seine Verblüffung machte unverhohlener Wut Platz. Er hob die Zigarre an die Lippen, nahm einen tiefen Zug und atmete aus.
»Aha. Der armselige Kerl hat sich doch glatt Verstärkung mitgebracht!«
»Keine Bewegung. Ich will Ihre Hände sehen!«, drohte Pendergast, als er mit gezogener Waffe näher trat. Bullard spreizte die Finger. »Wäre das nicht ein tolles Szenario für Ihren nächsten Schundroman, D’Agosta? Aber mit Jachten kennen Sie sich wohl nicht aus, was? Wie denn auch, wenn man in einem Slum aufgewachsen ist, bei Eltern, die beide …«
D’Agosta machte Anstalten, auf ihn loszugehen, aber Pendergast hielt ihn rechtzeitig zurück. »Tun Sie das nicht, Sergeant, er wartet ja nur darauf.«
Bullard atmete keuchend. »Versuchen Sie’s ruhig! Ich bin sechzig, aber Ihnen reiß ich immer noch den fetten Arsch auf, sogar mit einer Hand!«
Pendergast erwiderte D’Agostas Blick und schüttelte langsam den Kopf. D’Agosta schluckte. Dann trat er einen Schritt zurück.
Pendergast wandte sich Bullard zu. Seine silbrigen Augen fixierten ihn.
»Da schau her. Ein Leichenbestatter, der ein bisschen FBI spielt. Weißer Abschaum aus dem tiefen Süden. Sehr weißer Abschaum, wie mir scheint.«
»Immer zu Diensten«, sagte Pendergast leise. Bullard lachte dröhnend und blies sich dabei auf wie eine schwarze Mamba. Immer noch hielt er seine Zigarre zwischen zwei riesigen Fingern, und jetzt unterbrach er sein Gelächter, indem er sie zwischen die Lippen nahm und eine Rauchwolke in ihre Richtung blies.
Pendergast legte das Fax auf einen Ebenholztisch. Dann deutete er auf ein lackiertes Wandpaneel gegenüber. »Sergeant, bitte öffnen Sie den Schrank dort drüben.«
»Moment mal, dazu brauchen Sie eine richterliche …«
Pendergast zeigte auf das Fax auf dem Tisch. »Lesen Sie.«
»Ich will meinen Anwalt!«
»Erst werden wir die Beweisstücke sichern, die im
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